Ines Malik unterstützt in der Corona-Zeit den LVR-Wohnverbund Bendmannstraße in Moers (Foto: LVR-Verbund HPH)
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Moers. LVR-Verbund HPH kooperiert mit Caritas-Wohn- und Werkstätten Niederrhein

Plötzlich war alles anders. Werkstatt zu, LVR-Heilpädagogische Zentren zu, alle Menschen zuhause. Für die 21 Frauen und Männer mit geistiger und mehrfacher Behinderung, die im Wohnverbund des LVR-Verbundes Heilpädagogischer Hilfen (LVR-Verbund HPH) an der Bendmannstraße in Moers-Kapellen leben, eine Herausforderung. Genau wie für Leiter Volkmar van Gemmeren und sein Team. „Der Alltag und alle Routine waren auf den Kopf gestellt“, sagt er. Wegen des Abstandsgebotes mussten Bewohnerinnen und Bewohner beim Einkaufen und Spazierengehen begleitet, im Haus Beschäftigung organisiert werden und die normale Arbeit des Teams weitergehen. Unmöglich? Nein. Wenn Menschen mit Behinderung nicht in die Werkstatt können, kommt die Werkstatt eben zu ihnen. In die Bendmannstraße zum Beispiel in Gestalt von Ines Malik von den Caritas-Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN).

Kontakte zwischen dem LVR-Verbund HPH und den CWWN gibt es seit vielen Jahren. Dass Personal eines anderen Trägers in den LVR-Wohnverbünden eingesetzt wird, ist Neuland und eine Folge der Corona-Pandemie, so Maren Welting vom Regionalmanagement des LVR-Verbundes HPH und CWWN-Geschäftsführer Wolfram Teschner. Die Kooperation mit den CWWN ist nicht die einzige dieser Art. Maren Welting: „Wir haben sieben LVR-Wohnverbünde in der Region, neben Mitarbeitenden der CWWN unterstützen uns auch Mitarbeitende der Lebenshilfe und des Autismuskompetenzzentrums der Lebenshilfe.“

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit? Reibungslos, ist die einstimmige Antwort. Ines Malik fühlte sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen vom ersten Tag an in der Bendmannstraße „offen und freundlich“ aufgenommen. Gemeinsam mit Volkmar van Gemmeren seien Arbeitsbereiche und – zeiten abgesteckt worden. Ines Malik ist Erzieherin mit Schwerpunkt Heilerziehungspflege und hatte vor ihrer Zeit in der Werkstatt bereits in einer Wohneinrichtung gearbeitet. „Hier wollte ich in der Pflege helfen.“ Auch, um das Stammpersonal zu entlasten, „damit die einmal eine Runde mit den Leuten spazieren gehen oder etwas spielen können“. Volkmar van Gemmeren hat dieses Angebot gern angenommen. Denn bei aller Erleichterung und Freude über die Verstärkung durch die CWWN hätten seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch die Befürchtung, „da kommen Leute, die dürfen all das Schöne machen und wir die Arbeit.“

Da einige Frauen und Männer aus der Bendmannstraße in der CWWN-Werkstatt in Rheinberg arbeiten, kannte Ines Malik bereits das eine oder andere Gesicht. Und gleich am ersten Morgen traf sie einen der Beschäftigten, den sie in der Werkstatt regelmäßig in die Rauchpause begleitet. „Er sah mich an und sagte, jetzt rauchen wir eine Zigarette.“ Aber auch, wenn sie manche bereits kenne: „Hier erlebe ich die Menschen anders“. Werkstatt sei Arbeitsplatz, Wohnverbund das Zuhause. „Hier lebt man mit den Leuten, ist viel näher dran.“ Es habe auch kleine Überraschungen gegeben. Zum Beispiel, dass Menschen, die in der Werkstatt viel Unterstützung brauchen würden, im Wohnverbund deutlich selbstständiger seien.

Dieser andere Blick auf die Menschen ist für Volkmar van Gemmeren einer der vielen positiven Aspekte der Kooperation. Voneinander lernen, den Alltag kennenlernen, einen Blick über den Tellerrand werfen. CWWN-Geschäftsführer Wolfram Teschner kann dem nur zustimmen. „Wie machen es die anderen, was kann davon für uns interessant sein, sind Punkte, die bestimmt in die Nachbetrachtung der Pandemie einfließen werden.“

Ines Malik hat ihr Fazit schon gezogen: „Ich empfinde es als Chance, ungewohnte Wege zu gehen, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. Daran kann man doch nur wachsen.“

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