Angélique Vootz (Foto: STEFAN SCHUMACHER FOTOATELIER)
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Viersen. Ratsfrau Angélique Vootz, seit 16 Jahren für die Christlich-Demokratische Union im Rat der Stadt Viersen, hat mit sofortiger Wirkung ihren Austritt aus Partei und Fraktion erklärt und wechselt mit ihrem Mandat zur Fraktion von Bündnis90/DIE GRÜNEN. Vootz kandidierte bei der letzten Wahl zum Stadtrat im Dülkener Wahlkreis 807 und war als Mitglied der CDU-Ratsfraktion auch zur stellvertretenden Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses gewählt worden. Außerdem vertrat sie ihre Partei im Kulturausschuss als Sprecherin und im Aufsichtsrat der NEW mobil. Sie wird bei der anstehenden Kommunalwahl am 13. September auf der Liste von Bündnis90/DIE GRÜNEN erneut für den Stadtrat kandidieren.

Vootz begründet ihren Wechsel mit politischen und persönlichen Gründen: „Nach 35 Jahren in der Jungen Union und in der CDU stelle ich fest, dass diese Partei meine Werte nicht mehr vertritt. Auch die Viersener Christdemokraten haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt und halten krampfhaft an der Vergangenheit fest. Umwelt- und Klimaschutz sind für meine alten Parteikollegen Randthemen, die man nur pflichtschuldigst bedient – ohne echtes Engagement und eigenes Herzblut. Ich sehe meine politische Zukunft jetzt bei den Grünen, die sich schon früh auch mit den Themen beschäftigt haben, die über den Tellerrand der kommunalpolitischen Tagespolitik hinausweisen: Klima, Umwelt, Natur und nicht zuletzt die Verkehrswende.“

Mit den Grünen möchte Vootz im Stadtrat auch weiterhin für einen starken Wirtschaftsstandort Viersen eintreten, der nicht nur den Rheinmetropolen als Schlafstadt dient, sondern mit attraktiven Arbeitgebern und einem lebenswerten kulturellen Umfeld auch selbst um junge und gut ausgebildete Fachkräfte werben kann. Vom Prinzip „Wachstum um jeden Preis“ hat sich Vootz allerdings verabschiedet: „Es geht nicht mehr darum, unsere Freiflächen im Außenbereich mit immer neuen Einfamilienhaus-Siedlungen zuzupflastern. Es geht um qualitatives, nachhaltiges Wachstum. Hierfür stehen für mich die Grünen mehr als alle anderen Parteien.“

Vootz kritisiert auch den Umgang der CDU mit den Bürgerinnen und Bürgern: „Politik muss ehrlich mit den Menschen ins Gespräch kommen. Das gilt auch für die junge Protestbewegung für den weltweiten Klimaschutz. Für die konservativen Parteien ist ‚Fridays for future‘ im Grunde ein Ärgernis – eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Politik. Für mich sind das aber politische Lebenszeichen eines demokratischen Systems. Wir müssen die jungen Menschen anhören, ernst nehmen und in unsere Entscheidungen einbinden, denn sie müssen die Folgen später tragen.“

Für Vootz sind die zunehmende Politikverdrossenheit und erschreckende Wahlergebnisse von Rechtspopulisten auch ein Zeichen für das Versagen der etablierten Parteien des politischen Zentrums: „Die Bürger sollten sehen können, dass sich ihre Vertreter in den Räten und Parlamenten um ihre Anliegen kümmern und nicht für sich selbst um Pöstchen und Posten rangeln.“ Auch hier sieht sie ihre alten Parteikollegen noch auf einem weiten Weg.

Rückblickend resümiert Vootz: „Die zunehmende Entfremdung zwischen mir und der Union und den Viersener Christdemokraten hat sich schon länger angebahnt und beruht, wie die Kandidatenaufstellung zur Kommunalwahl bestätigt hat, wohl auf Gegenseitigkeit. Die persönliche und politische Atmosphäre der Viersener CDU ist mehr als gestört. Bei den Grünen bin ich mit offenen Armen und auf Augenhöhe aufgenommen worden. Ich bin sehr zuversichtlich, meine neue politische Heimat gefunden zu haben.“

Angelique Vootz, Jahrgang 1967, ist gelernte Bankkauffrau und studierte Diplom-Ökonomin. Sie arbeitet als Dozentin für die Wohnungswirtschaft und als Geschäftsführerin eines örtlichen Immobilienunternehmens. Sie ist Mutter eines 13jährigen Sohnes und lebt mit ihm und ihrem Mann in Dülken.

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