Ein „Abschiedsgruß in Coronazeiten“ vom Kaufmännischen Direktor Stephan Lahr an den in den Ruhestand gehenden Leiter der Ergotherapie Bernd Hoymann-Joosten. Die geplante große Feier musste leider ausfallen (Foto: privat)
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Bedburg-Hau. Der Leiter der Ergotherapie an der LVR-Klinik Bedburg-Hau geht nach mehr als drei Jahrzehnten in den Ruhestand

Eigentlich wollte der Leiter der Ergotherapie an der LVR-Klinik Bedburg-Hau Bernd Hoymann-Joosten sich von seinem Team und zahlreichen Weggefährten nach fast 32 Berufsjahren beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) mit einem Fest gebührend verabschieden. Aber daraus wurde nichts, denn Corona sorgte auch in diesem Fall dafür, dass solche Feierlichkeiten nur noch in ganz kleinem Rahmen stattfinden können. So verabschiedete sich der Vorstand, im Namen der Klinik, in kleiner Runde von seiner langjährigen Führungspersönlichkeit, der eine beeindruckende Entwicklung der Klinik miterlebt und gestaltet hat.

Bernd Hoymann-Joosten kennt aus seinen beruflichen Anfangsjahren die LVR-Klinik noch als eine der größten psychiatrischen Kliniken in Deutschland, in der zu seinem Dienstbeginn rund 1600 Patientinnen und Patienten, davon annähernd 1000 chronisch psychisch kranke Menschen mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 25 Jahren, untergebracht waren.

“In all den Jahren hat die Klinik nicht nur mehrfach ihren Namen geändert, sondern sie hat sich in dieser Zeit auch zu einer modernen und zeitgemäßen Klinik gewandelt“, so Hoymann-Joosten im Gespräch. „Ich bin froh darüber, dass wir damals durch das „Enthospitalisierungsprogramm“ des Landschaftsverbandes und die damit verbundenen Fördergelder enorme Entwicklungen und Veränderungen für die Psychiatrie erreichen konnten“, erinnert er sich dankbar an die enormen Verbesserungen für die Patienten und Patientinnen. „Es war eine besondere Aufbruchstimmung in den 70iger, 80iger bis hinein in die 90-iger Jahren, in der die Psychiatrien neu aufgestellt wurden und die langsame Dezentralisierung begann mit den Gründungen der Dependancen in Kleve, Geldern und Moers.

Der gebürtige Klever, der allerdings schon lange mit seiner Familie in der niederländischen Grenzgemeinde Millingen lebt, war sicherlich auch deshalb der länderübergreifende Austausch wichtig. So unterstützte er maßgeblich mehr als zwei Jahre das Euregioprojekt „Gesellschaftliche Integration – Maatschappelijke Integratie“, das von der EU finanziell gefördert wurde und viel zur gesellschaftlichen Integration von Klienten in die Gesellschaft beitragen konnte. Daran beteiligt waren neben der LVR-Klinik Bedburg-Hau die Rosendaler Werkstätten, die Pompekliniek Nijmegen und das Institut Werkenrode in Groesbeek.

Auch in der Forensik haben sich in den vergangenen 30 Jahren viele Dinge verändert, ist Hoymann-Joosten im Rückblick auf die seine beruflichen Anfänge froh. „Heute geht es neben der Therapie längst um berufliche Orientierung und Qualifizierung mit dem Ziel der Reintegration in die Gesellschaft. Deshalb gehören ergotherapeutische Angebote für die Patient*innen selbstverständlich dazu“, schildert er die Entwicklung. Während man früher von „Bastelstuben“ oder „Arbeitskolonnen“ sprach, die als preiswerte Arbeitskräfte eingestuft wurden, geht es heute um zeitgemäße Angebote, die von den Therapeuten fundierte Fachkenntnisse erfordern. „Die Ergotherapeut*innen orientierten sich heute an den für die Patient*innen bedeutungsvollen Betätigungen und an ihrem Lebensumfeld“, resümiert Hoymann-Joosten. „Es gibt wissenschaftlich abgesicherte Testverfahren und moderne Assessments, die wir für unsere Arbeit einsetzen. Die forensische Arbeitstherapie ist mit der Vielfalt ihrer Möglichkeiten inzwischen zu einem richtungsweisenden Leuchtturmprojekt innerhalb des LVR und darüber hinaus geworden“, ist er stolz auf das Erreichte.

Der engagierte Ergotherapeut übernahm selbst schon zwei Jahre nach seiner Einstellung die stellvertretende Leitung der Beschäftigungstherapie und stieg dann zwei Jahre später zum Gesamtleiter der Abteilung für Ergotherapie auf, dem zu dieser Zeit bereits 50 Mitarbeitende unterstellt waren. Während sich die Klinik in all den Jahren um ca. 600 Betten verkleinerte hat ist das Team der Ergo- und Arbeitstherapie auf 55 Mitarbeitende angewachsen. Somit konnte auch durch diese deutliche Verbesserung der Betreuungszahl die Qualität des Angebotes deutlich verbessert werden. Unverzichtbar ist die Ergotherapie auch für die Neurologie geworden, die sich in Bedburg-Hau ebenfalls erfolgreich etabliert hat.

„All dies wäre nicht möglich gewesen ohne die vielen engagierten Mitarbeitenden der Ergo- und Arbeitstherapie, denen ich auf diesem Wege noch einmal meinen ausdrücklichen Dank aussprechen möchte“, ist dem scheidendem Leiter ganz wichtig zu erwähnen. Und vielen in der Klinik und in der Gemeinde wird er unvergessen bleiben, weil er seit fast drei Jahrzehnten          -gemeinsam mit seinem Kollegen Dieter Tripp- einer der beiden „Väter der Karnevalsmottowagen“ war. Nach ihren Entwürfen wurden schließlich in der Arbeitstherapie die Wagen gebaut, die nicht nur an den Karnevalszügen teilnahmen sondern auch mehrfach vom Gocher Karnevalskomitee ausgezeichnet wurden.

In Zukunft wird man den frischgebackenen „Ruheständler“ wohl noch häufiger auf dem Fahrrad sehen. Zudem wird er, zur Freude seiner Frau und seines Enkelkindes, künftig sicherlich noch mehr mit dem Wohnmobil unterwegs sein.

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