(Foto: privat)
Anzeigen

Mülheim. Am 9. November 2020, dem Jahrestag der Reichspogromnacht 1938, begangen SPD und Jusos ihr jährliches Gedenken an die Opfer mit dem Aufpolieren von Stolpersteinen in Mülheim. Stolpersteine sind die kleinen, vor ehemaligen Wohnhäusern und Arbeitsstätten in den Boden eingelassenen Gedenksteine, die verfolgten Mülheimer Juden und anderen Opfern des Nationalsozialismus gewidmet sind.

Zum Gedenken an die Opfer wurden an den Stolpersteinen auch Rosen niedergelegt. Dabei kam es nach Aussage der Jusos zu zwei ungeheuerlichen Vorfällen in der Friedrich-Ebert-Straße, wo u.a. die Stolpersteine für die ermordeten Eheleute Lucas sowie für die Eheleute Servos liegen:

Jeweils eine Passantin und ein Passant zertraten in Anwesenheit der Gedenkenden mutwillig die Rosen. In ihrer Pressemitteilung betiteln die Jusos diese Vorfälle als „Antisemitische Vorfälle bei Gedenken an Reichspogromnacht“. Beim ersten Vorfall mit der Passantin war das Juso-Vorstandsmitglied vor Ort so perplex, dass er nicht reagierte und die Frau nach der Tat einfach weiterging. Beim zweiten Vorfall bald danach konfrontierte ein Juso-Mitglied den Täter, dieser murmelte aber nur etwas argwöhnisch und entfernte sich dann.

Dazu erklären Isabel Felix und Colin Sroka, Vorsitzende der Jusos in der SPD Mülheim: „So das Gedenken an Opfer der Shoa zu schänden, ist ein absolut anstandsloses Verhalten, für das niemand Verständnis aufbringen kann.  Zwar ist der entstandene materielle Schaden gering, das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich letztlich um Übergriffe mit antisemitischer Zielrichtung zu handeln scheint.“

Dafür dürfe es nach Ansicht der Aktiven der SPD-Nachwuchsorganisation keine Toleranz in unserer Gesellschaft geben. „Aus den Taten spricht die Gleichgültigkeit, wenn nicht gar Hass gegenüber den Ermordeten. Es ist schrecklich, dass an nur einem Abend zwei Menschen unabhängig voneinander und schamlos offen eine solche Feindseligkeit gegenüber dem Gedenken gezeigt haben. Es zeigt, wie verbreitet Antisemitismus in unserer Gesellschaft nach wie vor ist“, ziehen Isabel Felix und Colin Sroka als Fazit.

Beitrag drucken
Anzeige