Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn (Foto: privat)
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Kreis Kleve/Kreis Wesel. Bistum Münster veröffentlicht Statistik für das Jahr 2019

Bischof Genn: „Kirche ist für viele nicht mehr relevant“

Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Bistum Münster im Jahr 2019 auf einen historischen Höchststand gestiegen: 16.654 Katholiken erklärten ihren Austritt, das waren 5.212 mehr als im Vorjahr. Bisher hatte es im Jahr 2014 mit 11.859 die höchste Zahl an Kirchenaustritten gegeben. 292 Personen, die sie  früher einmal verlassen hatten, traten im Bistum Münster im vergangenen Jahr wieder in die katholische Kirche ein, hinzu kamen 190 Eintritte aus anderen christlichen Konfessionen.

Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, erklärt zu den Zahlen: „Die Zahlen, die wir jetzt vorliegen haben, sind auf dem Hintergrund der Situation im vergangenen Jahr beziehungsweise den beiden vergangenen Jahre 2018 und 2019 zu lesen. Mittlerweile hat sich durch die Corona-Krise die Situation noch einmal völlig verändert, so dass es erst recht schwierig ist, eine Erklärung zu geben, warum im Jahre 2019 die Zahl der Kirchenaustritte auf einen solch hohen Stand gestiegen ist. Eines ist klar: Sowohl vor wie auch nach Corona erleben wir in Deutschland den Übergang zu einer neuen Gestalt von Kirche.

Ich kann nur vermuten, was die Menschen auch 2019 bewegt hat, ihren Kirchenaustritt zu erklären: Es hat sicherlich immer noch mit dem Bekanntwerden von Verbrechen sexuellen Missbrauchs und dem Umgang damit, vor allem mit den verletzten Personen, von Seiten der kirchlichen Verantwortungsträger zu tun. Außerdem stellt sich die Kirche in unserem Land angesichts der vielen Diskussionen um innerkirchliche Reformfragen sehr zerrissen und nicht in großer Einigkeit dar.”

Kreis Kleve: Im Kreis Kleve lebten im vergangenen Jahr 185.7874 Katholiken. Das geht aus der Statistik des Bistums Münster für das Jahr 2019 hervor, die die Bischöfliche Pressestelle am Freitag, 26. Juni, veröffentlicht hat. 1.384 Menschen haben 2019 ihren Austritt aus der Kirche erklärt, 431 mehr als im Jahr zuvor, das ist eine Steigerung um rund 45 Prozent.  Gestiegen ist hingegen die Zahl der Menschen, die sonntags den Gottesdienst besuchen. Mit durchschnittlich 16.107 Gottesdiensteilnehmerinnen und -teilnehmern waren es 2019 insgesamt 1.247 mehr Menschen als im Vorjahr.

Die Zahl der Taufen ist um 82 auf 1.277 gesunken, die der Erstkommunionen um 154 auf 1.318 im vergangenen Jahr. 941 Mal wurde das Sakrament der Firmung gespendet, 199 Mal weniger als 2019. 278 Paare gaben sich in einer katholischen Kirche das „Ja-Wort“, ein Rückgang um 61. Ebenso rückläufig ist die Zahl der Bestattungen, die um 177 auf 2.047 gesunken ist.

Propst Johannes Mecking, Kreisdechant für das Kreisdekanat Kleve, sagt angesichts der Entwicklung: „Die erneut deutlich gestiegenen Austrittszahlen machen deutlich, dass wir viele Menschen ganz offensichtlich nicht mehr erreichen. Viele wenden sich ab, zornig über die in den vergangenen Monaten ans Licht gekommenen Missbrauchsfälle und enttäuscht von innerkirchlichen Diskussionen. Wir müssen nun deutliche Schritte nach vorne machen und beweisen, dass wir zukunftsfähig sind. Sonst spielen wir bald gar keine Rolle mehr in der Gesellschaft.“

Kreis Wesel: Im Kreis Wesel lebten im vergangenen Jahr 202.773 Katholiken. Das geht aus der Statistik des Bistums Münster für das Jahr 2019 hervor, die die Bischöfliche Pressestelle am Freitag, 26. Juni, veröffentlicht hat. 1.864 Menschen haben 2019 ihren Austritt aus der Kirche erklärt, 461 mehr als im Jahr zuvor, das ist eine Steigerung um knapp 33 Prozent.  Gesunken ist auch die Zahl der Menschen, die sonntags den Gottesdienst besuchen. Mit durchschnittlich 12.338 Gottesdiensteilnehmerinnen und -teilnehmern waren es 2019 insgesamt 759 weniger Menschen als im Vorjahr.

Die Zahl der Taufen ist um 14 auf 1.367 gesunken, die der Erstkommunionen um 71 auf 1.308 im vergangenen Jahr. Positiv hingegen ist die Entwicklung bei der Firmung, 954 Mal wurde das Sakrament gespendet, 360 Mal mehr als 2019. 320 Paare gaben sich in einer katholischen Kirche das „Ja-Wort“, ein Rückgang um 47. Ebenso rückläufig ist die Zahl der Bestattungen, die um 134 auf 2.091 gesunken ist.

Domkapitular Stefan Sühling, Kreisdechant für das Kreisdekanat Wesel, sagt angesichts der Entwicklung: „Die erneut deutlich gestiegenen Austrittszahlen zeigen, dass wir viele Menschen ganz offensichtlich nicht mehr erreichen. Viele wenden sich ab, zornig über die in den vergangenen Monaten ans Licht gekommenen Missbrauchsfälle und enttäuscht von innerkirchlichen Diskussionen. Wenn wir nicht noch mehr Menschen verlieren möchten, müssen wir endlich eine deutliche und verständliche Sprache sprechen und ebenso klar und eindeutig handeln. Genauso konsequent gilt es, „die Hausaugaben“ zu machen. Wir brauchen beispielsweise Antworten auf die Frage wie künftig Leitung in den Kirchengemeinden wahrgenommen wird. Dabei spielt auch der ehrliche Umgang mit dem dramatischen Mangel an Priester sowie Seelsorgerinnen und Seelsorgern eine wichtige Rolle. Sonst spielen wir bald gar keine Rolle mehr in der Gesellschaft.“

Die wichtigsten Zahlen für das Jahr 2019 aus dem Stadtdekanat Münster, aus den Kreisdekanaten und aus dem Offizialatsbezirk Oldenburg (in Klammern die Zahlen des Jahres 2018) finden sich in der folgenden Tabelle.

  Katholikenzahl Austritte Gottesdienstteilnehmer Taufen Trauungen
Warendorf 191.003
(194.512)
1.638
(1.035)
15.408
(15.121)
1.442
(1.548)
326
(373)
Münster 140.960
(143.244)
2.035
(1.4.36)
11.942
(11.910)
986
(1.122)
281
(289)
Borken 242.708
(245.371)
2.071
(1.294)
21.092
(21.197)
2.225
(2.284)
471
(555)
Steinfurt 233.779
(237.660)
2.257
(1.440)
17.147
(17.621)
1.760
(1.912)
422
(430)
Coesfeld 172.644
(174.993)
1.568
(971)
12.830
(14.772)
1.504
(1.403)
377
(366)
Recklinghausen 197.556
(201.367)
1.748
(1.1.79)
13.863
(14.013)
1.420
(1.390)
329
(450)
Kleve 185.787
(187.954)
1.348
(953)
16.107
(14.861)
1.277
(1.359)
278
(339)
Wesel 202.773
(206.248)
1.864
(1.403)
12.338
(13.097)
1.367
(1.381)
320
(367)
Oldenburg 257.261
(261.836)
2.089
(1.731)
26.541
(27.141)
2.079
(2.166)
476
(513)
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