(Foto: privat)
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Kempen. Den eigenen Garten für eine Bühne zu öffnen, bietet freischaffenden KünsterInnen nicht nur eine Auftrittsmöglichkeit, sondern Freunden und Nachbarn ein Kunstevent und einen wunderbaren, harmonischen und stimmungsvollen Abend, der lange nachhallt.

Immer wieder kann man in den Medien sehen, hören und lesen, dass die freischaffenden KünstlerInnen in der Corona-Zeit besonders leiden: keine Auftrittsmöglichkeit, keine Aussicht auf ein Engagement auch im 2. Halbjahr, kein regelmäßiges Einkommen. Und konzertaffine Menschen sehnen sich nach einem Hörgenuss live, haben aber nur eingeschränkte Möglichkeiten, ihrer Gewohnheit nachzugehen. Warum nicht die KünstlerInnen in den eigenen Garten einladen und für einige Nachbarn und Freunde öffnen, um gemeinsam ein schönes Konzert zu erleben? So dachte Agnes Mellage und lud kurzerhand die Sängerin Lisenka Kirkcaldy und die Harfenistin Giedrė Šiaulytė zu einem Gartenauftritt ein.

Ein kleiner ZuhörerInnenkreis konnte am Freitagabend einen sehr stimmungsvollen Abend erleben. Unter dem Motto „Sommernachtstraum“ erklangen britische Traditionals sowie Stücke aus Renaissance und Barock. Gekonnt und souverän, mit eigener Note interpretierte die ausgezeichnete lyrische Sopranistin mit schottisch-französischen Wurzeln, Lisenka Milène Kirkcaldy, die ausgesuchten Gesangsstücke. Ob eher bekannt (Dowland: Come again, oder Scarborough Fair) oder eher unbekannt (wie An Erisky Love Lilt), die eigene Interpretation durch die Künsterlin ließ immer aufhorchen. Dabei zeigte die Stimme der Sopranistin eine beachtliche Klangweite und vielfältige Klangfarben. Nicht minder souverän, gekonnt und brillant spielte die litauische Musikerin Giedrė Šiaulytė die keltische Harfe, entweder zur Liedbegleitung oder als Solistin. In normalen Zeiten auftretend bei den Salzburger Festspielen oder in Musikkathedralen wie die Kölner Philharmonie, die Cadogan Hall London, das Concertgebouw Amsterdam, das Brucknerhaus Linz, die National Concert Hall in Dublin sowie in den Konzertsälen von Kopenhagen, Oslo, Göteborg und anderer europäischer Städte sitzt sie nun gemeinsam mit der ebenfalls über internationale Erfahrungen verfügenden Lisenka Kirkcaldy, welche in der Region bereits u.a. an der Oper Bonn, der Oper Krefeld-Mönchengladbach zu sehen war, sowie am Staatstheater Stuttgart und Baden-Baden, Wilhelmshaven und in Berlin gastierte, auf der heimischen Terrasse und zeigen ihr Können.

Bei einigen, vielleicht schon als „Gassenhauer“ bekannten Stücke wie Greensleeves konnte die Harfenistin den Variationenreichtum des Liedes zeigen, zugleich dienten sie manchmal Lisenka Kirkcaldy, um ihr schauspielerisches Können bei der Rezitation von Gedichten und poetischen Texten dem Publikum darzubieten. Shakespeare mit seinem berühmten Sonett 18, Texte von Goethe, das Gedicht von Eichendorff an die schöne Fremde oder Die Lady von Shallott, einer Ballade, mit der Alfred Tennyson die englische Mythologie rund um die Artussage thematisierte, erklangen passend zum Musikprogramm und bereicherten den Hör- und Sehgenuss.

Die Konzertbesucher können den besonderen Abend stimmungsvoll ausklingen lassen, wenn auch an die auftragslosen Veranstaltungstechniker gedacht und ein Profi für die Beleuchtung der Terrassenbühne engagiert wird. Vielleicht gibt es noch mehr KonzertliebhaberInnen in Kempen, die sich und ihren Freunden und Nachbarn einen solchen Sommernachtstraum in den Garten oder Innenhof holen wollen. Nur zu! Mehr unter https://harfenklaenge.de/aktuelles-giedre-siaulyte/ und http://lisenkakirkcaldy.weebly.com/

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