Mehr Zeit als üblich verbringt Schulleiterin Gabriele Halfmann derzeit vor dem Computer (Foto: privat)
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Geldern. Schülerinnen der Liebfrauen-Realschule lernen über eine Internet-Plattform

Auch wenn derzeit keine Schülerinnen über den Schulhof der Liebfrauenschule, Bischöfliche Realschule für Mädchen, in Geldern toben und die Klassenzimmer leer bleiben, werden die Mädchen noch immer mit Unterrichtsmaterial versorgt – allerdings online. Möglich macht das die Lernplattform „schulbistum“, über die die Lehrerinnen und Lehrer Unterrichtsinhalte verschicken und die Lösungen der Aufgaben einsehen können.

Schulleiterin Gabriele Halfmann musste mit dem Kollegium schnell reagieren, als sie die Nachricht von der vorübergehenden Schulschließung erhielt: „Zum Glück nutzen wir die Plattform schon seit Jahren, aber bislang nur für die Schülerinnen der höheren Jahrgangsstufen“, berichtet sie. Innerhalb von zwei Tagen wurden daher Zugänge für alle Schülerinnen ab der fünften Klasse angelegt. Parallel gab es noch eine Schulung für die Kollegen, die noch nicht ganz so versiert im Umgang mit den technischen Möglichkeiten von „schulbistum“ waren.

Mit der Plattform war das Bistum Münster als Träger von 32 Schulen schon lange vor der Corina-Krise visionär unterwegs. „Der Gedanke meiner Vorgänger war es, pädagogische Aktivitäten zu vernetzen – auch schulübergreifend –, das Lernen mit digitalen Medien zu fördern und team-orientiertes Arbeiten zu unterstützen“, erklärt Judith Henke-Imgrund aus der Abteilung Katholische Schulen im Bischöflichen Generalvikariat (BGV). Bereits 2012 ging die Lernplattform „schulbistum“ an den Start, seit 2013 wird sie von allen Bistumsschulen genutzt. „Wir waren in NRW meines Wissens der erste Träger, der eine solche Plattform flächendeckend für seine Schulen angeboten hat“, sagt die Fachfrau. Jede Klasse hat bei „schulbistum“ ihren digitalen „Raum“, kommuniziert wird per Mail oder im direkten Chat.

Wie oft sie Lerninhalte zur Verfügung stellen, handhaben die Lehrkräfte unterschiedlich, sagt Schulleiterin Halfmann. „Einige laden täglich neue Arbeitsblätter hoch, andere einen ganzen Wochenplan“, erklärt sie. Über die Homepage der Schule werden auch die Eltern regelmäßig informiert – und gebeten, ihre Kinder beim Lernen zu begleiten. „Wir können sehen, welche Schülerin wie oft die Plattform genutzt hat. Wenn es auffällig wenig Aktivität gibt, dann fragen die jeweiligen Klassenlehrer nach“, betont sie. Wie die Jugendlichen ihr „Heimklassenzimmer“ gestalten, ist übrigens auf Instagram zu sehen. Dort hat die Realschule einen eigenen Kanal, zu finden unter @geldernlfs.

„Ich finde, dass die Kommunikation über die Plattform sehr gut funktioniert“, berichtet Gabriele Halfmann von ihren eigenen Erfahrungen mit „schulbistum“ als Mathelehrerin. Das würden auch die Reaktionen zeigen, die sie und das Lehrerkollegium von Eltern bekommen. „Gerade erst habe ich wieder eine Mail bekommen, in der sich Eltern bei mir stellvertretend für alle Lehrerinnen und Lehrer für den Einsatz bedanken“, erzählt sie.

Das „Corona-Chaos“ blieb dank der etablierten Infrastruktur jedenfalls aus. Judith Henke-Imgrund berichtet: „Aus unserer Sicht ist die Umstellung des Präsenzunterrichts zum Unterricht in digitaler Form größtenteils reibungslos verlaufen.“ An den ersten beiden Tagen nach Einstellung des regulären Schulbetriebs seien, wie auch in Geldern, verstärkt kollegiumsinterne Fortbildungen durchgeführt worden. Inzwischen werde die Plattform deutlich intensiver genutzt: „In den vergangenen zwei Wochen hat sich die Datenmenge auf der Plattform nahezu verdoppelt“, beobachtet sie einen Trend. Verzögerung habe es anfangs einzig durch die technische Überlastung des Systems gegeben: „schulbistum“ wird von der Firma DigiOnline betrieben, die mehrere Schulplattformen verantwortet. Durch die „Spontandigitalisierung im Bildungsbereich“, wie Judith Henke-Imgrund die Zeit nennt, seitdem der Schulbetrieb ruht, gebe es mehr Nutzer, mehr Mails – der Internetprovider muss aufrüsten. „Aber auch das wird täglich besser“, freut sich Judith Henke-Imgrund.

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