(Foto: privat)
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Krefeld. “Ich bin offen für alles, was kommt”

Pfarrer Gerhard Herbrecht ist der “Neue” in der Alten Kirche in Krefeld. Am Sonntag wird er in sein Amt als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Krefeld durch Superintendentin Dr. Barbara Schwahn eingeführt. Coronabedingt wird der Gottesdienst um 15 Uhr in der Alten Kirche im kleinen Kreis gefeiert und aufgezeichnet.

Nach Krefeld wollten sich Pfarrer Gerhard Herbrecht und seine Frau Anke sowieso orientieren. Sie arbeitet in der Stadt seit knapp 30 Jahren als Sonderpädagogin an einer Schule. Doch eigentlich sollte ein Umzug erst mit Beginn seines Ruhestandes in sechseinhalb Jahren passieren. Nun zieht die Familie früher als geplant um. Bis Mitte Januar war Herbrecht Pfarrer in der​ Evangelischen Kirchengemeinde Erkrath, knapp 25 Jahre. “Sie müssen von drei Pfarrstellen auf zwei reduzieren”, erklärt Herbrecht. “Mein Wechsel entlastet meine alte Gemeinde und bedeutet einen Neustart für mich.” Auch mit 60 sei das kein Problem. Pfarrer und Sonderpädagogin – beide haben viel mit Menschen zu tun, das halte jung. Gerhard Herbrecht wurde in Wuppertal geboren, auch sein Vater war Pfarrer. “Obwohl ich ein Pfarrerskind bin, habe ich auf Pfarramt studiert, betone ich immer”, berichtet Herbrecht. “Ich wusste genau, was auf mich zukommt, ein offenes Haus zu haben, mit nur ein wenig Privatsphäre dabei.” Eben dieses offene Haus, das er als Kind erlebte, prägt auch seine eigene Zeit als Pfarrer. Er sei leidenschaftlicher Hausbesucher. In Erkrath sei der Anteil der über 65jährigen mit 800 bei etwa 2.000 Gemeindemitgliedern sehr hoch gewesen. Er habe jeden Senior und jede Seniorin alle fünf Jahre besucht.  “Das ist ein großer Vorteil für Pfarrer”, erläutert Herbrecht. “Wir kommen mit ausreichend Zeit mit Leuten zusammen. Zeit, wer hat das heute schon?” Gerhard Herbrecht studierte Theologie in Münster, Tübingen, Bern und Bonn. Vikariat und Hilfsdienst absolvierte er in Wesseling. “Das Beste von dort habe ich mitgenommen”, meint Herbrecht lächelnd. “Nämlich meine Frau.”

Nach seinem Abitur in Wuppertal absolvierte er jedoch zunächst eine Lehre als Restaurantfachmann. “Der Abstand zum Elternhaus hat mir gut getan”, erinnert sich Herbrecht. “Es war gut, zunächst einen handwerklichen Beruf zu erlernen.” Zum einen habe er dadurch sein späteres Studium finanziert, 14 Jahre habe er nebenbei in diesem Job gearbeitet, viele Jahre in Bonn in der Regierungsgastronomie, etwa in der Villa Hammerschmidt oder auf Schloss Brühl. Zum anderen bekomme man durch diese Tätigkeit noch einmal eine andere Sichtweise auf das Berufsleben und den Arbeitsalltag. So habe er beispielsweise gelernt, andere Meinungen auch mal unkommentiert stehen zu lassen. In den Jahren, in denen er als Aushilfe jobbte, traf er viele andere Aushilfen, die aus Notsituationen heraus in diesem Job arbeiteten. Manche Gespräche seien da zu Seelsorgegesprächen geworden – zwischen Tür und Angel. “Ich habe schon zu der Zeit gemerkt, wie wichtig diese Situationen sind”, sagt Herbrecht. “Wie Gespräche ungeplant zustande kommen und wie hilfreich gerade diese sind.” Wenn er ausreichend Zeit hat, ist Herbrecht deshalb gerne zu Fuß in der Stadt unterwegs, freut sich auf viele – ungeplante – Begegnungen.

Pfarrer sein, das ist für Herbrecht Beruf und Berufung. “Es ist eine Kombination aus beidem. Ich schätze die Vielseitigkeit.” Herbrecht ist gespannt auf seinen Neustart in der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Krefeld: “Ich freue mich auf viele Kontakte, werde schauen, wo Schwerpunkte liegen könnten. Ich bin offen für alles, was kommt.”

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