Bürgermeister Thomas Kerkhoff, Astrid Schupp, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt, Stefan Friederich vom Nähkasten und Kerstin Schötteler (v.l.n.r.) präsentieren das Plakat zur Aktion gegen häusliche Gewalt (Foto: Bruno Wansing, Stadt Bocholt)
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Bocholt. Stadt Bocholt startet Kampagne und weist auf Hilfsangebote hin

Die Stadtverwaltung Bocholt startet jetzt eine Kampagne gegen häusliche Gewalt. Unter der Überschrift „Opfer häuslicher Gewalt haben ein Gesicht, auch in unserer Stadt!“ machen Plakate und Posts in den sozialen Medien auf das Problem aufmerksam und weisen auf Hilfsangebote für Betroffene hin, um Gewalt im häuslichen Umfeld in Bocholt zu bekämpfen.

Bürgermeister Thomas Kerkhoff bittet gemeinsam mit den Mitgliedern vom Ausschuss für Arbeit, Gesundheit, Gleichstellung und Soziales sowie der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bocholt Astrid Schupp um Unterstützung, damit die 10.000 Plakate für alle gut sichtbar ihren Platz finden. Dabei kooperiert die Stadt Bocholt mit dem “Runden Tisch gegen häusliche Gewalt – GewAlternativen”, der seit 2001 im Kreis Borken existiert.

„Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen verlangen den Menschen viel ab. Gefühle wie Stress und Unausgeglichenheit machen sich breit. Auch in Bocholt haben die Fälle häuslicher Gewalt in diesem Zeitraum zugenommen. Die Kampagne unterstützt betroffene Familien und Menschen, Hilfe zu finden; zugleich soll sie uns alle sensibilisieren, aufmerksam zu bleiben und auf uns und andere aufzupassen, damit es nicht soweit kommt“, so Bürgermeister Kerkhoff.

Die sogenannte häusliche Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und findet auch in Bocholt statt. Die Kreispolizeibehörde Borken hat im vergangenen Jahr 615 Vorgänge von häuslicher Gewalt im Kreis Borken verzeichnet. 160 der Anzeigen kamen alleine aus Bocholt.

Hohe Dunkelziffer

Ein grundsätzliches Problem bei Zahlen zu häuslicher Gewalt ist die Dunkelziffer, die Schätzungen nach bei etwa 90 Prozent liegt. Oft verschweigen die Opfer die Vorfälle – aus Angst, Scham oder weil Kinder im Spiel sind. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer in diesem Jahr aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der damit zusammenhängen Gebundenheit an das häusliche Umfeld noch höher ist als in den Vorjahren. “Deshalb ist es wichtig, dass sich alle Bocholterinnen und Bocholter für Gewaltfreiheit in ihrer Stadt engagieren, Tabus brechen und die Menschen möglichst früh und präventiv mit dem Aufmerksam machen auf entsprechende Beratungs- und Hilfsangebote unterstützen”, fordert Bocholts Gleichstellungsbeauftragte Astrid Schupp.

Dei Plakate zur Kampagne werden im Einzelhandel, in öffentlichen Einrichtungen (wie z.B. Stadtbibliothek, VHS, Fachhochschule, Fabi) in Schulen und Kindertageseinrichtungen, bei Ärzten, Sportvereinen, sowie in den Fachbereichen der Stadtverwaltung verteilt. Gleichzeitig wird die Kampagne über die sozialen Medien, etwa den Facebook-Kanal der Stadt Bocholt, verbreitet.

Auch Bürgerinnen und Bürger können sich beteiligen und ein Zeichen gegen häusliche Gewalt setzen, in dem sie ein Plakat sichtbar ins Fenster hängen. Plakate können bestellt werden bei der Gleichstellungsbeauftragten per E-Mail gleichstellung@mail.bocholt.de .

 

Hilfsangebote in Bocholt in der Übersicht:

Frauenhaus Bocholt

Das Frauenhaus vom Caritasverband für das Dekanat Bocholt e.V. ist ein Zufluchtsort für Frauen mit und ohne Kinder. Es bietet Schutz und Sicherheit bei jeglicher Form der Gewalt. Es bietet offene Beratung für alle, die für sich oder andere auf der Suche nach neuen Perspektiven raus aus der Gewalt sind.

Das Frauenhaus bietet zum einen den Schutzraum für Frauen und Kinder, die Opfer von körperlicher, seelischer oder sexueller Gewalt geworden sind, hält zum anderen aber auch niedrigschwellige Beratung für Opfer von Gewalt sowie für indirekt Betroffene bereit. Mit der Beratungsstelle erreicht das Frauenhaus auch Angehörige und Männer, die Opfer von Gewalt geworden sind. Hier können sich Betroffene über alle Angebote informieren und auch weniger einschneidende Schritte als die Flucht ins Frauenhaus mit den Beraterinnen abwägen. Auch das wann und wie eines Frauenhausaufenthaltes kann dort besprochen und vorbereitet werden. Auch nach einem Frauenhausaufenthalt erhalten sie hier Unterstützung.

Sie erreichen die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Bocholt unter Tel. 02871 40194.

 

SKM Männerberatung

Die Männerberatung vom SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste Bocholt e.V. richtet sich an Männer, die Unterstützung suchen oder sich in einer Krise befinden. In der Beratung haben sie die Möglichkeit, mit Männerberatern diese Themen zu besprechen. Männer werden befähigt, verantwortungsvolle Entscheidungen für ihr Leben zu treffen.

Schwerpunkte der Beratung sind Probleme in Beziehung und Partnerschaft, Probleme im familiären Umfeld, berufliche Schwierigkeiten, Depressionen und Burnout, Lebens- und Sinnkrisen, Gesundheitsfürsorge, Sexualität, eigene Opfererfahrungen. Die Beratungsstelle ist unter Tel. 02871 8891 erreichbar.

 

SkF Sozialdienst katholischer Frauen

Als Frauen- und Fachverband bietet der Sozialdienst katholischer Frauen Bocholt e.V.  Hilfe für sozial gefährdete Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer und deren Familien an. Die Allgemeine Sozialberatung ist ein offenes, niedrigschwelliges und kostenloses Beratungs- und Unterstützungsangebot.

Das Beratungsangebot steht allen Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Bildung, Glaubensrichtung, sexueller Orientierung und Weltanschauung, als Anlaufstelle für unterschiedliche und individuelle Problem- und Notsituationen unbürokratisch und professionell zur Verfügung.

Menschen können sich mit allen Fragestellungen, Sorgen, Problemlagen und Notsituationen an die Allgemeine Sozialberatung wenden:

Schwerpunkte in der Beratung sind, Beratung zu Sozialgesetzgebungen (SGB II, SGB XII, SGB XIII), Einkommens- und Arbeitsmarktprobleme, familiäre Konflikte, Trennungs- und Scheidungsberatung, psychische und physische Erkrankungen, sozialpsychiatrische Fragestellungen, Gewalterfahrungen, interkulturelle Fragestellungen, wirtschaftliche Notlagen, soziale Isolationen, Orientierungslosigkeit.

Erreichbar ist der SkF unter Tel. 02871 251820.

 

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen

365 Tage im Jahr, rund um die Uhr erreichbar: Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist das erste bundesweite Beratungsangebot für Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Unter Tel. 08000 116 016 und via Online-Beratung können sich Betroffene, aber auch Angehörige, Freunde sowie Fachkräfte anonym und kostenfrei beraten lassen. Qualifizierte Beraterinnen stehen den Anrufenden vertraulich zur Seite und vermitteln sie auf Wunsch an Unterstützungsangebote vor Ort. Bei Bedarf werden Dolmetscherinnen in 15 Sprachen zum Gespräch hinzugeschaltet.

 

Nummer gegen Kummer

Die Nummer gegen Kummer e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern, Jugendlichen und Eltern eine kompetente Ansprechpartnerin zu sein bei kleinen und großen Sorgen, Problemen und Ängsten. Längst hat sich das Kinder- und Jugendtelefon zu einer Anlaufstelle entwickelt, bei der täglich rund 1.500 Anrufe aus ganz Deutschland eingehen. Dabei geht es um Liebeskummer genauso wie um Schul- und Erziehungsprobleme, aber auch ganz schwerwiegende Situationen wie sexueller Missbrauch oder Suizidgedanken werden hier thematisiert.

Das Beratungsteam der „Nummer gegen Kummer“ dient dabei in erster Linie dem Gespräch, wobei die Anonymität der ratsuchenden Kinder, Jugendlichen und Eltern eingehalten und Hilfe zur Selbsthilfe gegeben wird.

Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter Tel. 116 111 und das Elterntelefon unter Tel 0800 111 0550 erreichbar.

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