Im März 2020 ist der Brandschutz in das neue Gebäude gezogen, im Juni folgte der Rettungsdienst. Auf dem Gelände der ehemaligen Wache, rechts, entsteht nun der zweite Gebäudeteil. Ab Herbst ist hier Platz für Schulungen, die Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie die Freiwillige Feuerwehr. Das Bild wurde im Oktober 2020 aufgenommen (Foto: Tim Kögler)
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Monheim. Drei Jahre nach der Grundsteinlegung haben sich die Rettungskräfte im ersten Teil des Gebäudes gut eingelebt

Monheim am Rhein. In der sechs Meter hohen Wagenhalle blitzen die gewaltigen Löschfahrzeuge und Rettungswagen. Satt fällt die dicke, verglaste Tür zum Treppenhaus ins Schloss. Auch ein Jahr nach dem Einzug in den ersten Teil der neuen Feuer- und Rettungswache an der Paul-Lincke-Straße riecht hier alles noch ganz neu. Im vergangenen März war der Brandschutz wegen der Corona-Pandemie vorzeitig in das neue Gebäude gezogen, im Juni folgte der Rettungsdienst. Mittlerweile, drei Jahre nach der Grundsteinlegung am 23. Februar 2018, haben sich alle gut eingelebt.

„Wir sind froh, endlich den ersten Teil des Neubaus nutzen zu können“, sagt Hartmut Baur, der den Bau als Stellvertretender Leiter der Monheimer Feuerwehr koordiniert. „Der Umzug aus der Altstadt hierher war 1981 schon ein Quantensprung, diese Situation haben wir jetzt wieder.“ In der alten Wache nebenan war es für die mittlerweile 160 Haupt- und Ehrenamtlichen und 40 Mitglieder der Kinder- und Jugendfeuerwehr schon lange zu eng geworden. Fuhrpark und Personal hatten sich wegen der gestiegenen Anforderungen in den vergangenen 40 Jahren verdreifacht. Auch die Zahl der Einsätze ist extrem gestiegen – 7000 Mal rückten die Einsatzkräfte im vergangenen Jahr aus, früher waren es noch einige Hundert Einsätze. Die neue Wache wird nun nicht nur deutlich größer, sondern auch wesentlich funktionaler, moderner und zukunftsorientierter.

Bei den Planungen, die bereits 2012 begannen, konnten sich alle Nutzerinnen und Nutzer, von der Jugendfeuerwehr über die Hauptamtlichen bis zur Freiwilligen Feuerwehr, beteiligen. Entsprechend zufrieden sind nun alle mit dem ersten Teil des Neubaus. „Die komplett fertige Wache wird mehr als 200 Räume haben. In die Planung ist auch die ganze Erfahrung der Kolleginnen und Kollegen sowie der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr eingeflossen, das trägt zu einem sehr guten Arbeitsklima und einer entsprechenden Zufriedenheit bei“, erklärt Baur. Die Mehrheit der hauptberuflichen Einsatzkräfte pendelt mittlerweile zudem aus anderen Städten nach Monheim am Rhein. „Die könnten auch woanders arbeiten, aber sie kommen zu uns, weil sie hier optimale Arbeitsbedingungen vorfinden.“

Die Rettungsdienstfahrzeuge in der Halle werden nun direkt aus einem kleinen Lager mit dem täglich benötigten Material bestückt. Zahlreiche Pappschachteln mit Verbänden, Pflastern, Handschuhen und Masken drängen sich hier auf den Regalbrettern. Nachschub kommt direkt aus dem angrenzenden Hauptlager – dazu können die zuständigen Kolleginnen und Kollegen die Trennwände zur Seite rollen und neues Material in die durchgängigen Regale schieben. „Das war ein Vorschlag der Kolleginnen und Kollegen. So lässt sich frühzeitig erkennen, wann neue Verbrauchsmaterialien nachgeordert werden müssen. Das war im alten Lager nicht immer möglich, jetzt haben wir immer einen aktuellen Überblick“, erklärt Baur. Wenn neues Material eintrifft, wird es künftig über Barcode-Leser auch elektronisch erfasst.

Neben den Lagerräumen ist der Desinfektionsbereich für die sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung im Rettungsdienst, mit der die Feuerwehr nun alle Hygieneanforderungen erfüllt. Fahrzeuge und Geräte werden hier nach dem Einsatz aufbereitet und desinfiziert. Wenn die die Frauen und Männer von Brandschutz, Hilfeleistung oder Rettungsdienst von Einsätzen zurückkommen, können sie die verschmutzte Kleidung im Schwarzraum zur Reinigung ausziehen, duschen und im Weißraum ihre Alltagskleidung anziehen. „Die Umstellung war am Anfang noch etwas schwierig, wir mussten unsere Bewegungsabläufe erstmal an die verbesserten Bedingungen anpassen. Aber mittlerweile läuft das alles sehr gut“, erläutert Torsten Schlender, hauptamtlicher Leiter der Feuer- und Rettungswache.

Vorbei an der klassischen Feuerwehrstange geht es in die erste Etage zu den Verwaltungsräumen, in der zweiten Etage reihen sich die Ruheräume für die 24-Stunden-Schichten aneinander. In der alten Wache hatte jeder ein eigenes Bett – mit bis zu fünf anderen Kollegen in einem Raum. Jetzt können die Einsatzkräfte alleine in einem Raum ruhen, für eigene Matratzenauflagen und Bettdecken gibt es hohe, speziell belüftete Lagerspinde. Einige Betten sind an diesem Nachmittag bereits mit bunter Bettwäsche bezogen.

Gegenüber gibt die Dachterrasse den Blick auf den zweiten Bauabschnitt frei. Im Juli konnten die Feuerwehrangehörigen von hier den Abriss der alten Wache mit dem alten Turm erleben. „Das war für alle, die dort länger gearbeitet haben, schon ein komisches Gefühl“, erinnert sich Baur. „Verbunden mit der Freude auf die vielen verbesserten Funktionalitäten, die wir jetzt hier haben. Da liegen Welten zwischen.“ Nun steht bereits der Rohbau des zweiten Gebäudeteils, die meisten Wände sind eingezogen und der Einbau der Technik schreitet voran. Ab Herbst ist hier Platz für Schulungen, die Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie die Freiwillige Feuerwehr.

Als die Corona-Maßnahmen im Sommer gelockert wurden, war die Dachterrasse auch ein Treffpunkt für das Personal zwischen den Einsätzen. Seit die Maßnahmen wieder verschärft werden mussten, ist der Zutritt zur Wache reglementiert.  Die Kontakte im laufenden Betrieb wurden auf das Notwendigste beschränkt: Bei der täglichen Ablösung der Wachabteilungen begegnen sich die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr direkt und die beiden Aufenthaltsräume sind dem jeweils im Dienst befindlichen Personal von Brandschutz und Rettungsdienst zugeteilt. Die beiden Gruppen verpflegen sich auch getrennt in der neuen Küche. „Momentan geht das nicht anders, aber alle freuen sich schon auf die Zeit nach der Pandemie, wenn das gemeinsame Kochen und die sozialen Kontakte untereinander wieder ohne Einschränkungen möglich sind“, erläutert Torsten Schlender. „Das ist sehr wichtig für den sozialen Zusammenhalt innerhalb einer Wachabteilung“.

Gleich neben der neuen Einsatzzentrale, von wo aus die Einsätze der Feuerwehr an drei Leitstellentischen gelenkt werden, befindet sich ein größerer Fitnessraum für den Dienstsport. Hier können alle Feuerwehrangehörigen regelmäßig Sport treiben. „Ein großer Vorteil für beide Seiten: Wir haben immer fitte Feuerwehrangehörige und den Kameraden und Kollegen macht der Sport dort richtig Spaß“, erklärt Hartmut Baur „Das ist auch wichtig, denn die Arbeit und die Einsätze sind körperlich oft sehr herausfordernd, daher haben wir auch sechs Kollegen zu Übungsleitern ausbilden lassen“.

Vom Crossfit-Gerüst hat man einen guten Blick auf den Innenhof, direkt gegenüber liegt der Werkstatt- und Lagertrakt, in dem Atemschutzwerkstatt, Schlauchaufbereitung, Schreinerei, Elektro- und Funkwerkstatt sowie die Kleiderkammer untergebracht sind. Hier gibt es ebenfalls eine Schwarz-Weiß-Trennung für verschmutzte Ausrüstung und Dienstkleidung. Die Waschmaschinen haben zwei Klappen, so dass sie im Schwarzraum befüllt und im Weißraum geleert werden können. In einer großen Trommel drehen gerade Rettungsdienstjacken und Hosen ihre Runden. Material, das früher von Hand in der Atemschutzwerkstatt gereinigt wurde, wird jetzt in einer speziellen Anlage gewaschen. Für die Schläuche gibt es ebenfalls eine eigene Waschanlage, die das Reinigen, Prüfen, Trocknen und Aufwickeln übernimmt – am Ende muss nur der fertig aufgerollte Schlauch entnommen werden. An den Werkstatt- und Lagertrakt schließt sich der neue, sechsgeschossige Turm der Wache an. Im Übungsraum simulieren Nebelmaschine und verschiebbare Wände eine Wohnung, die Eingangstür kann erhitzt werden. Auf dem Tisch liegt eine Puppe, bereit für die nächste Rettung. In der Decke des Turms stecken gelbe Haken und verschiedene weitere Vorrichtungen für die Übungen der Höhensicherer.

„Die neue Feuer- und Rettungswache entspricht jetzt den gültigen Hygiene- und Unfallverhütungsvorschriften mit ausreichend Platz für Mannschaft und Gerät. Fahrzeuge müssen nicht mehr ganzjährig im Freien stehen und auch Übungen können sowohl auf dem Hof als auch im Gebäude stattfinden“, freut sich Wehrleiter Torsten Schlender. „Mit den vielen neuen Möglichkeiten hoffen wir auch weitere ehrenamtliche Kräfte für die Freiwillige Feuerwehr gewinnen zu können, die neben den hauptamtlichen Kräften eine wichtige Säule in der Gefahrenabwehr sind.“ Interessierte können sich direkt an die Feuerwehr, Telefon +49 2173 955-255, oder per E-Mail an feuerwehrleitung@monheim.de wenden.

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