Andrea Hoyer (DLRG Rheurdt-Schaephuysen e.V., links) und Peter Bolten (Freiwillige Feuerwehr Rheurdt, rechts) sind zwei von insgesamt neun mobilen Rettern der Gemeinde Rheurdt (Foto: Simon Galka)
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Rheurdt. Bei akuten medizinischen Notfällen sind in Rheurdt die Mobilen Retter meist am schnellsten zur Stelle. Sie helfen, bis der Notarzt übernimmt. Nun setzt sich die Feuerwehr dafür ein, die lebensrettende Mission weiter auszubauen.

Wenn bei einem akuten Notfall private Autos vorfahren und fremde Frauen und Männer an der Türe klingeln, sind das die Mobilen Retter. Ohne eine Uniform und ohne große medizinische Ausrüstung, dafür aber mit der Kenntnis über die wichtigen lebensrettenden Sofortmaßnahmen ausgestattet – so gehen in Rheurdt seit 2017 neun Helferinnen und Helfer der ehrenamtlichen Initiative in den Rettungseinsatz bis der zuständige Rettungsdienst aus Moers, Kamp-Lintfort, Wachtendonk oder Geldern am Notfallort eintrifft. Einer von ihnen ist Peter Bolten. Der 24-Jährige engagiert sich neben seinem Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr seit Tag eins auch als Mobiler Retter. Wenn sein Handy auf der Arbeit, beim Mittagessen oder mitten in der Nacht über die App der Mobilen Retter Alarm schlägt, eilt er meist gemeinsam mit seinem Vater, der ebenfalls der Rettergruppe angehört, los, um sofort Hilfe zu leisten. In den rund vier Jahren seit Gründung sei dies allein bei den Boltens etwa 50 Mal der Fall gewesen. Gut 20 Prozent der Einsätze stellten sich letztlich auch als akuter Herz-Kreislauf-Stillstand dar. “Da zählt dann jede Sekunde und wir müssen umgehend mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.” Denn mit jeder Minute ohne Herzschlag sinkt die Überlebenschance eines Patienten um zehn Prozent. Minuten, die über Leben und Tod entscheiden und von den Mobilen Rettern um Peter Bolten wertvoll überbrückt werden können. Dass sich die Notfälle glücklicherweise aber nicht in allen Fällen so dramatisch darstellen, ergänzt Andrea Hoyer. Die 50-jährige passionierte Schwimmerin der DLRG, die sich alle zwei Jahre durch Erste-Hilfe-Kurse fortbildet, ist ebenfalls von Anfang an mit dabei und erklärt, dass in vielen Fällen auch schon damit geholfen ist, sie zu betreuen, ihnen gut zuzureden und das sichere Gefühl zu vermitteln, dass jemand für sie da ist. “Ich bin genauso dafür da, mich um die teils sehr aufgeregten oder aufgelösten Angehörigen zu kümmern, suche Medikamentenlisten zusammen und sorge dafür, dass der Rettungsdienst an der Haustür in Empfang genommen wird”, berichtet Andrea Hoyer weiter. Je nach Verfügbarkeit ergänzen sich bei einem Einsatz auch gleich mehrere Mobile Retter, sodass die Aufgaben untereinander aufgeteilt werden könnten. Natürlich wundern sich die Menschen hier und da darüber, dass plötzlich Fremde in Privat- oder Arbeitskleidung zur Hilfe eilen, doch darauf folgt meist umgehend große Dankbarkeit und Freude über schnelle, kompetente Hilfe. Und Initiativen wie die Mobilen Retter zeigen Wirkung: Statistiken der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) zufolge, erfolgten 2019 in 45,7 Prozent der außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstände die Wiederbelebungsmaßnahmen durch Ersthelfer – eine Steigerung um 29,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2014. Ein beachtlicher Teil davon geht auf entsprechende First-Responder-Gruppen wie in Rheurdt zurück. 2017 hatte der Kreis Kleve die Initiative gemeinsam mit dem Verein Mobile Retter e.V. unter Federführung der Freiwilligen Feuerwehr in der Gemeinde etabliert. Eine Gruppe von neun medizinisch teils vorausgebildeten Personen der Freiwilligen Feuerwehr und der DLRG Ortsgruppe Rheurdt-Schaephuysen fand sich zusammen. Corona-bedingt wurde man in den letzten Monaten etwas ausgebremst, um möglichst keinem Patientenkontakt und somit keinem zusätzlichen Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein. Nun aber werden die Retter wieder häufiger alarmiert und eingesetzt. Und hierfür werden stets neue Mitstreiter gesucht. Ärztinnen und Ärzte, medizinische Fachangestellte, Pflegefachkräfte und sonstige einschlägig erfahrene Bürgerinnen und Bürger sind dazu aufgerufen, sich ehrenamtlich bei den Mobilen Rettern zu engagieren. Die Feuerwehr übernimmt hierfür die Koordination und vermittelt den Kontakt zum Kreis Kleve, der schließlich die Ersteinweisung übernimmt. Im Rahmen der initialen Veranstaltung erhalten neue Ersthelfer von Ausbildern des Kreises Kleve eine Einführung in System und App, werden in Rechtsgrundlagen geschult und führen ein theoretisches und praktisches Training zur Herz-Lungen-Wiederbelebung durch. Interessierte werden gebeten, eine formlose Mail an mitmachen@feuerwehr-rheurdt.de zu verfassen. (ots)

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