Der Eingangsbereich zum Schlosspark vor und während der Bauarbeiten (Collage: Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e.V.)
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Moers. Nach einer Besichtigung des weitgehend fertig gestellten Schlossplatzes hat Peter Boschheidgen, Vorsitzender des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins (GMGV), Kritik an der Gestaltung des Eingangsbereichs zum Moerser Stadtpark geübt. „Der GMGV hat frühzeitig vor einem Zubetonieren des Schlossumfeldes gewarnt. Nachdem nun wesentliche Bauabschnitte abgeschlossen sind, haben sich unsere Befürchtungen in jeder Hinsicht bestätigt“, sagte Boschheidgen. „Das monotone graue Pflaster passt nicht zur historischen Umgebung von Schloss, Henriette-Denkmal und Park. Der Platz wirkt ungegliedert und überdimensioniert. Denkmalpflegerische und ökologische Belange wurden dem Ziel geopfert, eine neue Veranstaltungsfläche im Innenstadtbereich zu bekommen.“

Seine Bedenken fasste Boschheidgen in einem Brief an den Technischen Dezernenten der Stadt, Thorsten Kamp, zusammen. Darin bedauerte Boschheidgen vor allem, dass die Monotonie des Platzes durch keinen einzigen Baum abgemildert werde. Er erinnerte daran, dass die ursprüngliche Planung den Erhalt einer großen Rosskastanie vorgesehen habe. Nachdem diese wegen eines Sturmschadens gefällt werden musste, hätten Vertreter der Stadt noch 2019 im Kulturausschuss eine Ersatzpflanzung in unmittelbarer Nähe sowie eine weitere Pflanzung auf dem Platz zugesichert. Beides sei offenkundig nicht geschehen. Stattdessen habe die Stadt im Bereich der gefällten Kastanie eine Laterne errichtet. „Dadurch wird das Argument entkräftet, ein neuer Baum hätte die Verkehrsführung gestört. Das tut die Laterne auch“, sagte Boschheidgen. Gewiss werde es nötig sein, eine überfahrbare Baumscheibe zu schaffen. Diese hätte jedoch auch für die Rosskastanie angelegt werden müssen, werde also keine zusätzlichen Kosten verursachen.

„Der GMGV bietet der Stadt ausdrücklich an, einen für diesen Standort und die zu erwartenden klimatischen Verhältnisse geeigneten Baum zu spenden“, sagte Boschheidgen. Für die Gestaltung des Platzes hatte der GMGV bereits die Aufstellung eines Bronze-Reliefs mit einer Ansicht der oranischen Befestigungsanlage als Geschenk des Vereins zugesichert. „Im Interesse einer Verbesserung des Gesamterscheinungsbildes des für unsere Stadt über alle Maßen bedeutenden Ortes appellieren wir an die Stadt, jetzt unser Baumspende-Angebot anzunehmen“, sagte Boschheidgen. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass auf der Westseite der gepflasterten Fläche ausreichend Platz zur Pflanzung von drei weiteren Bäumen sei.

„Angesichts der Tatsache, dass im und um das Pflasterungsgebiet elf teils alte Bäume weichen mussten und im Freizeitpark durch die geplante weitere Veranstaltungsfläche auf dem Areal des dort angelegten Sees sowie durch die große (ca. 2.000 qm?) Skaterbahn über die Betonpflasterung im Schlosspark hinaus städtische Flächen versiegelt werden bzw. bleiben, wäre dies ein Beitrag, der ökologisch die Beeinträchtigungen zwar nicht ausgleicht, aber auf Minderung derselben ausgerichtet ist“, betonte der Vorsitzende des Vereins.

Verwundert zeigte sich Boschheidgen, dass die südlich des Pulverhäuschens gelegene Rasenfläche, für deren Erhalt der GMGV sich eingesetzt hatte, nun doch verdichtet worden sei, um auf dem dort vorgesehenen Schotterrasen weitere Veranstaltungsflächen zu schaffen. „Selbst wenn die Fläche später einmal wie „echter“ Rasen aussehen sollte, widerspricht das doch unserem von Verwaltung und Rat ausdrücklich akzeptierten Anliegen, eine Verkleinerung der gesamten Veranstaltungsfläche, für die es nach wie vor kein Nutzungskonzept gibt, zu erreichen.“

Angesichts der weitreichenden „Entgrünung“ des Schlossumfeldes appellierte Boschheidgen an die Verantwortlichen der Stadt, zumindest den gewachsenen Altbaumbestand an der „Kleinen Allee“ zu erhalten. Dort stehen demnächst Kanalsanierungsmaßnahmen an. „Zu unserem historischen Erbe zählt nicht nur Mauerwerk, sondern auch eine gewachsene Grünstruktur“, sagte Boschheidgen. „Bei allem Verständnis für den Wunsch nach einem schicken Ambiente für den Weihnachtsmarkt sollten wir den Respekt vor unserer Geschichte nicht völlig vergessen.“

Zudem regte Boschheidgen an, die im Zuge der Umfeldsanierung des Schlosses freigelegten Grundmauern des ehemaligen Gefängnisses neben dem Terheydenhaus sichtbar zu erhalten. Nach einer ähnlichen Bewertung durch das Rheinische Landesamt für Bodendenkmalpflege stehen die Chancen dafür offenbar gut. Dagegen habe der Planungsausschuss das Angebot einer Baumspende für den Platz neben dem Schloss abgelehnt, berichtete der Technische Dezernent Thorsten Kamp in einer ersten Stellungnahme.

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