Prof. Dr. Jens Litmathe (Foto: privat)
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Wesel. Deutlich weniger Betriebsamkeit in der Notaufnahme, weniger Kontakte in den Ambulanzen und Sprechstunden. Viele Gesundheitsbetriebe verzeichnen dieses Phänomen aktuell. Die Furcht vor einer Ansteckung mit Covid-19, einer ungewollten Übertragung von Corona oder aber die Scheu, vermeintlich Ärzte, Therapeuten oder Pflegepersonal unnötig zu belasten zu, sind mutmaßliche Gründe dafür.

Wie viele andere Krankenhäuser stellt auch das Evangelische Krankenhaus Wesel fest, dass Patienten zögern, zaudern und zurückhaltender sind, selbst wenn der dringende Verdacht auf einen Notfall vorliegt. Die falsche Scheu, die Zentrale Notaufnahme (ZNA) in der gegenwärtigen Pandemiekrise aufzusuchen, hält anscheinend den einen oder anderen davon ab, dort Hilfe zu suchen. Schlimmstenfalls selbst dann, wenn das Einholen von professionellem Rat und medizinischer Soforthilfe absolut angezeigt wäre. „Beispielsweise ist eine kurzzeitige heftige vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns, die neurologische Ausfallerscheinungen hervorruft, immer ein Grund, um sofort die ZNA des EVK Wesel aufzusuchen. Auch in Zeiten von Corona sollten kurzzeitige heftige Schwindelattacken, Gleichgewichtsprobleme,  Lähmungen, Seh-, Sprech-und/oder Schluckstörung sowie Sensibilitätsstörungen nicht ignoriert werden“, betont Chefarzt Dr. Winfried Neukäter. Denn eine solche eben beschrieben TIA gilt als Vorbote eines Schlaganfalles. Statistisch kündigt sich jeder dritte Schlaganfall durch eine solche Transitorische Ischämische Attacke an. Umso wichtiger ist es, dass Menschen, die entsprechend Symptome aufweisen, unverzüglich als Notfall in die ZNA kommen. Aber auch Sturzopfer, oft handelt es sich dabei um rüstige Senioren, die im Haushalt verunfallt sind, sollten nicht wegen Bedenken vor Ansteckung oder Virusverbreitung die notfallmedizinische Versorgung hinauszögern. „Wir treffen hier wirklich umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen, um Corona nachdrücklich Einhalt zu gebieten“, betont  Prof. Dr. Jens Litmathe. Der ärztliche Leiter der ZNA erklärt, dass jedoch falsche Zurückhaltung in Sachen Alarmierung der üblichen Rettungskette durchaus gefährliche Konsequenzen nach ziehen kann. Wenn also akut aufgetretene Brustschmerzen oder unklare Bauchkrämpfe quälen, sollte sofort die 112 gewählt werden. In anderen Fällen sollte der Hausarzt unverzüglich kontaktiert, oder am Wochenende beziehungsweise während der Feiertage über die 116 117 ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. „Die Experten kanalisieren die Notfälle und haben ein geschultes Auge und Ohr dafür, welche Erkrankungen und Unfälle dann gezielt sofort in die ZNA gesteuert werden müssen“, lobt Prof. Litmathe das bestehende Notfallmanagement des Kreises.

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