Unter dem wachsamen Auge von Pastor Alois van Doornick hat Matthias Szarata, Kunstinspektor des Transportunternehmens Hasenkamp, die Predelle mit der Fußwaschung ausgebaut (Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer)
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Kalkar. Predellen aus der Werkstatt von Meister Arnt aus dem 15. Jahrhundert

Jeder Handgriff sitzt, wenn Matthias Szarata und seine Kollegen ebenso tatkräftig wie behutsam zupacken. Der Kunstinspektor des Kölner Transportunternehmens Hasenkamp weiß, wohin er greifen kann, ohne die wertvollen Schnitzarbeiten zu beschädigen, die er gerade aus dem großen Altar der Kalkarer St.-Nicolai-Kirche ausbaut. Der aus reichen Schnitzereien bestehende Altar stammt aus der Werkstatt von Meister Arnt, der sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts von Kalkar aus einen guten Ruf erarbeitete.

Eben jenem Meister Arnt ist eine Ausstellung gewidmet, die – hoffentlich – bald im Kölner Schnütgen-Museum gezeigt wird. Über Guido de Werd, den langjährigen Leiter des Museums Haus Koekkoek in Kleve, fragte das Museum beim Kalkarer Pfarrer Alois van Doornick an, ob die Pfarrei Heilig Geist einige Stücke nach Köln ausleihen würde. Der kunsthistorisch selbst höchst bewanderte Pfarrer gab schließlich grünes Licht, so dass nun der Transport der mehr als 500 Jahre alten Werke in Angriff genommen werden konnte. Van Doornick ließ es sich nicht nehmen, bei dem Ausbau selbst vor Ort zu sein, um etwa auch die sonst verborgenen Rückseiten der Schnitzarbeiten zu begutachten. „Die Schnitzer haben damals sehr viel Wert auf ausdrucksvolle Arbeit gelegt, die Gesichter der Figuren sehen alle sehr individuell aus“, gerät der Pastor ins Schwärmen.

Konkret ausgebaut werden im Laufe des Vormittags die drei sogenannten Predellen, die den unteren Teil des Altars ausfüllen. Sie zeigen Szenen aus dem Leben Jesu: den Einzug nach Jerusalem, die Fußwaschung und das Letzte Abendmahl. Auch wenn Meister Arnt damals nicht jede Figur selbst bearbeitet haben wird, stammen die Arbeiten zumindest klar aus seiner Schule. Das gilt ebenso für den Georg-Altar, der bereits im Herbst nach Köln gebracht wurde. Ausgeliehen wurden zudem die Darstellung des Christus im Grabe, aus der Schatzkammer eine Büste des Bischofs Eligius sowie die goldene Madonna aus der Sakramentskapelle.

Dort, in Gegenwart des Allerheiligsten, soll aber auch weiterhin eine Maria zugegen sein. „Deshalb haben wir aus Köln ebenfalls eine Leihgabe bekommen“, erzählt Pfarrer van Doornick, „das war eine Bedingung dafür, dass wir unsere Madonna auf die Reise nach Köln schicken.“ Die wertvollen Kunstwerke werden von Szarata mit sicherem Schritt durch die Kirche getragen, spezielle Transportboxen sorgen dafür, dass auf dem Weg nach Köln nichts passiert.

Alois van Doornick ist die Freude darüber anzumerken, dass er den kunstvollen Schnitzereien für kurze Zeit näher als üblich kommen kann, bevor sie nach dem Ausbau verpackt werden. Außerdem betont er: „Es ist schön, dass Kalkar auf diese Art weiter bekannt gemacht wird. Unsere Stücke werden unter anderem neben Kunstwerken aus England, Frankreich und den Niederlanden stehen und an Meister Arnt erinnern.“ Positiver Nebeneffekt: Durch die Ausstellung erhält die Pfarrei eine wesentliche Hilfe bei der Restauration und Säuberung der Schnitzereien.

Die Ausstellung im Schnütgen-Museum wird nach derzeitiger Planung bis Ende September zu sehen sein – in Köln werden neben den Objekten auch Kalkar noch einige andere Kunstwerke vom Niederrhein zu sehen sein. Informationen zur geplanten Öffnung, den aktuellen Möglichkeiten und Beschränkungen eines Besuchs gibt es auf www.museum-schnuetgen.de im Internet. Den umfangreichen Ausstellungskatalog mit hochwertigem Bildmaterial und neuen Informationen können Interessierte außerdem im Pfarrbüro von St. Nicolai erwerben.

Info

Die St.-Nicolai-Kirche ist bald auch wieder außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet. Ab Freitag, 29. Mai, können Besucher von 14 bis 16 Uhr den Raum zum Gebet nutzen und sich die Kunstwerke anschauen. Die üblichen Hygieneregeln sind einzuhalten, Gruppen können derzeit noch nicht eingelassen werden, Führungen werden nicht angeboten.

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