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Mülheim. Bildung ist unsere Zukunft. Was Kinder heute lernen, wird unsere Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten signifikant beeinflussen. Kinder müssen heute bestmöglich vorbereitet werden, um mit den Problemen von morgen zurechtzukommen. Ihr Leben selbstständig zu führen – ein Teil der Gesellschaft zu werden und sich für diese einzusetzen.

Doch was sollen Kinder lernen, wenn die Politik sich nicht für ihre Belange stark macht? Wenn Bildung nur interessant ist, wenn jetzt sofort wirtschaftliche Gewinne dadurch erzielt werden?

Genau das passiert gerade bei uns in Mülheim. Die Stadt ist dabei zu entscheiden, dass das Budget für die Offene Ganztagsschule (OGS) in Mülheim um rund 50% gekürzt werden soll. Damit einhergehend soll auch ein Eingriff in die Personalstunden stattfinden. Abgesehen von den Lebensexistenzen der Erzieher, welche damit bedroht werden, wird die Qualität in der Mülheimer OGS ganz stark eingeschränkt. Der hohe Bildungsstandard, der über Jahre aufgebaut wurde. Die Vernetzung mit den Grundschullehrern – eines der größten Vorteile im Gegensatz zum früheren Hort. Die Vielzahl an pädagogisch-wertvollen Angeboten. All das wird nicht mehr in diesem Umfang möglich sein. Die OGS wird regelrecht zu einer reinen Aufbewahrungszeit verkommen. Ihr Recht auf Bildung wird während der OGS-Zeit dadurch stark eingeschränkt. Daher noch einmal meine Frage:

Was sollen Kinder lernen, wenn die Politik sich nicht für ihre Belange stark macht? Wenn Bildung nur interessant ist, wenn jetzt sofort wirtschaftliche Gewinne dadurch erzielt werden?

Viele Eltern können schon jetzt ihre Kinder nicht in der OGS anmelden, weil Personal fehlt. Daher soll ab 2025 der Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz kommen. Ähnlich wie es auch bei Kitas der Fall war. Daraus sollten wir lernen und frühzeitig die OGS ausbauen, genügend Personal bereitstellen und für ausreichend Räumlichkeiten sorgen.

Doch unser Oberbürgermeister fordert genau das Gegenteil. 2,5 Millionen Euro Einsparungen. Das ist die Hälfte des bisherigen Budgets. Eine Kürzung des Stundenkontingents von knapp 60 Stunden pro Gruppe auf 40 Stunden. Das entspricht nur noch einer Vollzeitkraft pro Gruppe. Da zu Stoßzeiten Zwei Erzieher notwendig sind und sich die Stunden aufteilen müssen, wird dieser Job für Fachpersonal sehr unattraktiv – zumal bei dem Stundenkontingent auch noch die ganzen Verwaltungsaufgaben Platz finden müssen.

Daher ist eine Investition in Bildung nicht mit wirtschaftlichen Gewinnen aufzuwerten. Bildung ist eine Langzeitinvestition und ohne sie ist unsere Zukunft verloren.

 

Darren Tafel, Mülheim, Erzieher im Anerkennungsjahr

 

Anmerkung der Redaktion: Unter LeserKlick versteht die LokalKlick-Redaktion Artikel mit Empfehlungen, Erlebnissen und Tipps von Leserinnen und Lesern, als auch den klassischen Leserbrief. Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor und veröffentlicht keine anonymen Leserbriefe.

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