Die „Grüne Kapelle“ auf dem Friedhof an der Halterner Straße steht unter Denkmalschutz (Foto: Stadt RE)
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Recklinghausen. Vor fast genau sieben Jahren hat die Stadt Recklinghausen die alte Kapelle auf dem Friedhof an Halterner Straße an den dort tätigen Förderverein „Grüne Kapelle Recklinghausen e. V.“ vermietet. Ziel des Vereins war es, das 1916 eingeweihte Gebäude mit ehrenamtlichem Engagement und Unterstützung der Stadt zu erhalten und multifunktional zu nutzen. Nun haben sich beide Partner darauf geeinigt, diesen Vertrag aufzulösen.

So ist es dem Verein in den vergangenen Jahren trotz vielfältiger Aktivitäten nicht gelungen, die Finanzierung für die aufwändige Bauunterhaltung und Modernisierung zu sichern. Zum Schluss hatte die Corona-Pandemie diese Bemühungen zusätzlich erschwert. In der vergangenen Woche hatte der Vorstand deshalb beschlossen, den Vertrag mit der Stadt aufzulösen. Den 2018 erhaltenen Zuschuss, der in Teilen für Reparaturmaßnahmen verwandt wurde und für Instandsetzung der Hauptstromversorgung und des Abwassersystems bestimmt war, wird der Verein zurückgeben.

Das denkmalgeschützte Gebäude, seit 1964 im Besitz der Stadt Recklinghausen, wollte der Förderverein für Veranstaltungen wie Lesungen, Ausstellungen, schulische und außerschulische Informationstage usw. nutzen.

„Mit dem Rückzug des Vereins fällt die Zuständigkeit für das denkmalgeschützte Gebäude wieder in unsere Hände. Selbstverständlich werden wir uns um die ,Grüne Kapelle‘ kümmern“, sagte Kämmerer Ekkehard Grunwald nach einem Treffen mit dem Vorstandsvorsitzenden Volker Schäper. Das Gebäude wird nun in den Maßnahmenkatalog des Fachbereichs Gebäudewirtschaft aufgenommen. Zunächst werden Gutachter vor allem entstandene Feuchtigkeitsschäden unter die Lupe nehmen und auch klären, ob sich unter dem Putz der Wände möglicherweise noch alte Wandmalereien befinden.

Zu klären ist außerdem der bauzeitliche Zustand der schon vor Jahren durch Vandalismus zerstörten Fenster, um auch diese restaurieren zu können. Die Sanierungsarbeiten müssen in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landschaftsverband durchgeführt werden. An der Außenhaut, sowohl am Dach und der Fassade, sind nach erste Erkenntnissen kleinere Maßnahmen notwendig, um das Gebäude zu sichern. „Das Denkmal an sich ist in keinem schlechten Zustand“, betonte die städtische Denkmalschützerin Luitgard Péron.

Erst wenn die Ergebnisse der Gutachten vorliegen, kann der Fachbereich Gebäudewirtschaft auch eine Zeitschiene für die Sanierung erstellen und die Kosten für die erforderlichen Arbeiten beziffern. Je nach Höhe der erforderlichen Investitionen muss möglicherweise auch noch die Politik einbezogen werden.

Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde in den vergangenen Jahren ein 1956 errichteter Erweiterungsbau, für den bereits 2017 ein Abriss beantragt und auch genehmigt worden war. Diese Genehmigung ist mittlerweile aber verfallen und muss deshalb neu beantragt werden. Der Abriss ist nicht realisiert worden, weil die Kosten die finanziellen Möglichkeiten des Fördervereins gesprengt hätten. Anders als die eigentliche Kapelle steht der Anbau nicht unter Denkmalschutz. Nach Einschätzung der städtischen Denkmalschützerin Luitgard Péron spricht nichts gegen den Abriss des Gebäudeteils. Sie geht davon aus, dass auch der Landschaftsverband zügig seine Zustimmung erteilen wird.

Der Friedhof ist am 5. November 1903 eingeweiht worden, ab 1914 folgten Erweiterungen und der Bau der Kapelle. Bei der Kapelle handelt es sich um einen Putzbau, der von Eckpfeilern getragen wird. Das zweiflügelige Portal hat drei Stufen. Das Gebäude trägt die Inschrift „Christus ist mein Leben, Sterben mein Gewinn.“ Die evangelische Kirchengemeinde übertrug der Stadt 1964 die Nutzung des Friedhofs. 2005 folgte die ergänzend dazu die Zustimmung, die Kapelle für nicht-klerikale Zwecke zu nutzen. Seit 2006 ist das gesamte Friedhofsareal denkmalgeschützt.

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