Dietmar Krebbers vor der Hauptfeuer- und Rettungswache Krefeld (Foto: Bettina Furchheim)
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Krefeld. Erste Hilfe für die Seele

Dietmar Krebbers seit einem Jahr Koordinator der Ökumenischen Notfallseelsorge in Krefeld. Notfallseelsorger sind da, wenn es um Erste Hilfe für die Seele in Notsituationen geht. Sie werden von der Feuerwehr oder Polizei gerufen, wenn seelische Betreuung von Menschen notwendig ist, die z.B. einen häuslichen Todesfall oder Suizid eines nahen Angehörigen, einen schweren Unfall, oder eine andere Krisensituation erlebt haben.

Als ich mit meinem aktiven Berufsleben aufgehört habe, sprach mich eine Frau in der Gemeinde an”, erinnert sich Krebbers. “Notfallseelsorge, mich da zu engagieren, das wäre für mich ganz gut.” Krebbers überlegte, beschäftigte sich mit dem Thema und begann seine Ausbildung. Damals noch bei Norbert Heymann, der bis 2012 Koordinator der Notfallseelsorge in Krefeld war. Pastor Martin Schumann war sein Nachfolger, bis 2019, evangelischer Koordinator auch in Viersen. Seit neun Jahren ist er inzwischen dabei. Viele Wochen Bereitschaft hat er von Anfang an übernommen. Schnell habe er dadurch eine gewisse Art von Routine bekommen und nicht immer einen Adrenalinschub bekommen, wenn das Bereitschaftshandy klingelte.

Dietmar Krebbers, jetzt 71, war in seinem Berufsleben als Textilkaufmann selbständig. “Ich habe den größten Teil meines Lebens mit Mode Geld verdient, das hatte schon etwas mit Emotionen zu tun.” Und damit, auf Menschen einzugehen, sich mit ihren Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen. Und sich dabei auch Sorgen und Nöte anzuhören.

Die Tätigkeit als ehrenamtlicher Notfallseelsorger ist genau das Richtige für Krebbers, der sich gut einfühlen und zuhören kann. Über viel Menschenkenntnis verfügt, verbindlich und kontaktfreudig ist. So absolvierte er auch die Ausbildungen für Großschadenslagen und für leitende Notfallseelsorgende. Zudem war er im Kuratorium der Notfallseelsorge und übernahm hier Mitte 2018 den Vorsitz.

Krebbers war viele Jahre Presbyter in seiner Evangelischen Kirchengemeinde in Fischeln und hat die Ausbildung zum Prädikanten in der Evangelischen Kirche gemacht. Im Frühjahr vorigen Jahres wurde er ordiniert. Prädikantinnen und Prädikanten sind Ehrenamtliche, die für die selbständige Leitung und Gestaltung von Gottesdiensten ausgebildet sind.  Sie tragen Talar, leiten Gottesdienste, Trauungen, Taufen oder Beerdigungen. Sie sind in Seelsorge und theologischen Fragen ausgebildet.

Seit gut einem Jahr koordiniert Dietmar Krebbers jetzt hauptamtlich die Notfallseelsorge in Krefeld, ist dabei eng mit Feuerwehr und Rettungsdienst vernetzt.

Krebbers hatte auch an Silvester 2019 Dienst und war in der Nacht im Krefelder Zoo als das Affenhaus durch eine Himmelslaterne Feuer fing und abbrannte. Mehr als 30 Tiere starben, darunter Orang-Utans, Gorillas, ein Schimpanse, etliche kleinere Affen, Vögel und Flughunde. “Wir waren zu dritt vor Ort und haben die Mitarbeitenden und die Leitung auch im Anschluss noch etwa vier Wochen betreut”, berichtet Krebbers. “Dann haben andere Fachleute aus der psychosozialen Versorgung in Krefeld übernommen.” Als geschlossene Veranstaltung wurde im Januar ein Gottesdienst in der Friedenskirche gehalten für Mitarbeiter und ihre Familien, die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Notfallseelsorge, für Freunde und Förderer des Zoos. “Wir waren 200 Menschen im Gottesdienst”, berichtet Krebbers. Anfang Februar wurde es langsam normaler, was die Arbeit der Seelsorgenden betraf, soweit man bei dieser Arbeit von Normalität sprechen kann. Dann kam Corona. Wichtig für die Mitarbeitenden war, die Eigensicherung oben an zu stellen. “Keiner muss sich gedrängt fühlen. Im Gegenteil, wer ein ungutes Gefühl hat, muss es auch lassen” – hat Krebbers hat seinen Kolleginnen und Kollegen empfohlen und er betont: “Wir können nur in Einsätze gehen, wenn wir den Kopf dafür frei haben.”  Im Frühjahr haben sechs Notfallseelsorgende den Einsatzplan aufrechterhalten. Inzwischen sind wieder ein paar dazugekommen. Etwa zehn machen zur Zeit mit. Viel Zeit nimmt sich Krebbers für das Team, hält engen Kontakt per Telefon, oder auch persönlich, wenn das möglich ist.

Gemeinsam mit Viersen ist für 2021 ein neuer Ausbildungsgang in der Ökumenischen Notfallseelsorge geplant. Interessenten an dem Ehrenamt sollten Lebenserfahrung, Durchsetzungsvermögen, Selbstbewusstsein und Menschenkenntnis mitbringen. Bewerber müssen mindestens 25 Jahre alt, Mitglied in einer ACK-Kirche (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen), sowie körperlich und psychisch fit sein. Sinnvoll, aber nicht Bedingung, sind Vorkenntnisse durch pädagogische, psychologische oder medizinisch-therapeutische Ausbildungen, als Krankenpfleger oder Erzieherin. Die Ausbildung findet an Wochenenden statt, in Krefeld und in Viersen, damit auch Berufstätige teilnehmen können. Geboten wird eine umfassende kostenfreie Ausbildung. Einsatzpraktika bei Rettungsdienst und Polizei sowie Hospitation in der Notfallseelsorge gehören mit dazu.


Seit dem 1. September 1998 gibt es die Notfallseelsorge in Krefeld. Sie wird getragen vom Bistum Aachen und dem Evangelischen Kirchenkreis Krefeld-Viersen. Notfallseelsorge wird von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern geleistet. Ein 24-Stunden-Dienst, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Für die jeweiligen Einsatzkräfte selbstverständlich in unterschiedliche Schichten aufgeteilt. Wie es in den Alltag des einzelnen am besten hinein passt.

Wer sich für die Ausbildung in der Notfallseelsorge interessiert, kann sich per Mail info@notfallseelsorge-krefeld.de oder per Telefon, 02151 / 7690-420 bei Dietmar Krebbers informieren.

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