Collage (Fotos: Feuerwehr)
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Dormagen. Seit März bestimmt das Coronavirus den Alltag in Deutschland. Schulen, Geschäfte und öffentliche Einrichtungen waren über viele Wochen geschlossen. Es kam zu weitreichenden Ausgangsbeschränkungen. Nach und nach gibt es nun unter strengem Verweis auf die geltenden Hygienevorschriften immer mehr Lockerungen und langsam kehrt das öffentliche Leben zurück.

Was ist mit der Feuerwehr, die nicht „runtergefahren“ werden konnte? Ehrenamtliche Kräfte, die in ihrem Hauptberuf nicht arbeiten durften oder ins Home-Office geschickt wurden? Im Brandfall mussten und müssen sie dennoch einsatzbereit sein. Darauf hat sich die Feuerwehr vorbereitet. Denn auch für die Einsatzkräfte gelten die allgemein üblichen Schutzmaßnahmen. Abstand, Abschirmung und eingeschränkte Aufenthaltsdauer sind Feuerwehrleuten auch aus dem Einsatz mit ABC-Gefahren durchaus bekannt. Um einen bestmöglichen Abstand zu erreichen, werden die Fahrzeugkabinen der Löschfahrzeuge zurzeit nur mit maximal sechs Personen genutzt. Die übrige Mannschaft fährt – ebenfalls in kleinen Gruppen – mit Mannschaftstransportfahrzeugen hinterher. Eine Abschirmung wird mit einer Mund-Nasen-Bedeckung erreicht. Alle Fahrzeuginsassen, außer dem Fahrer und den Einsatzkräften mit Atemschutzgeräten, sind damit bei jedem Einsatz ausgerüstet. Die Aufenthaltsdauer im Fahrzeug wird zudem möglichst kurz gehalten. Bei Ankunft an der Einsatzstelle warten die Feuerwehrleute nicht wie üblich im Fahrzeug, sondern verlassen dieses sofort und halten sich in der Nähe des Fahrzeuges mit Abstand zueinander auf.

Nach dem Einsatz wird neben der eigenen Hygiene zusätzlich auch das Fahrzeug und jedes benutzte Gerät gereinigt und desinfiziert. „Dies bedeutet einen hohen Mehraufwand“, betont Feuerwehrchef Bernd Eckhardt. „Dennoch ist er für die eigene Sicherheit im Kampf gegen Corona immens wichtig.“

Zusätzlich zu den Einsätzen müssen sich Feuerwehrleute auch regelmäßig fortbilden. Dies ist jedoch während der Corona-Pandemie sehr schwierig – auch für Feuerwehren gelten viele Auflagen und Verbote. So durften sich die Einsatzkräfte viele Wochen nicht versammeln. Besprechungen und Ausbildungsveranstaltungen konnten nicht im gewohnten Rahmen stattfinden. Einzig die für den Einsatzbetrieb zwingend erforderlichen Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten durften mit einer minimalen Anzahl an Personal und unter den nötigen Schutzvorkehrungen (Maske, Desinfektion) durchgeführt werden. Lehrgänge, Workshops und Fortbildungen wurden abgesagt. Erst jetzt laufen die Übungsdienste langsam wieder an, und zwar in Kleingruppen von maximal sechs Einsatzkräften.

Für die Kommunikation untereinander wurde die Feuerwehr Dormagen schnell kreativ. Schon vor Corona war sie in der glücklichen Lage, eine Online-Plattform zu unterhalten, zu der alle Einsatzkräfte Zugang haben. Mithilfe einer Kommunikationssoftware sind sowohl Einzel-Chats als auch Videokonferenzen und Online-Unterricht möglich. Mit Anordnung des Kontaktverbotes stieg die Medien-Affinität innerhalb der Feuerwehr rasant. So erfuhren die bisher eher weniger genutzten Bereiche dieser Online-Plattform plötzlich einen enormen Aufschwung. Dienstbesprechungen, aber auch die in den Löschzügen üblichen Unterrichtsabende, finden seither aus dem heimischen Wohnzimmer oder Garten statt.

„Das ist nicht der Umgang, den unsere Einsatzkräfte normalerweise kennen und alle ,brennen‘ darauf, möglichst bald wieder in voller Gruppe und mit dem technischen Gerät trainieren zu können“, sagt Eckhardt. „Da unterscheiden sie sich wohl nicht von Sportlern, Schützen oder anderen Vereinigungen.“

Die Jugendfeuerwehr arbeitet zurzeit ebenfalls viel online. Die Nachwuchskräfte erhielten von ihren Betreuern „Hausaufgaben“ per E-Mail. Auch kam eine Übungsbox per Post mit Leinenstücken und Anleitung der wichtigen Knoten und Stiche der Feuerwehr. Rückmeldungen gab es per Bild und Videobotschaften

Auch beim Grundlehrgang geht die Feuerwehr Dormagen gerade einen neuen Weg. Rund 20 neue ehrenamtliche Feuerwehrkräfte erlernen ihre theoretischen Grundkenntnisse des „Truppmann-I-Lehrgangs“ im Rahmen des e-learnings, bevor sie in den praktischen Teil der Ausbildung einsteigen.

Auch wenn stufenweise das öffentliche Leben erwacht, wird die Feuerwehr ihre Maßnahmen noch einige Zeit fortsetzen. Sie kann es sich nicht erlauben, dass Teile ihrer Mannschaft durch eine Corona-Infektion und die damit verbundene Quarantäne (auch für Kontaktpersonen) zeitweise ausfallen. Doch auch wenn die Corona-Krise überstanden ist, wird die Feuerwehr an einigen Neuerungen festhalten: „Besprechungen per Videochat werden wir beispielsweise auch in Zukunft beibehalten. So sind alle Beteiligten flexibler“, sagt Eckhardt.

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