(Foto: © Niederrheinische-IHK/Ocke-Hamann)
Anzeigen

Rhein-Ruhr. IHKs fordern weniger Sanierungsstau und besseres Baustellenmanagement

Zeit ist Geld – Das bekommen die Unternehmen im westlichen Ruhrgebiet momentan mehr als deutlich zu spüren. Nach einem Lkw-Brand bleibt die A40 bei Mülheim noch mindestens eine Woche gesperrt. Die Wirtschaft kostet das ähnlich viel wie die Vollsperrung der A40-Rheinbrücke im Jahr 2017. Damals schätzte die Niederrheinische IHK den Verlust auf rund 1 Million Euro pro Tag. Zwar gibt es mehr Ausweichmöglichkeiten auf der Straße, aber zusätzlich zur Autobahn ist aktuell auch der Schienenverkehr beeinträchtigt.

Das bedeutet für die Unternehmen: schlechtere Erreichbarkeit, verzögerte Transportwege und noch mehr Staus einkalkulieren. Das ist das Ergebnis einer Kurzbefragung der Niederrheinischen IHK und der IHK zu Essen, an der sich mehr als 220 Unternehmen beteiligt haben.

85 Prozent der Unternehmen sind direkt oder indirekt von dem Unfall betroffen. Gerade Mitarbeiter und Logistikbetriebe, die zum Teil mehrfach am Tag in der Region unterwegs sind, leiden erheblich unter den Zeitverlusten. „Für ein mittelständisches Logistikunternehmen mit rund 10 LKW summiert sich das schnell auf mehr als 1000 Euro zusätzlich pro Tag. Viele bekommen so schnell keine zusätzlichen Fahrer oder Fahrzeuge, um den Zeitverlust auszugleichen. Für ihre Geschäfte ist die Zeit schlicht verloren“, so Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK. „Das ist der Grund, warum die Zeit so drängt. Schnelle Lösungen und ein gutes Baustellenmanagement sind gefragt“, so Dietzfelbinger.

Das unterstreicht auch Gerald Püchel, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Essen. „Klar ist: Ganz ohne Verzögerungen kann so eine Sperrung nicht ablaufen. Das schnelle und engagierte Handeln von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst ist ein wichtiges Signal für die Wirtschaft. Dennoch gilt: Das Stopfen des einen Lochs darf jetzt nicht zu Lasten anderer Löcher gehen. Wir dürfen andere wichtige Projekte der Region jetzt nicht zurückstellen. Einen Sanierungsstau können wir uns nicht leisten“, so Püchel.

 

Homeoffice und Umleitungsstrecken

77 Prozent der Unternehmen geben an, für ihre Mitarbeiter schwerer erreichbar zu sein. In Duisburg und Mülheim liegt der Anteil sogar bei jeweils etwa 90 Prozent. Zumindest für Unternehmen mit vielen Bahnpendlern wird diese Belastung auch noch einige Monate anhalten. Die Unternehmen reagieren entsprechend. Jedes dritte Unternehmen setzt jetzt verstärkt auf Homeoffice und flexibleres Arbeiten.

Die Befragung zeigt allerdings auch: Viele Verkehre lassen sich nicht vermeiden. 69 Prozent der Unternehmen sehen sich gezwungen, die Abläufe an die zu erwartenden Verzögerungen anzupassen und Umleitungsstrecken einzuplanen – inklusive aller Staus, die dadurch entstehen.

Die beiden Hauptgeschäftsführer sind sich einig: Doppelsperrung und Corona-Belastungen – das hätte man sich selbst in einem Worst-Case-Szenario nicht schlimmer ausmalen können.

Beitrag drucken
Anzeige