v.l. Jörg Buer und Hans Segschneider (Foto: privat)
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Mönchengladbach. Anlässlich der Vollendung seines 99. Lebensjahres lud der Ehrenvorsitzende der FDP, Hans Segschneider, seinen langjährigen Parteifreund Jörg Buer, ehemaliger Kreisvorsitzender der FDP, zu einem Gespräch ein. Dabei ließ er nicht nur seine aktive Zeit Revue passieren, sondern nahm auch Stellung zur aktuellen politischen Situation.

Interview mit Hans Segschneider von Jörg Buer, ehemaliger Kreisvorsitzender der FDP und langjähriger Parteifreund von Segschneider.

 

Jörg Buer: Lieber Hans, die Vollendung Deines 99. Lebensjahre ist Anlass, Dein Engagement für unsere Stadt und „deiner“ FDP rückblickend zu betrachten. Im Laufe deiner nun 64-jährigen Mitgliedschaft hat die FDP, ob in Bund, Land oder Kommune viele Höhen und Tiefen durchlebt.

Wie siehst du die Rolle der FDP im Bund bezüglich der Corona-Krise?

Hans Segschneider: Die FDP im Bund geht den richtigen Weg. Linder macht eine gute Figur, in dem er trotz aller Widrigkeiten auch immer wieder auf die Freiheit der Menschen hinweist. Die Freiheit des Einzelnen endet aber auch dort, wo die Freiheit des anderen beginnt.

Auch ein anderer Umgang mit Lockdown und Teillockdown unterscheidet die FDP von den anderen Parteien. Leider wird dies in der Öffentlichkeit aber nur wenig registriert. Es kommt wenig rüber von den an sich guten Ideen der FDP.

 

Jörg Buer: Wie bewertest du das Krisenmanagement der Bundesregierung?

Hans Segschneider: In einem Wort? Ein einziges Durcheinander.

 

Jörg Buer: Und wie das Krisenmanagement von Schwarz-Gelb hier in NRW?

Hans Segschneider:  Das ist besser als im Bund, aber leider ist auch hier die Kommunikation nicht in Ordnung. Ministerpräsident Laschet hält sich zurück.

 

Jörg Buer: Seit der letzten Kommunalwahl in NRW gibt es hier in Mönchengladbach wieder eine Ampelkoalition. Wie schätzt du den langfristigen Erfolg dieser Koalition ein? Wie sollte eine erfolgreiche Zusammenarbeit aussehen? Welche Fehler dürfen nicht wieder gemacht werden, die zum Teil in der vorherigen Ampel gemacht wurden?

Hans Segschneider: Zunächst möchte hier mal sagen, dass die Verwaltung viel zu viel bestimmt, was gemacht wird.

Das war besonders in den letzten sechs Jahren so. Daher sehe in der Ampel eine große Chance für Mönchengladbach. Wir haben in unserer Fraktion sehr kompetente Politiker und Politikerinnen, besonders unsere Fraktionsspitze ist sehr erfahren.

Den neuen Oberbürgermeister Felix Heinrichs kenne ich persönlich sehr gut, schon allein aus VdK-Zeiten. Er vermittelt einen ruhigen und ehrlichen Eindruck.

Das Wichtigste ist aber, dass die Menschen miteinander sprechen. Der Dialog darf nicht abbrechen, das wäre nicht gut für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Bei den Grünen bin ich noch skeptisch, zumal sie sich in der Vergangenheit als sehr fundamentalistisch gezeigt hatten.

 

Jörg Buer: Felix Heinrichs ist mit seinen 31 Jahren ein sehr junger OB. Die Jugend lag dir immer am Herzen. Welchen Rat möchtest du ihm mit auf den Weg geben?

Hans Segschneider: Felix Heinrichs ist zwar noch jung, aber nicht zu jung, um das Amt des Oberbürgermeisters zu bekleiden. Er soll stets ehrlich und authentisch bleiben und sich durchsetzen! Sicherlich soll und wird er seinen Weg gehen.

 

Jörg Buer: Du hast in den vielen Jahren deiner politischen Arbeit viele Ehrungen und Auszeichnungen bekommen. Welche dieser Ehrungen liegt dir am nächsten am Herzen?

Hans Segschneider: Das ist der Landesverdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Ich habe durch meine Arbeit im Rat der Stadt Mönchengladbach gesehen, dass die Sportplatzbenutzung Ende der 60-ziger Jahre von den Vereinen bezahlt werden musste. Auch die Hallen waren nicht kostenfrei. Auch das Schwimmbad musste von den Vereinen bei Benutzung bezahlt werden. Übrigens bin ich jetzt 90 Jahre lang Mitglied im Schwimmverein!

Die zum Teil hohen Kosten konnten nicht richtig sein, und daher hatten wir es im Rat geschafft, dass die Benutzung der Sportstätten in Mönchengladbach fortan kostenfrei wurde. Diese Veränderung hat dann sogar in ganz NRW um sich gegriffen, letztlich auch durch Mithilfe des damaligen stellvertretenden Ministerpräsidenten und FDP-Politikers Willi Weyer. Das hat mich sehr stolz gemacht.

Zudem freue ich mich, Ehrenkommissar bei der Polizei Mönchengladbach zu sein. Ich war viele Jahre im Polizeibeirat und habe an der Polizeischule als Lehrer gearbeitet.

 

Jörg Buer: Wie gesagt, deine Auszeichnungen und Ehrungen für deine politische Arbeit sind fast unzählbar. Zudem warst du Jahre lang Bürgermeister? Wie schafft man das alles?

Hans Segschneider: Das geht nur, wenn man den Rückhalt seiner Familie hat. Und den hatte ich immer zu 100%. Ich habe derzeit, als man mir den Bürgermeister angeboten hat, zuerst mit meiner Familie gesprochen und die hat mir sogar dazu geraten. Dafür und für die vielen Momente des Rückhaltes bin ich dankbar.

Zudem ist eins noch wichtig: Du schaffst das alles nie alleine, du brauchst Menschen die dir helfen. Und da bin ich wieder am Anfang: redet miteinander!

 

Jörg Buer: Was hast du denn dann in deiner Freizeit gemacht?

Hans Segschneider: (lacht laut) Das war meine Freizeit!

 

Jörg Buer: Nun noch eine letzte Frage: Was wünscht du dir und der FDP Mönchengladbach?

Hans Segschneider: (lacht wieder) Ich wünsche der FDP mehr Mitglieder. Und persönlich wünsche ich mir, dass ich nächstes Jahr die 100 vollmachen kann.

 

Jörg Buer: Lieber Hans Segschneider, ich darf Dir im Namen der FDP-Mönchengladbach alles Gute wünschen. Und nächstes Jahr, wenn du 100 wirst, dürfen wir hoffentlich auch wieder richtig mit Dir feiern.

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