(Foto: privat)
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Neukirchen-Vluyn. Einstimmig ohne Gegenstimmen, wurde Ralf Köpke bei der Jahreshauptversammlung der SPD Neukirchen-Vluyn zum parteilosen Bürgermeisterkandidaten der Partei ernannt. „Das ist ein hervorragendes Ergebnis und stärkt uns den Rücken für den anstehenden Wahlkampf“, so die SPD-Ortsvereinsvorsitzende, Elke Buttkereit. „Es zeigt, dass der Vorstand bei seiner Aufgabe einen guten Bürgermeisterkandidaten für Neukirchen-Vluyn zu finden, mit Ralf Köpke den Richtigen gefunden hat und auch die Mitgliedschaft geschlossen hinter der Entscheidung steht, einen parteilosen Kandidaten zu wählen.“ Im Interview stellte der 59-jährige Köpke, der als Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) NRW arbeitet, seine Pläne für Neukirchen-Vluyn vor.

 

Warum möchtest du Bürgermeister werden? Was hat dich bewogen, sehr schnell das Angebot der SPD anzunehmen und als Kandidat für uns anzutreten?

An einem Tag im Dezember klingelte mein Telefon. Die Nummer war nicht gespeichert und das war sie – Elke Buttkereit. Wir kennen uns zwar schon seit ein paar Jahren, aber der Anruf kam sehr überraschend für mich. Sie hat ganz offen und direkt gefragt, ob ich Bürgermeisterkandidat werden möchte. Das wäre der Wunsch der SPD. Ich habe zwei, drei Tage gebraucht, um das sacken zu lassen. Ich habe dann mit meiner Familie gesprochen, die sofort gesagt hat. ‘Mach das, wir stehen hinter dir!‘

Ich habe einen tollen Job beim DGB, der mir sehr viel Spaß macht. Ich habe aber auch schnell nach dem Telefonat mit Elke gemerkt, dass da dieser gewisse Reiz ist. Als Bürgermeister kandidiere ich, weil ich selbst Neukirchen-Vluyner Bürger bin. Ich lebe seit 15 Jahren hier, bin aber schon in den Kindergarten am Bendschenweg gegangen und habe 1980 mein Abitur am Julius-Stursberg-Gymnasium gemacht.

In Neukirchen-Vluyn gibt es viel Murren, das in der Stadt nicht viel passiert, wenn man zum Beispiel nach Kamp-Lintfort schaut und feststellt, was dort in den letzten Jahren entstanden ist. Ich bin jemand, der gestalten will und die Stadt nach vorne bringen möchte – aber nicht alleine, sondern mit der SPD im Team. Das traue ich mir mit meiner Erfahrung als Personalchef zu.

 

Was sind deine Schwerpunkte im Wahlkampf?

Ich bin Gewerkschafter, ich habe mit Arbeit und Wirtschaft zu tun. Das ist ein großer Schwerpunkt in meinem Wahlkampf. Neukirchen-Vluyn hat 28.000 Einwohner, von denen aber gerade einmal 7000 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen, das ist zu wenig. Wir haben 20 Jahre nach Schließung des Bergwerkes keinen Beschäftigungsaufbau erlebt, gerade von 2015 bis jetzt nicht. Wir haben zu wenig Wirtschaftskraft. Einer meiner Slogan wird daher sein: „Gute Arbeit, starke Wirtschaft“. Wir müssen Unternehmen anwerben, ein Klima schaffen, das attraktiv für Unternehmen ist, damit die sich hier ansiedeln. Die IHK Duisburg hat mir gesagt, dass sie Neukirchen-Vluyn bei der Erstellung von Masterplänen – anders als Duisburg oder Moers – als Wirtschaftsstandort nicht wahrnimmt, das müssen wir ändern.

Da ich aus dem sozialen Bereich komme und 15 Jahre mit arbeitslosen Menschen gearbeitet habe, ist ein weiterer Schwerpunkt, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Die Problematik haben wir auch in Neukirchen-Vluyn. Es gibt gerade im kleineren Segment einfach zu wenig günstigen Wohnraum.

Ein weiteres Thema wird Bildung sein. Ich habe selbst drei Kinder und bin seit sieben Jahren Schulpflegschaftsvorsitzender der Hundertwasser-Schule. In die Bildung für Kinder muss investiert werden. Wenn man das verspricht, dann muss man das auch umsetzen, sonst ist man nicht mehr glaubwürdig. Bildung, Weiterbildung und Qualifizierung werden Schwerpunkte sein. Wir stehen vor einem Strukturwandel, bei dem sich auch Arbeitsplätze ändern werden. Solche Themen werden nicht nur in Berlin oder Düsseldorf gemacht, sondern auch hier direkt in unserer Stadt.

Natürlich steht auch die Mobilität ganz oben. Die Stadt braucht ein gutes Mobilitätskonzept. Das hat die SPD schon sehr gut vorangetrieben. Das möchte ich ausbauen und vor allem den Öffentlichen Personennahverkehr samt Bahnanschluss fördern. Auch wenn es oft heißt, eine Zugverbindung sei für Neukirchen-Vluyn nicht realisierbar – nein, wir müssen die Verkehrswende nur endlich anpacken und anfangen etwas umzusetzen. Die Bahn ist ein Punkt, den ich gerne in Angriff nehmen möchte und sie muss definitiv nicht in Moers enden. Wir müssen dafür mit den anderen Kommunen zusammenarbeiten.

 

Wie siehst du die Sportlandschaft in der Stadt und wie kann man das Ehrenamt (nicht nur im Sport) stärken?

Angefangen Fußball zu spielen habe ich, da war ich fünf Jahre alt. Ich habe über 50 Jahre aktiv Sport gemacht. Als Handballer durfte ich die Hochzeiten des SV Neukirchens miterleben.

Sport muss mehr aber auch mehr gefördert werden. Ob das ein Pakt für Sport ist, darüber kann man nachdenken. Die neue Platzanlage in Neukirchen-Vluyn ist ein erster Schritt. Ebenso muss das Ehrenamt vielmehr gestärkt und wertgeschätzt werden. Vielleicht in Form eines Ehrenamtspreises. Die Vereine leben vom freiwilligen Engagement und das Ehrenamt ist das Herzstück einer Kommune.

 

Neukirchen-Vluyn in der Region – Stichwort „interkommunale Zusammenarbeit“. Wichtig für dich?

Das ist ein sehr wichtiges Thema für mich, weil ich den Prozess der „Wir4-Kommunen“ sehr intensiv verfolgt habe. Ich finde, es ist eine tolle Idee, dass sich vier Städte zusammengetan haben und von diesem Konkurrenzgedanken weggehen. Das „Wir4“-Konstrukt wird im Wirtschaftsministerium NRW immer noch als leuchtendes Projekt bezeichnet.

 

Du bist Gewerkschafter und wärst als Bürgermeister der Vorgesetzte von über 200 Mitarbeitern. Wie kann man die Mitarbeiter neu motivieren, im Hinblick auf die schwierigen Zukunftsaufgaben?

Ich habe fünf Jahre bei der IG Metall gearbeitet und dort Betriebsräte beraten und eingerichtet. Als Gewerkschafter war ich auf der anderen Seite. Es gibt aber kein schwarz und weiß. Ich habe gelernt, wie ich Verhandlungen führen muss und immer zu Kompromissen kommen muss.

Als DGB-Vorsitzender in Krefeld war ich auch Sprecher einer Unternehmensinitiative von 30 namenhaften Unternehmen, die sich für die Industrie eingesetzt hat. Vor zweieinhalb Jahren bin ich dann zum DGB NRW als Personalchef gewechselt. Ich traue mir daher auch sehr zu, den Apparat Verwaltung zu führen. Ich würde zunächst versuchen, herauszufinden, welche Potenziale es unter den Mitarbeitern gibt. Ich glaube, wir haben ganz tolle Mitarbeiter aber ihre Potenziale werden nicht genutzt, sie werden kleingehalten.

Als Bürgermeister würde ich eine Zukunftswerkstatt ins Leben rufen, um zu schauen, welche Ideen die Mitarbeiter haben. Herausforderungen, wie Digitalisierung oder Modernisierung, möchte ich immer mit den Kollegen bearbeiten und nicht von oben herab.

 

Wenn man in den Wahlkampf zieht, muss man die Familie „im Rücken haben“. Was sagt deine Frau dazu und haben deine 3 Töchter dir schon Impulse gegeben, nach dem Motto: Wenn du Bürgermeister wirst, musst du aber dafür sorgen, dass…….

(Köpke lacht): Meine jüngste Tochter ist zehn und wünscht sich mehr schulfrei. Meine älteste Tochter arbeitet bei der AWO und würde sich freuen, wenn die Unterbringung kranker oder älterer Menschen in Pflegeheimen besser wird. Meine Frau ist sehr kunstaffin und findet, dass die Kunst in der Stadt noch mehr gefördert werden sollte.

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