Der Vorsitzende des DGB, Philipp Einfalt (Foto: Das mechanische Auge)
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Krefeld. Absage der 1.-Mai-Kundgebung 2020 in Krefeld

“Schweren Herzens müssen wir die 1. Mai Kundgebung dieses Jahr in Krefeld absagen. Solidarität heißt in diesem Jahr: Abstand halten und Verantwortung übernehmen. Die weltweite Ausbreitung des Corona-Virus zwingt die Gewerkschaften zu dieser historisch einmaligen Entscheidung. In dem Wissen um die Auswirkungen dieser Absage auf die teilnehmenden Vereine, Institutionen, Parteien und natürlich auch unserer 8 Mitgliedsgewerkschaften heißt es nun zusammenstehen und jeder einzelne von uns muss Verantwortung übernehmen und verantwortungsvoll handeln um Menschen zu schützen und zur Verlangsamung der Ausbreitung des Virus beitragen. Nur so wird es den Menschen in der medizinischen Versorgung möglich sein diese Krise zu meistern und uns zu helfen.

Verantwortung übernehmen heißt in dieser Zeit auch nachdenken, wie jeder einzeln handelt. Denken wir an unsere Erzieherinnen und Erzieher, unsere Lehrerinnen und Lehrer, die fast unbemerkt ihren Teil dazu beitragen, das unser Gesundheitssystem die Anforderungen schaffen kann. Sie sind es, die unsere Kinder betreuen, die unsere Kinder mit Lernstoff versorgen ohne, dass die nötige digitale Infrastruktur seitens der Regierung geschaffen worden wäre. Also halten wir uns mit vielleicht unnötiger Kritik, unnötigen Forderungen zurück und schauen, was wir selber stemmen können.

Unsere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Handel – in den Supermärkten versorgen uns tagtäglich – natürlich mit ganz persönlicher Sorge, vielleicht auch Angst. Auch hier heißt es solidarisch ist man nicht alleine.

Unnötiges Anhäufen von Toilettenpapier, etc. – Was soll das? Schon mal nachgedacht? Auch unsere Arztpraxen, Therapieeinrichtungen, etc. brauche solche Basics. Wenn jeder das kauft, was er wirklich braucht, haben wir kein Problem – auch das heißt Verantwortung zu übernehmen – solidarisch zu sein!

Die Corona-Pandemie bedeutet ein Leben im Ausnahmezustand: Viele Menschen können nicht zum Arbeitsplatz, unsere Kinder nicht in die Schulen und Kitas. Unsere sozialen Kontakte müssen wir einschränken. Wir können unsere Verwandten nicht mehr, unsere Freundinnen und Freunde, unsere Kolleginnen und Kollegen sehen. Viele sorgen sich um ihre Existenz. Zur Zeit können wir an vielen Stellen beobachten, dass neue Formen der Solidarität entstehen: wie Nachbarschaftshilfen, Einkaufsgemeinschaften oder Jugendorganisationen, die alte Menschen und andere Hochrisiko-Gefährdete unterstützen.  Eine tolle Initiative „Krefeld solidarisch – Jugend hilft!“ jugendhilft@krefeld.de oder der Rufnummer 02151-863354 ! Das ist Solidarität das ist Verantwortung!”, erklärt der Vorsitzende des DGB, Philipp Einfalt.

“Auch wir Gewerkschaften sehen uns aktuell mit einer neuen Situation konfrontiert, die uns alle extrem fordert. Wir wissen aber auch, wie viel Solidarität bewirken kann. Die Gewerkschaften haben ihre Kraft und Durchsetzungsfähigkeit schon immer aus dem Füreinander-Einstehen der Vielen bezogen. So haben sie für mehr Gerechtigkeit gesorgt und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen erkämpft. Darum geht es auch heute wieder: Auch jetzt können und müssen wir Verantwortung übernehmen und Leben retten.

Die Corona-Pandemie wirkt sich massiv auf die Wirtschaft und das soziale Leben aus. Viele Betriebe, die bei unseren 8 Mitgliedsgewerkschaften organisiert sind, sind von den Auswirkungen zum Teil massiv betroffen. In Anbetracht der Krise ist es nur folgerichtig, dass wir unsere Einrichtungen für den Publikumsverkehr schließen und geplante Veranstaltungen absagen, um unsere Kolleginnen und Kollegen zu schützen. Selbstverständlich behalten wir unsere Handlungsfähigkeit und stehen den Kolleginnen und Kollegen mit kompetenter, zielgerichteter und schneller Unterstützung zur Seite”, führt Philipp Einfalt aus.

“Ganze Wertschöpfungsketten sind von den Auswirkungen des Corona-Virus betroffen. Nicht wenige Unternehmen melden Kurzarbeit an und befinden sich trotz der schnellen Maßnahmen und Unterstützungsangebote der Bundesregierung in einer existenziellen Krise. Die Situation wirkt sich selbstverständlich auch auf die Beschäftigen aus. Wir empfehlen unseren Mitgliedern, keine Änderungsverträge und -kündigungen zu unterschreiben, ohne vorher mit uns oder mit dem Betriebsrat gesprochen zu haben. Wir haben die telefonische und digitale Betreuung massiv ausgebaut und unsere Arbeit kurzfristig umstrukturiert, damit wir trotz der Krise präsent und durchgehend erreichbar sind. Die direkte Mitgliederbetreuung und die Betreuung unserer Betriebsräte stehen für uns an oberster Stelle. Wann, wenn nicht jetzt, müssen wir unsere gelebte Solidarität unter Beweis stellen und zusammenhalten?”, stellt Philipp Einfalt klar.

“Viele Anfragen betreffen das Thema Kurzarbeitergeld. Die Situation in den Betrieben ist akut. Wir schaffen Klarheit und liefern verlässliche Informationen.

Hoffentlich werden wir nächstes Jahr wieder mit vielen Menschen den 1. Mai in Krefeld feiern.

Heute aber gilt es erst einmal jenen aufs Allerherzlichste zu danken, die uns tagtäglich – mit hohem Risiko für die eigene Gesundheit – vor dem Virus schützen, unsere Versorgung gewährleisten und die öffentliche Sicherheit aufrechterhalten. Wir müssen sie unterstützen, wo immer möglich! Ob zum Beispiel Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, die Kassiererinnen und Kassierer im Supermarkt, die Einsatzkräfte bei Polizei, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, Feuerwehr und Rettungsdiensten, die Beschäftigten bei Ver- und Entsorgungsdiensten, LKW- und Bus-Fahrerinnen und -Fahrer oder das Zugpersonal. Sie alle verdienen unseren Respekt und unsere Solidarität. Wir alle müssen uns jetzt dafür einsetzen, dass ihre Arbeit gewürdigt wird und sie angemessene Arbeitsbedingungen haben.

Die Solidarität der Gesellschaft brauchen diejenigen, die von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie betroffen sind, die um ihre Existenzgrundlage fürchten oder um die ihrer Familien, die von Betriebsschließungen, Kurzarbeit oder Geschäftsaufgabe bedroht sind. Viele Menschen müssen zuhause arbeiten und sich gleichzeitig um ihre Kinder kümmern. Wir müssen dafür sorgen, dass ihr Arbeitsplatz und ihr Einkommen gesichert bleiben. Wir warnen Arbeitgeber vor jedem Versuch, die Situation zu missbrauchen und Arbeitnehmerrechte einzuschränken! Wir fordern von der Politik, dass sie alle notwendigen Mittel zur Überwindung der Krise mobilisiert.

‘Solidarisch ist man nicht alleine’ das gelte auch für Europa”, so Philipp Einfalt. Der Virus kenne keine Grenzen. Deshalb müssen die Regierungen der Europäischen Union eng zusammenarbeiten und ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie miteinander abstimmen. „Wir werden es nicht zulassen, dass der Kampf gegen das Corona-Virus den Nationalisten in die Hände spielt und sich zum Spaltpilz für das geeinte Europa entwickelt. Angst, Wut und Nationalismus sind keine guten Ratgeber. Nur mit Solidarität, mutigem und verantwortungsvollem Handeln und Besonnenheit stehen wir die Krise gemeinsam durch”, erklärt Philipp Einfalt im Namen der 8 DGB Mitgliedsgewerkschaften: IG Metall, ver.di, IG BCE, GEW, NGG, IG BAU, EVG und GDP.

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