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Moers. Im Moment sind kaum noch Tiere im Moerser Streichelzoo. Ein paar Schafe und Vögel in der gespendeten Voliere sind von dem einstigen Besucher-Magneten an Gut-Wetter-Tagen übriggeblieben. Die anderen Tiere sind an den kostenpflichtigen Betreiber KALISTO als Attraktion für die Landesgartenschau (Laga) in der Nachbarstadt umsonst ausgeliehen worden. Alle Fraktionsvorsitzenden im Moerser Stadtrat haben diesem einhellig zugestimmt. Allerdings arbeitet inzwischen zeitgleich die Verwaltung alte Vorlagen den beliebten Streichelzoo zu schließen für eine Beschlusslage im Herbst auf. Anstelle der jahrelangen Attraktion Kamerunschafe, Gänse, Alpakas, Mini-Schweine und Co. zum Gucken, Bestaunen und Streicheln für Kinder mit ihren Eltern und Großeltern wird die Umwidmung in ein sogenanntes „Grünes Klassenzimmer“ mit Naturschutzverbänden und Hegering favorisiert.

Bei den Fraktionsmitgliedern der Freien Bürgerliste Moers (FBM) kommen derzeitig Zweifel auf, ob die im Rahmen des nachbarstädtischen Miteinanders ausgeliehenen Tiere nach der Landesgartenschau in die Grafenstadt zurückkehren werden. Das aktuelle Wiederaufgreifen von den nicht zu Ende gearbeiteten Verwaltungsvorschlägen und Entscheidungsgrundlagen aus 2017 wirkt auf die Freien Bürger, dass durch die Ausleihe eine Entscheidung gegen den Streichelzoo durch die Hintertür geschehen könnte. „Die FBM ist natürlich weiterhin für einen Erhalt des Moerser Streichelzoos. Wir begrüßen, dass sich die parteilose Bürgermeisterkandidatin Diana Finkele mit einer eigenen Aktion unserem dringenden Anliegen für Moerser Familien anschließt“, erklärt Paul Süßer der Fraktionsvorsitzende der Freien Bürgerliste in Erwartung, dass sich eine einstimmige Front im politischen Moers für den Fortbestand des Streichelzoos findet.

„Andere Nachbarstädte bauen sich einen Tierpark auf, während Moers umsonst Tiere dorthin verleiht. Sie haben gesehen, dass es die Attraktivität der Stadt steigert. Eine Nachfrage besteht, sonst würde ein Betreiber dies nicht mittragen“, fasst Ratsherr Otto Laakmann zusammen, um Bürgerinnen und Bürger zu bitten, dem Streichelzoo leihweise ihre Tiere zur Verfügung zu stellen. „Wir können unseren Moerser Streichelzoo gerade jetzt zu Zeiten der Pandemie nicht so einsam lassen. Während Betreuungs- und Freizeiteinrichtungen wie Kindergärten, Kitas, Schulen, Jugendheime und Spielplätze geschlossen sind, braucht Moers eine sinnvolle Attraktion für Kinder und Familien. Die Tiere mit ihrem hohen sozialen, psychisch-emotionalen und pädagogischen Nutzen fehlen vielen Moerser Familien“, benennt Laakmann weitere Gründe.

(Foto: FBM)

Am Donnerstag, 23. April, findet um 13 Uhr im Umfeld des Streichelzoos unter Beachtung der aktuellen Kontaktbeschränkungen eine Aktion der parteilosen Bürgermeisterkandidatin der Grünen Diana Finkele vor der eingeladenen Presse statt.

“Natürlich kostet der Unterhalt des Streichelzoos die Stadt Moers Geld und das ist knapp. Um den Erhalt des Streichelzoos sicherzustellen, bedarf es eines stärkeren Engagements der Moerser Bürger*innen. Deshalb wollen wir die Gründung eines Vereins initiieren, der einen Teil der Aufgaben im Streichelzoo übernimmt und damit die Begegnung von Kindern mit überwiegend heimischen Tieren weiter ermöglicht. An den städtischen Planungen der Modernisierung sollte der Verein zukünftig beteiligt werden”, stellt Finkele ihre Aktion vor.

(Foto: FBM)

Brohl (CDU): Streichelzoo gehört zu Moers

Nachdem alle Fraktionsvorsitzenden über die Ausleihe von einem Teil der Moerser Streichelzootiere für die Dauer der Landesgartenschau nach Kamp-Lintfort durch den Beigeordneten Thorsten Kamp informiert wurden und einhellige Meinung war, die Ausleihe vorzunehmen, aber damit keineswegs eine Vorwegnahme einer Entscheidung über die Zukunft des Moerser Streichelzoos einhergeht, meldet sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Ingo Brohl nun zu Wort. Er sei verwundert, dass diese Ausleihe nun von anwesenden Fraktionen politisiert wird.

Brohl: „Natürlich ist es nicht gut, dass nach den Ankündigungen aus dem technischen Dezernat aus 2017, über die zukünftige Ausrichtung des Streichelzoos entscheiden zu wollen, keine Entscheidungsgrundlage mehr gekommen ist. Deshalb sieht es jetzt unter Umständen für einige Bürgerinnen und Bürger so aus, dass durch die Ausleihe eine Entscheidung gegen den Streichelzoo durch die kalte Küche vorweggenommen werden soll. Für die CDU kann ich aber eindeutig feststellen: Wir wollen auch in Zukunft den Streichelzoo im Moerser Freizeitpark mit Tieren und zusätzlich das Konzept des sogenannten Grünen Klassenzimmers. Für uns steht fest, die Tiere, die jetzt ausgeliehen sind, kommen definitiv wieder zurück nach Moers. Der Streichelzoo hatte bislang eine große Beliebtheit und Bedeutung, insbesondere für Großeltern, Eltern mit kleineren Kindern. Dies soll er, insbesondere vor dem Hintergrund der Entbehrungen in der aktuellen Corona-Krise in diesen Familiengruppen auch in Zukunft haben.“

Für die CDU seien auch die Kosten des Streichelzoos im niedrigen sechsstelligen Bereich kein Argument gegen dessen Fortführung. Brohl: „Wir geben bei anderen freiwilligen Leistungen deutlich mehr Geld aus als beim Ganzjahresangebot Streichelzoo. Tiere so nah zu erleben ist für Kinder wichtig, deshalb gibt es für uns gar keinen Anlass den Streichelzoo im Kern in Frage zu stellen. Er gehört zu Moers. Für die CDU geht es in der Diskussion nur darum, dass Angebot zu modernisieren und zu verbessern.“

Für ihn sei auch die aktuelle Corona-Kontaktsperre mit Anlass gewesen, der Ausleihe überhaupt zuzustimmen: „Ansonsten wären wir gegebenenfalls als Stadt in die gleiche Situation gekommen, wie bei den Spielplätzen oder dem Geleucht und hätten auch das Areal Streichelzoo absperren müssen.“

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