Martina Nabbefeld und Annette Brandt von der Gemeinschaftsgrundschule Styrum (Foto: privat)
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Mülheim. Der Segen aus der Tüte

Ein Puzzle mit Engel und Segenssprüchen, eine illustrierte Geschichte von Abraham und ein Liedtext aus dem Schulgottesdienst – rund 350 liebevoll gepackte Segenstüten für die Viertklässler bringt Pfarrerin Esther Kocherscheidt aus der Mülheimer Lukaskirchengemeinde gemeinsam mit Gemeindereferentin Sigrid Geiger und den Lehrerinnen und Lehrern an fünf Schulen im Mülheimer Norden auf den Weg.

„Eigentlich hätten wir mit den Viertklässlern jetzt ihre Verabschiedung im Gottesdienst gefeiert“, sagt Pfarrerin Esther Kocherscheidt, die in der Evangelischen Lukaskirchengemeinde unter anderem für die Schulgottesdienste zuständig ist und den Kontakt zu fünf Grundschulen in ihrem Gemeindebereich hält. „Aber leider kann ja nichts von den geplanten Abschiedsaktionen stattfinden, kein Ausflug, keine Klassenfahrt und auch kein Schulgottesdienst. Da haben wir uns gedacht, das kann es doch nicht gewesen sein“, berichtet die Styrumer Pfarrerin vom Gedankenaustausch mit der katholischen Gemeindereferentin. Die Klassen- und Religionslehrerinnen und -lehrer haben sie auch mit ins Boot geholt, so dass zu Beginn der Sommerferien rund 350 Schülerinnen und Schüler eine kleine Segenstüte auf den Weg bekommen. Die werden gerade in den Schulen gepackt, oft auch mit einer individuellen Note. Manchmal malen etwa noch die Kinder aus den dritten Klassen einen Gruß dazu. Manche Lehrerinnen und Lehrer schreiben außerdem einen Brief mit persönlichen Zeilen für jede Schülerin und jeden Schüler.

Die Segenstüten bekommen selbstverständlich alle Kinder, die nach der vierten Klasse die Schule wechseln, gleich welcher Religion. „Auch im Islam kennt man ja Engelsgestalten und die Figur des Abraham verbindet die Religionen“, sagt die evangelische Theologin.  „Ihre“ Schulkinder hat Pfarrerin Kocherscheidt zuletzt im Januar und Februar gesehen, einmal im Monat finden in der Regel die Schulgottesdienste statt. „Wir haben viel Spaß an unseren gemeinsamen Liedern und bei den Geschichten aus der Bibel, hören die Kinder oft sogar mit offenem Mund zu“, berichtet die Pfarrerin von dem, was beide Seiten vermissen, seitdem die Schulgottesdienste wegen Corona nicht mehr möglich sind.

Eine Rückschau auf das, was die Kinder außer Lesen und Schreiben noch ganz persönlich gelernt haben, die wäre sonst auch in den Schulgottesdiensten vorgekommen. „Die Kinder berichten dann ganz stolz, dass sie gelernt haben, sich gegenseitig zuzuhören, einen Streit zu schlichten, oder sich selber nicht mehr so schnell aufzuregen, wenn es einmal Stunk gibt“, berichtet Pfarrerin Kocherscheidt. Ein Lob für all das Gelernte gibt es nun auch, aber nicht im Gottesdienst, sondern per Brief im segensreichen Tütchen.

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