René Schneider MdL (Foto: Bettina Engel-Albustin / fotoagentur ruhr moers)
Anzeige

Kreis Wesel. Egal, ob ich Brötchen, Semmel oder Schrippe sage: Sie werden sofort wissen, dass ich ein kleines, herzhaftes Gebäckstück meine, das man in der Mitte aufschneiden und belegen kann. Genauso ist das mit dem Wort “Impfzentrum”. Gemeint ist ein Ort, an dem sich Menschen impfen lassen können. Seit Wochen fordern wir ein solches “Impfzentrum” im linksrheinischen Teil des Kreises Wesel. Die Bürgermeister aus Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg haben das getan. Und auch der Landrat des Kreises Wesel, Ingo Brohl, hat diese Forderung aufgegriffen. “Wir haben schon länger einen zweiten Impfstandort am linken Niederrhein identifiziert und hoffen auf die Erlaubnis durch das Land, dass wir ihn errichten können”, sagt der Landrat noch in einem Zeitungsinterview am 1. Februar 2021.

Längst hatte da schon CDU-Ministerpräsident Armin Laschet abgewunken. Im Landtag fordert die SPD-Landtagsfraktion schon länger mehr als nur ein Impfzentrum pro Kreis und kreisfreier Stadt. Auch weil wir wissen, wie viele vor allem ältere Menschen im linksrheinischen Teil des Kreises Wesel Schwierigkeiten haben, in die Kreisstadt zu kommen. Noch am vergangenen Dienstag aber sagte der Ministerpräsident, dass dafür nicht genug Impfstoff und Ärzte da seien. Ein Widerspruch, wenn man bedenkt, dass eben jener Regierungschef zuvor angekündigt hatte, dass demnächst viel mehr und ausreichend Impfstoff da sein werde. Warum also nicht jetzt schon über weitere Standorte und Infrastrukturen reden, sie einplanen und starten lassen, wenn es soweit ist?

Stattdessen eine Absage aus Düsseldorf, die der Landrat relativiert, indem er seine Pressestelle mitteilen lässt, dass damit ja “Zweigstellen” weiterhin möglich blieben. Nicht nur, dass hier plötzlich eine unnötige Diskussion um die Bedeutung von Begriffen aufgemacht wird. Sie verschleiert auch eines: Ein zweites Impfzentrum, eine Zweigstelle des bestehenden Impfzentrums oder eine Impfstraße im linksrheinischen Teil des Kreises Wesel wird es vorerst nicht geben! Egal, welchen Namen ich dem Kind gebe, darf mehr als ein Drittel der Menschen im Kreis Wesel aktuell nicht auf eine wohnortnahe Impfmöglichkeit hoffen.

Dass diese noch kommen wird, das ist klar: Im Frühsommer vielleicht, wenn Impf-Dosen den Markt überschwemmen und wahrscheinlich auch Hausärzte deshalb dazu angehalten werden, die Impfung zu verabreichen. Doch darum geht es den Menschen nicht, die uns jetzt anrufen und fragen, wie sie aus Kapellen, Vluyn, Rayen oder Orsoy nach Wesel kommen sollen. Die keine Verwandten haben, die den Transfer für sie organisieren können und die vielleicht nichtmal soviel Geld im Monat übrig haben, um eine Taxifahrt auch nur auslegen zu können. Ihnen hätte ein zweites Impfzentrum, eine Zweigstelle oder weitere Impfstraße jetzt geholfen. Allein die Landesregierung lehnt dies ab – und ich bin nicht der einzige, der das nicht verstehen kann!

 

Ein KlarKlick von René Schneider, MdL, Vorsitzender der SPD im Kreis Wesel

Anmerkung der Redaktion: Unter KlarKlick versteht die LokalKlick-Redaktion Gastkommentare, die zur gesellschaftlichen Diskussion führen. Sie geben nur die Meinung des Gastkommentatoren wieder und sind nicht unbedingt die Meinung der Redaktion.

Beitrag drucken
Anzeigen