(Foto: Evangelischer Kirchenkreis Duisburg)
Anzeigen

Duisburg. Die Allgemeinverfügung der Stadt Duisburg zum Gottesdienstverbot und zur Stilllegung des öffentlichen Lebens traf Klaus Andrees Mitte März unvermittelt. Der ordinierte Prediger stand am Sonntagmorgen schon im Talar in der Versöhnungskirche zu Großenbaum-Rahm als er die Nachricht bekam. Beinahe sein erster Gedanke galt dem Kurs von 18 Freiwilligen, die just im Coronajahr mitten in ihrer einjährigen Ausbildung zum ehrenamtlichen Notfallseelsorger steckten. „Für die sind gerade die Praktika dran, in der Zeit sollen sie eigentlich erfahrene Notfallseelsorger im Einsatz begleiten, da weiß ich jetzt noch gar nicht, wie die Ausbildung weiter gehen soll“, sagte Andrees, der auch Vorsitzender des Fachausschusses „Seelsorge“ im Evangelischen Kirchenkreis Duisburg ist. Dabei werden die fertig ausgebildeten Notfallseelsorger dringend gebraucht. Duisburg ist einer der letzten Kirchenkreise der seine Notfallseelsorge noch immer ohne den Einsatz ehrenamtlicher Kräfte stemmt. Aber durch die abnehmende Zahl von Pfarrstellen, wird auch die Zahl der hauptamtlichen Seelsorger immer geringer. Höchste Zeit für engagierten Nachwuchs aus dem Ehrenamt, der bereit ist, im Einsatz rund um die Uhr erste Hilfe für die Seele zu leisten, wenn es hart auf hart kommt.

Dass die nächste Krise alle Menschen gleichzeitig betreffen würde, damit war natürlich nicht zu rechnen. „Wir haben nach zwei abgesagten Einheiten zumindest den theoretischen Teil der Ausbildung weiterführen können“, sagt Klaus Andrees Ende Juni am Telefon. Er klingt erleichtert. Die angehenden Seelsorger haben in Video-Seminaren weitergearbeitet und sich vorher selbstständig mit zugeschickte Lektüre vorbereitet. „Hochmotiviert“ findet Andrees die handverlesene Gruppe. Demnächst werden sie sich bei einem Schulungswochenende in der Akademie Klausenhof im Weseler Umland endlich wieder persönlich wiedertreffen. Das Tagungshaus hat genug Platz um den gebotenen Abstand zueinander sicherzustellen. Es gibt Themen wie Suizid und plötzlichen Kindstod über die man nicht von Bildschirm zu Bildschirm reden kann, sondern nur, wenn man im gleichen Raum sitzt. So sieht es der erfahrene Seminarleiter, der sich die Ausbildungsarbeit mit dem Diakon Richard Bannert teilt und zu manchen Themen externe Experten dazu bittet.

Die Praktika als unverzichtbarer Teil der Ausbildung müssen allerdings noch warten. Es gibt zunächst auch weiterhin keine 24-Stunden Bereitschaftsdienste der Duisburger Notfallseelsorge, aber der Hintergrunddienst konnte bisher in allen häuslichen Notfällen den zuständigen Pfarrer erreichen, der dann telefonisch die seelsorgerliche Betreuung übernahm. „Bei größeren Schadenslagen, wie Bränden oder Unfällen wären wir natürlich auch vor Ort und würden mit Vollschutz, also Maske, Handschuhen und Schutzanzug Dienst tun“, versichert Andrees.

Die Zahl der Einsätze ist im Moment aber etwas geringer als sonst. Abschluss und feierlicher Höhepunkt der Ausbildung soll die kirchliche Beauftragung der neuen Notfallseelsorger in einem Gottesdienst sein. Der muss nun um einige Monate verschoben werden. Wenn bis dahin immer noch ein paar Praxisstunden fehlen sollten, so wird das nicht am Beauftragungsgottesdienst rütteln. Klaus Andrees ist fest entschlossen, sich seinen Ehrenamtlichen diesen Gottesdienst nicht nehmen zu lassen. „Die fehlenden Praxisstunden können sie später noch nachholen“, sagt er abschließend.

Beitrag drucken
Anzeige