Projektleiterin Sabine Schmidt erlebte eine Überraschung als die alten Buchstaben demontiert wurden (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof)
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Krefeld. Arbeiten am Stadion laufen planmäßig weiter

Die Sanierungsarbeiten in der Grotenburg-Kampfbahn verlaufen planmäßig. Jetzt haben die Arbeiten am Spielfeld begonnen. „Der Neubau des Naturrasenplatzes mit Einbau einer Rasenheizung und einer Beregnungsanlage sind Bestandteil des Zulassungsverfahrens der 3. Liga, also Lizenzierungsvorschriften der DFL und des DFB. Die Arbeiten werden bei guter Witterung im Winter abgeschlossen“, erklärt Projektleiterin Sabine Schmidt vom Zentralen Gebäudemanagement die Notwendigkeit dieser Maßnahme, die rund 900.000 Euro kostet. Das tatsächliche Spielfeld mit den Maßen 105 mal 68 Meter, wird um zwei Meter in Richtung Süden verschoben. Die geforderten Sicherheitsabstände und hindernisfreien Bereiche an den Stirnseiten von vier Metern und an den Längsseiten von zwei Metern werden dabei eingehalten. Auch die Fläche hinter dem westlichen Tor wird neugestaltet, so dass die Gesamtfläche des Innenraums (Infield) 11.320 Quadratmeter misst.

Das Spielfeld wird entsprechend der „DIN 18035-4 Rasenflächen“ in sogenannter Drainschichtbauweise neu aufgebaut. Der Rasen, auf dem zahlreiche Bundesliga-, Pokal- und Länderspiele stattgefunden haben, wird hierfür aktuell einschließlich Rasentragschicht und Boden in einer Schichtstärke bis circa 40 Zentimeter abtgetragen und entsorgt. Auch alle Einbauten wie Fußballtore, Eck- und Mittelfeldfahnen, Bandensysteme, Borde, Rinnen, Abläufe und Schächte werden ausgebaut und entsorgt.

Im Anschluss ist eine hydraulische Bodenstabilisierung erforderlich, um die Fläche bearbeiten zu können. „Und dann wird es sehr technisch“, so Schmidt: Die vollautomatische Versenk-Regneranlage besteht aus drei Vollkreis- und zwölf Teilkreisregnern einschließlich eines Steuergerätes sowie vier Unterflurhydranten. In der Naturrasenfläche ist der Einbau eines neuen Drainagesystems, bestehend aus Sauger- und Sammlerleitungen, geplant. Da eine Versickerung des anfallenden Oberflächen- und Drainagewassers nicht zu jedem Zeitpunkt sichergestellt werden kann, ist ein Notüberlauf vorgesehen, um im Notfall anfallendes Wasser über eine Druckleitung in das öffentliche Kanalsystem abzuführen. Und weil das Infield rund zwei Meter tiefer als der Außenbereich des Stadions liegt, muss dafür noch eine Hebeanlage installiert werden. „Die Durchführung eines Bundesligaspieles darf nicht durch unzureichende Abführung von anfallendem Niederschlagswasser gefährdet werden“, heißt es dazu in der Entwurfsplanung. Nach Einbau der Be- und Entwässerungsleitungen folgt eine rund zehn Zentimeter hohe Sauberkeitsschicht aus Kies.

Im gesamten Naturrasen-Spielfeldbereich wird dann eine Bodenheizung bestehend aus Heizschlaufen in Fixierschienen und einem Verteilersystem aus Rohrleitungen verlegt. Die selektive Beheizung von zwei Bereichen ist später möglich. Das System wird mit Trinkwasser befüllt. Dies ist wesentlich kostengünstiger als eine Befüllung mit einem Glykol-Wasser-Gemisch. Möglich wird dies, da der Boden in Krefeld nur sehr selten tiefgründig friert. Bei Frost wird die Anlage nur umgewälzt, bei seltenem Bedarf wird leicht beheizt. Die Versorgung erfolgt über eine Heizanlage im Bereich der Nordtribüne. Nach Verlegung der Rasenheizung erfolgt der Einbau einer bis zu 15 Zentimeter hohe Drainschicht aus Sand und einer neun Zentimeter dicke Fertigrasentragschicht mit Verlegung einer drei Zentimeter dicken Fertigrasendicksode.

Während der Arbeiten am Spielfeld sind auch im übrigen Stadionbereich Handwerker zugange. Von außen sichtbar wird dies zum Beispiel an den Betonstützen der Haupttribüne, die frisch gestrichen sind. Auch auf den Tribünen ist schon der ein oder andere Eimer Farbe verbraucht. Hier geht es gerade zudem an die Substanz: Per Sandstrahler wurde der Beton gereinigt, um Arbeiten an den Fugen vorzubereiten. „Einer der Bereiche, die noch nie seit dem Bau der Nordtribüne im Jahr 1986 angepackt worden sind“, sagt Sabine Schmidt. 7.500 Meter, so wurde errechnet, werden auf den beiden Sitzplatz-Tribünen neu verfugt – ohne Maschine, alles per Hand. Im Anschluss werden die neuen Sitzschalen angebracht.

Viel Arbeit also für Ahmed Türk, der mit seinen Kollegen bis Ende des Jahres hier arbeitet. Unmotiviert ist der Polier deswegen jedoch nicht, mit der Projektleiterin bespricht er gut gelaunt weitere Arbeitsschritte und regt an, den Farbton noch etwas zu ändern. „Einer, der mitdenkt“, freut sich Schmidt, wohlwissend, dass aber auch er machtlos ist gegen die vielen ungewissen Momente im Bauablauf. „Egal, wo wir etwas aufmachen oder etwas wegräumen, dahinter verbirgt sich meist etwas, das wir nicht eingeplant hatten.“ Da ist zum Beispiel die Erdung, die nun im Rahmen der Sanierung der 16 Regenfallrohre freigelegt wurde. Die Überraschung beim Aushub war groß, denn sie wurde direkt durch eine Wasserleitung getrieben, die eigentlich den Rasenvorplatz bewässern sollte. „Warum das nie jemanden aufgefallen ist, kann ich nicht sagen, kurios ist es aber allemal“, so Schmidt.

Sie staunte auch nicht schlecht, als kürzlich die mannshohen Buchstaben des Schriftzuges „Grotenburg-Stadion Krefeld“ abmontiert wurden. „Wir haben Neonröhren dahinter gefunden, was nahelegt, dass sie irgendwann einmal von hinten beleuchtet wurden.“ Ähnliches geschah auf der Haupttribüne, als sich bei der Demontage eines großen KFC-Logos ein altes Bayer-Logo offenbarte. Dieses hat sich nun der KFC zu Dokumentationszwecken gesichert.

Auch am Schreibtisch geht die Arbeit weiter. So werden aktuell zahlreiche Ausschreibungen vorbereitet, darunter für Rohbau-, Elektro-, Heizungs- und Sanitärarbeiten sowie Abbruch- und Erdarbeiten. Begonnen werden diese Maßnahmen planmäßig Anfang 2021. Ziel ist es weiterhin, die Arbeiten an der Grotenburg im Sommer 2021 fertigzustellen.

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