(Foto: Stephan de Leuw)
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Wesel. Wesel wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs nahezu „dem Erdboden gleich gemacht“. Nur wenige Gebäude überstanden die Bombardierungen der Alliierten, darunter das Berliner Tor. Im Dezember 2019 überreichte Ministerin Ina Scharrenbach Bürgermeisterin Ulrike Westkamp im Rahmen des Heimat-Förderprogramms das Heimat-Zeugnis „Zukünftige Nutzung des Berliner Tors“. Damit verbunden ist eine Förderung von über 210.000 Euro für den Umbau des historischen Denkmals. Nachdem die Aufräumarbeiten in den vergangenen Monaten abgeschlossen wurden, beginnen nun die Sandstrahl- und Malerarbeiten im Innenbereich des Berliner Tors.

„Das Berliner Tor ist ein wichtiges Wahrzeichen unserer Stadt. Viele Menschen besichtigen jedes Jahr das ehrwürdige Denkmal am Rande der Weseler Fußgängerzone. Zusammen mit der Weseler Hanse-Gilde hat der Kulturbereich der Stadt Wesel ein Nutzungskonzept entwickelt. Wesel ist stark von der Hanse geprägt worden. Bis heute sind wir mit einer Vielzahl an Geschäften und Unternehmen ein bedeutendes Handelszentrum in der Region. Deshalb werden in Zukunft im Berliner Tor die Themen „Hanse und Handel“ in besonderer Weise erlebbar gemacht werden“, sagt Bürgermeisterin Ulrike Westkamp.

Noch in der ersten Jahreshälfte 2021 werden weitere notwendige Renovierungsarbeiten beginnen. Unter anderem werden neue Fenster und Türen eingebaut. Die Arbeiten finden im engen Austausch mit der Denkmalschutz-Behörde statt. Das Bauwerk wurde 1982 unter Denkmalschutz gestellt.

Die Kosten liegen bei ca. 267.000 Euro. Davon werden 80 Prozent gefördert (etwa 214.000 Euro).

Wesel war im 17. Jahrhundert in diverse kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt. In dieser Zeit bestimmten abwechselnd verschiedene Mächte die Geschicke der Stadt am Rhein und eroberten von den jeweils anderen die Stadt Wesel und besetzten sie. Erst 1680 zogen die Franzosen aufgrund eines mit Brandenburg bestehenden Vertrages ab.

Nach dem Rückzug der Franzosen veranlasste Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg den Bau der modernen Festung Wesel. Ein bedeutendes Monument dieser Zeit ist das Berliner Tor, das nach den Plänen des Architekten Jean de Bodt gebaut und 1722 vollendet wurde.

Den damaligen Figurenschmuck schuf ein Bildhauer, der für den französischen König Ludwig XIV. im Garten von Schloss Versailles gearbeitet hatte.

Die Toranlage auf der Stadtseite wurde nach der Entfestigung bis auf den Kubus abgebrochen. Dieser wurde 1894/95 aufwändig restauriert. Ein Großteil des Figuren- und Ornamentschmuckes ging dabei verloren. Dafür erhielt der Kubus eine neue Bekrönung. Auf der Außenseite des heutigen Berliner Tores, das durch Kriegseinwirkung und spätere Sprengungen schwer beschädigt wurde, wurden die Figuren, Reliefs und die Abschlusstrophäe 1974 in beschädigtem und verwitterten Zustand konserviert.

Im Frühjahr 2019 zierte die kopflose Statue der römischen Göttin Minerva wochenlang das Berliner Tor. Der Kopf war beschädigt und drohte aufgrund eines starken Sturms herabzufallen. Die Feuerwehr nahm den Kopf der Statue sicherheitshalber ab. Inzwischen ist der Kopf von Fachleuten restauriert und wieder angebracht.

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