Dr. Schäfer bei der Arbeit im Jahr 2003 im Dienstzimmer der Intensivstation (Foto: Helios)
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Duisburg. „Die Begleitung all dieser Patienten und ihrer Lebensgeschichten war etwas Besonderes“

Ende des Monats geht Dr. Ulrich Schäfer in den Ruhestand. Der gebürtige Westfale war mehr als 20 Jahre lang Chefarzt der Geriatrie und Inneren Medizin an der Helios Marien Klinik und prägte das Haus und den Fachbereich mit umfangreicher Expertise und viel Empathie für seine älteren Patienten. Sein bisheriger Sparringspartner und Kollege Dr. Thomas Zeile wird die Abteilung auch zukünftig in diesem Sinne weiterführen.

Besondere Geschichten gibt es im Verlauf einer Arztkarriere mit Sicherheit genug. Bei Ulrich Schäfer sind das vor allem solche, die im hohen und höchsten Lebensalter spielen, aber nicht weniger verblüffend sind. Sei es eine über 100jährige Patientin, die zum Erstaunen aller und entgegen so mancher Prophezeiungen eine sehr schwere Erkrankung so gut überstand, dass sie noch viele weitere Geburtstage feiern konnte. Oder der schwer betroffene Schlaganfallpatient, der nach langem Krankenhausaufenthalt mit liegender Ernährungssonde in ein Pflegeheim entlassen wurde und sich nach Monaten von zu Hause aus zur Entfernung der Magensonde wieder in der Klinik vorstellte.

Der heute 66jährige Chefarzt ist ein Spezialist der Geriatrie, eines medizinischen Fachbereichs, der sich vor allem mit den Erkrankungen im höheren Lebensalter beschäftigt. Schon früh entschied er sich für diese damals noch recht wenig bekannte Spezialisierung und fand darin schließlich seine tatsächliche Berufung. „Das Besondere in dieser Disziplin ist, dass es nicht um ein Organ oder ein Gelenk geht, sondern wir in einem Team immer den ganzen Menschen behandeln müssen. Da auch ältere Menschen möglichst selbständig und selbstbestimmt leben möchten, ist es manchmal wichtiger einen Umzug in eine andere Wohnung zu organisieren als ein neues Kniegelenk einzubauen. Da die richtige Entscheidung zu treffen, erreicht man nur durch gute Kommunikation im Team und vor allem mit dem Patienten selbst und seinen Angehörigen.“

Ulrich Schäfer absolvierte nach dem Staatsexamen in Köln seine Weiterbildung in verschiedenen Kliniken und kam schließlich aus einer Oberarzttätigkeit am Universitätsklinikum Witten-Herdecke 1997 nach Duisburg. An seinen Bewerbungstag erinnert er sich noch ziemlich gut. Dort begegnete er vor dem Verwaltungsgebäude nämlich einem Mann, der ebenfalls zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen war – allerdings für eine andere Position – und der bis heute sein Kollege ist: Dr. Peter Seiffert, seit 1997 Chefarzt der Kinderklinik am Helios Nordstandort St. Johannes. „Es ist schon eine kleine Anekdote, dass wir, deren Fachbereiche jeweils am Anfang und am Ende eines Lebens liegen, beide gleichzeitig angefangen und bis heute Klinikkollegen geblieben sind. Peter will allerdings, soweit ich weiß, von Ruhestand noch nichts wissen“, schmunzelt Schäfer.

Für den Geriater gab es zunächst im Katholischen Klinikum und dann bei Helios viel zu tun: Zunächst stand die Umstellung der Klinik von einer reinen Inneren Medizin in eine internistisch-geriatrische Klinik im Vordergrund. Bereits 1998 wurde die Klinik nach entsprechender Prüfung als Mitglied in den Bundesverband Geriatrie aufgenommen. Begleitet wurde diese Entwicklung durch eine Reihe von Fortbildungen, die über Duisburg hinaus Beachtung fanden. So konnte Dr. Schäfer zudem ein gutes Dutzend Internisten zum Geriater weiterbilden. 2014 kam Dr. Thomas Zeile als Chefarztkollege für die St. Johannes Klinik ins Team. Nach dem Umzug in den Neubau teilte Dr. Schäfer die Leitung seiner Fachabteilung – den Campus für Altersmedizin an der heutigen Helios Marien Klinik – mit seinem neuen Kollegen. Gemeinsam haben die beiden vor allem den Bereich der Demenzbehandlung, der Sturzprävention und der geriatrischen Frührehabilitation ausgebaut. Ulrich Schäfers Enthusiasmus für den Beruf blieb unverändert: „Die Zusammenarbeit mit den anderen Fachbereichen, die Begleitung all dieser Patienten und ihrer Lebensgeschichten, das war etwas Besonderes.“ Und dennoch, der Ruhestand lockt ihn, auch wenn er Ausstand und Einstieg anders geplant hatte: „Es ist schon schade, die Abschiedsfeier absagen zu müssen. Und die eigentlich gebuchte Trecking-Tour zum Mount Everest Base Camp werde ich wohl nicht noch einmal machen können. Jetzt ist eher die Fahrrad-Tour angesagt.“ Entsprechend steht ein E-Bike ganz oben auf seiner Wunschliste.

Auch Helios Geschäftsführer Birger Meßthaler gibt Ulrich Schäfer noch herzliche Worte mit auf den Weg: „Ich danke Dr. Schäfer außerordentlich für seine tolle und erstklassige Arbeit für die Geriatrie in Duisburg, er hat hier wirklich etwas Großartiges aufgebaut und wir hätten ihn gerne angemessen mit einer schönen Feier verabschiedet. Umso mehr wünschen wir alle ihm für den neuen Lebensabschnitt nur das Allerbeste und stets gute Gesundheit.“

Der Fokus der Geriatrie in der Marien Klinik bleibt auch nach Dr. Schäfers Weggang derselbe. Die Geriatrie bietet in Hochfeld mit über 60 Betten das therapeutische Spektrum sämtlicher geriatrischer Erkrankungen wie etwa Gangstörungen, Schlaganfall, Osteoporose oder Demenz. Kern der Geriatrie ist eine Verbindung aus medizinischer Versorgung durch erfahrene Ärzte und der funktionellen Behandlung durch ein therapeutisches Team aus geschulten Schwestern und Pflegern, dem Sozialdienst, der Krankengymnastik, der Ergotherapie, der Logopädie und einem Psychologen. Das Helios Klinikum Duisburg ist zudem Gründungsmitglied der Arbeitsgruppe „Demenzsensibles Krankenhaus“ am Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in Düsseldorf.

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