Torsten Gerlach (Foto: Christian Voigt/LokalKlick)
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Moers. Er ist ein Einser-Typ – vielleicht nicht immer in der Schule gewesen. Vor etwas mehr als anderthalb Jahren gab Torsten Gerlach als erster seine Kandidatur ums Bürgermeisteramt bekannt. Der gebürtige Hochstraß‘er ist damit der erste Bürger, der ohne parteiliche Rückendeckung, das Amt des Ersten Bürgers der Grafenstadt anstrebt. Der 35-jährige Gerlach ist auch der erste parteilose Bewerber in der Geschichte des demokratischen Moers, der sogar mehr als die Anzahl der benötigten Unterstützerunterschriften zur Kommunalwahl 2020 – trotz Corona – abgeben konnte. Beim letzten Bürgermeisterkandidatentalk im Berufskolleg lag Torsten Gerlach im situativen Voting hinter den beiden sich mit Tacklings und Halbwahrheiten behackenden Schwergewichten. Auch bei den Sympathiegewinnen steht der Polizeihauptkommissar der Bundespolizei wegen seiner Authentizität, Fachwissen, seinem persönlichen sicheren und höflichen Standing und den Visionen für Moers in der ersten Reihe bei Medien und den Netzwerken. Gerlach, nicht nur im Sport ein fairer Typ, weiß, dass er nur den ersten Aufschlag am 13. September hat, um ins Tie-Break, der Stichwahl 14 Tage später, zu kommen. Die spannende Frage des Wahlabends wird sein, ob Gerlach ein Moerser Sommermärchen mit Anleihen aus „David gegen Goliath“ schreibt oder nur der glücklose Ritter ist, der die starren Windmühlen nicht einreißen konnte.

Im Interview mit LokalKlick-Herausgeber Christian Voigt erklärt Torsten Gerlach u.a. auch, welche Visionen er für die Steigerung des Wohlbefindens der über 104.000 Moerserinnen und Moerser in der Grafenstadt hat.

 

LokalKlick: Seit eineinhalb Jahren läuft Ihre parteilose Bürgermeister-Kandidatur: Wahlvorschlag, Unterstützungsunterschriften, Wahlplakate und Flyer – alles unter Corona-Bedingungen und alles privat finanziert – von der Außenseiterposition bis hin zu der überzeugenden Vorstellung bei der letzten Talkrunde der BM-Kandidaten im Berufskolleg. Eine kurze Bewertung Ihrer Erfahrungen bitte.

Torsten Gerlach: Es war und ist ein abenteuerlicher aber auch erfolgreicher Weg gewesen – bis heute. Der Zuspruch und die positiven Reaktionen vieler Bürger(innen), Unternehmer(innen) und auch Politiker(innen) haben mich auf diesem Weg sehr bestärkt. Mein Ziel ist ganz klar die Stichwahl!

 

LokalKlick: Das ist eine starke Ansage. Welche Themen bieten Sie dafür den Moerserinnen und Moersern an?

Torsten Gerlach: Viele denken bei einem Hauptkommissar der Bundespolizei sofort an Sicherheit: Die Ordnungsbehörde stärken, das Licht einschalten und Ordnungspartnerschaften ausbauen. Das ist aber nicht alles, wofür ich mich einsetze. Ich will die Moerser Wirtschaft stärken um Finanzmittel zu generieren, die wir für Projekte wie Jugendförderung, bezahlbaren Wohnraum, Stadtteilförderung und den Ausbau des ÖPNV, dringend benötigen. Unsere Stadt muss für Jung und Alt noch attraktiver werden und bezahlbar bleiben.

 

LokalKlick: Attraktiver für Jugendliche – diese Zielgruppe beschäftigt sich aktuell mit Themen wie Klima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit.

Torsten Gerlach: Ja, natürlich steht auch das Thema Umwelt auf meiner Agenda. Wir brauchen ein fahrradfreundliches Moers. Lassen Sie uns diskutieren, ob eine Reaktivierung der Bahntrasse von Moers nach Neukirchen-Vluyn wirklich sinnvoll ist, oder ob wir daraus einen Fahrradschnellweg machen. Fahrradwege abseits der Straßen, wie es in den Niederlanden gängige Praxis ist. Wir müssen einladen, auf das Fahrrad umzusteigen, nicht pauschal Autos verbieten.

 

LokalKlick: Sie sagten gerade „Lassen Sie uns diskutieren, …“. Ist das eine Einladung zu mehr Bürgerbeteiligung?

Torsten Gerlach: Ja! Beim stundenlangen Flyer-Verteilen hatte ich viel Gelegenheit ausgiebig zuzuhören. Klar gibt es Kritik an der Stadt, aber es gibt auch konstruktive Ideen. Wir müssen Prozesse transparenter machen und die Bürger(innen) noch direkter beteiligen. Politik in Moers muss bewertbar werden, auch nach den Wahlen. Jugendparlament, Bürgerforen und Streaming von Ratssitzungen sind einige Stichworte.

 

LokalKlick: Positiv aufgefallen ist nach Ihrer Kandidaturbekanntgabe, dass Sie viele Rats- und Ausschusssitzungen und bis zum Lockdown auch öffentliche Veranstaltungen besucht haben. Sie sind früh in einen „Vor-Wahlkampfmodus“ gegangen, die Rückmeldungen zu Ihren Bürger- und Betriebsbesuchen sind meist positiv. Wie schaffen Sie dieses Tempo gleichzeitig bei einem Beruf mit Wechselschichten und einem Privatleben?

Torsten Gerlach: Der Wahlkampf kostet selbstverständlich viel Zeit und Kraft. Ich bin es dienstlich gewohnt, ein hohes Tempo zu gehen. Aber ohne den starken Rückhalt meiner Frau und ihr Verständnis, dass ich einen meiner Träume – mich für unsere Heimatstadt einzusetzen – erfüllen möchte, wären meine bisherigen Termine, Tätigkeiten, Werbung, etc. nicht ansatzweise möglich gewesen. Die wenige Freizeit, die mir verbleibt, verbringe ich daher auch am liebsten mit ihr. Sie ist die starke Partnerin, aber auch Kritikerin im Hintergrund.

 

LokalKlick: Angenommen Sie hätten nach der gewonnenen Stichwahl einen Tag nach Ihren Wünschen – wie würde dieser aussehen?

Torsten Gerlach: Wenn ich einen Tag voll nach meinen Wünschen gestalten könnte, würde ich mit meiner Frau ausschlafen und mit einem üppigen Frühstück starten. Nach einer Shoppingtour durch die Innenstadt, gäbe es eine Sporteinheit, die von einem Abendessen belohnt und einem Spaziergang durch den Stadtpark abgerundet wird.

 

LokalKlick: Bewegung scheint bei Ihnen im doppelten Sinne eine Rolle zu spielen. Welchen Stellenwert hätte das „Bewegen für Moers“ für Sie persönlich?

Torsten Gerlach: Wir müssen Moers gemeinsam in Bewegung bringen. Dafür biete ich den nötigen frischen Wind an. Ich bin angetreten, um der erste parteilose Bürgermeister der Stadt Moers zu werden. Es wäre mir die größte Ehre, mich für die Bürger(innen) der Stadt Moers, die nächsten fünf bis fünfzehn Jahre einzusetzen, bewerten, planen, entscheiden und umsetzen zu dürfen.

Torsten Gerlach (Foto: Christian Voigt/LokalKlick)
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