Die Mannschaft von Apollo 12: (v.l.) Charles "Pete" Conrad, Richard F. Gordon und Alan L. Bean (Foto: Nasa)
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Krefeld. „Juchhu! Mann, das mag für Neil vielleicht ein kleiner Schritt gewesen sein, aber für mich ist das ein großer”, sagt Charles „Pete” Conrad als er am 19. November 1969 aus der Mondfähre aussteigt. Der Kommandant von Apollo 12 betritt als dritter Mensch den Erdtrabanten. Der Mann mit der markanten Zahnlücke wird 1930 in Philadelphia geboren – und seine Familienwurzeln liegen in Krefeld. Der Astronaut ist ein direkter Nachfahre von Thones Kunders. Er gehört zu jener ersten organisierten Auswanderergruppe aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Krefeld nach Nordamerika aufbricht.

Dort in Pennsylvania beginnt die Familiengeschichte der Kunders in Nordamerika. Ein Land ohne Repressalien, wo sie ihren Glauben frei leben können – dieses Versprechen bringt der Theologe Franz Daniel Pastorius 1683 den Mennoniten und Quäkern nach Krefeld. Noch im selben Jahr brechen 13 Familien von Krefeld aus in das gelobte Land jenseits des Atlantik auf. Kunders gründet in Pennsylvania den Ort Germantown mit, heute ein Stadtteil Philadelphias. Kunders, also der ursprüngliche Familienname, ändert sich mit der Zeit und neuen Familienzweigen: zuerst in Cunreds, dann in die Linien Cunards und Conrads. Eine kanadische Linie heißt Cunard und Samuel Cunard gründet eine bis heute nach ihm bekannte Reederei unter deren Flagge auch die Queen Mary 2 fährt. Petes Linie nennt sich Conrad.

Generationen später begibt sich also dieser „Krefelder Kunders” auf die aufregendste Reise, die sich die Menschheit bis dato vorstellen konnte: auf den Mond. Conrad fliegt schon 1965 und 1966 mit dem Gemini-Programm ins All. Nur wenige Wochen nach der erfolgreichen Apollo-11-Mission steht die nächste Saturn-V-Rakete mit einer Crew auf der Startrampe von Cape Canaveral: Al Bean, Dick Gorden und als Kommandant von Apollo 12, Charles „Pete” Conrad. Die drei Astronauten sind gute Freunde, fast wie Brüder. Sie fahren alle die gleiche, goldene Corvette -nur so aus Spaß. Gorden und Conrad fliegen bereits mit Gemini 11 gemeinsam ins All.

Am 14. November 1969 sitzt das Trio fast an der Spitze der gut 110 Meter hohen Rakete mit hunderten Tonnen Treibstoff unter sich. Der Countdown läuft runter, die fünf Triebwerke zünden. „All engines running. Liftoff!” Nach 36 und 52 Sekunden schlägt der Blitz in die Rakete ein. Im Cockpit leuchten die Alarmsignale auf und sorgen für Angst und Schrecken im Kontrollzentrum. In keiner Simulation haben sie eine derartige Situation durchgespielt. Conrad bleibt gelassen, sein Puls steigt noch nicht einmal an. Er liest dem Flugdirektor Gerry Griffin eine schier unendliche Fehlerliste vor. John Aaron, verantwortlich für das elektrische System im Kontrollzentrum, erinnert sich dann doch an einen ähnlichen Fall und rät den „Signal Condition Equipment”-Schalter auf „Aux” zu stellen. Bean betätigt den Schalter und alle Daten sind wieder verfügbar. Cornad blickt durch das Fenster, sieht die Sonne, die Rakete steigt weiter. „Was haben sie uns da nur für einen Simulator gegeben”, witzelt er und die anderen lachen.

Die Landung mit der Fähre auf dem Mond beginnt auch mit einem Problem: Conrad muss die manuelle Steuerung übernehmen, weil der angepeilte Landeplatz sich als ungeeignet erweist. Sie sollen in der Nähe einer Sonde landen, um deren Kamera zu bergen. Als sich der Staub legt, können sie diese bereits auf der anderen Seite des Kraters erblicken. Und als er auf dem Mond landet und seine Füße auf ihn setzt, gewinnt er eine 500-Dollar-Wette mit einer Journalistin, die ihm nicht glauben wollte, dass er dabei sagen dürfe, was er wolle: „Juchhu! Mann, das mag für Neil…” Zusammen mit Al Bean albern sie dann so auf dem Mond herum, und dabei fällt Conrad als erster Mensch auf einem Himmelkörper auch hin, dass Housten die Freunde zur Mäßigung ermahnt, weil man gar nicht mehr den Piloten der Raumkapsel, Dick Gorden, verstehen könne. Leider existieren von dieser Mondtour keine Filmaufnahmen, weil die TV-Kamera zerstört wird. Es gibt nur Schreie und Geräusche von dem Ausflug. Über 31 Stunden verbringen sie auf dem Mond bevor sie zum Mutterschiff abheben. Nach zehn Tagen kehren sie sicher zur Erde zurück.

Zwischen Juli 1969 und Dezember 1972 besuchen nur zwölf Menschen den Mond. Charles „Pete” Conrad kehrt noch einmal ins All zurück, als er 1973 mit der Skylab-2-Mission zusammen mit seinen Kollegen die erste Besatzung des neuen Weltraumlabors bildet. Danach verlässt er die NASA und arbeitet für verschiedene Unternehmen. Conrad stirbt kurz vor seinem 30. Mondlandungsjubiläum im Juli 1999 an den Folgen eines Motorradunfalls. Es geschah an einem Ort in Kalifornien, den die Ureinwohner „Ojai” nennen, ihr Wort für den Mond.

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