Die Hülserin Magda Angenvoorth als Schuhverkäuferin (Fotos: privat)
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Krefeld. Nicht nur als Schuhverkäuferin wurde sie vielen Hülsern bekannt

Die Hülserin Magda Angenvoorth feiert am Donnerstag, 17. September, die Vollendung ihres 100. Lebensjahres. Sie wurde am 17. September 1920 geboren als siebtes von acht Kindern. Sie wohnte 99einhalb Jahre im Zentrum von Hüls an der Klever Straße (früher Moersische Straße), bis sie vor einigen Monaten ins Fischers-Meyser-Stift umzog. Ihr Vater war Schuhmachermeister und baute in seinem Haus neben der Werkstatt ein Schuhgeschäft auf. Magda lernte nach ihrem Schulabschluss in einem Kloster in Kaarst Haushaltsführung und Kinderpflege und übernahm nach der Heirat ihrer älteren Schwester den großen elterlichen Haushalt und bald auch die Pflege ihrer kranken Mutter.

Bekannt und bei vielen Hülsern bis heute berühmt wurde sie als Verkäuferin im Schuhhaus Angenvoorth, das inzwischen von zwei Brüdern übernommen worden war, als beste Kennerin der Füße ihrer Kundinnen, für die sie oft schon beim Einkauf vor Saisonbeginn passende Schuhe orderte. Geschätzt wurden auch ihr Modebewusstsein und ihr guter Geschmack, was sie zu einer höchst beliebten Beraterin beim Schuhkauf machte. Bis heute ist ihr schicke Garderobe wichtig und am liebsten trägt sie auch jetzt noch Schuhe mit Absatz. Bemerkenswert war schon immer ihr hervorragendes Gedächtnis. Ob Geburtstag, Hochzeitstag oder Sterbedatum, alle Daten hatte sie jederzeit parat. Sie kannte und kennt bis heute die familiären Verflechtungen der „alten” Hülser. „Ach, dann sind Sie sicher der Urenkel von der Maria, die war mit mir zusammen in der Schule”, solche Einordnungen kann man auch heute noch von ihr hören. Schließlich war und ist sie eine ausgesprochen kommunikative Persönlichkeit.

Das Lesen der „Rheinischen Post” ist ein wichtiger Teil ihres Tagesablaufs. Viele Namen und Ämter von Politikern sind ihr nach wie vor vertraut und sie hat eine dezidierte Meinung zu ihnen. Viel Spaß hatte sie immer beim Rommee- und Canasta-Spielen. Auch mit 99 Jahren kannte sie die Regeln und verfolgte den Spielverlauf genau, so dass sie viel häufiger das Spiel gewann als verlor.

Mit 93 Jahren folgte sie der Einladung ihrer Nachbarin Eva Spott vom Stadttheater Krefeld. Sie besuchte die Vorstellung von Erik Gedeons Songdrama „Ewig jung” – Und war begeistert! Nach der Vorstellung ließ sie sich gerne im Kreis der „falschen” Neuzigjährigen fotografieren. So gut hatte ihr die Atmosphäre im Theater gefallen, dass sie ein Jahr später die Einladung des Schauspielers Bruno Winzen annahm, in dessen Late-Night-Show als Überraschungsgast aufzutreten. Zwar hatte sie, wie sie zugab, „Schiss vor dem Auftritt gehabt”, zeigte sich dann aber sehr schlagfertig und der Situation in jeder Hinsicht gewachsen.

2019 gab sie vor ihrer 90-jährigen Jubelkommunion der WAZ ein Interview. Sie konnte noch sehr detailliert von der Kommunionfeier in der Hülser Kirche berichten und erzählte auch, wie in ihrer Familie dieser Ehrentag begangen wurde.

Das von Magda Angenvoorth erlebte Jahrhundert war geprägt von Katastrophen, Umbrüchen und stets neuen Anforderungen, politisch und familiär. Sie hat sich ihnen gestellt, mit Zuversicht, Gottvertrauen und Lebensklugheit. So wurde sie zu einem Teil von Hüls, und zu einem nicht unbedeutenden.

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