Norbert Gstrein (Foto: oliver wolf)
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Düsseldorf. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wurde im Rahmen der 11. Düsseldorfer Literaturtage zum 20. Mal verliehen, das erste Mal rein digital. Diesjähriger Preisträger ist der in Hamburg lebende Autor Norbert Gstrein. Er wurde für sein Gesamtwerk ausgezeichnet.

„Der Düsseldorfer Literaturpreis hat sich als eine der wichtigsten und höchstdotierten Auszeichnungen in der deutschsprachigen Literaturszene etabliert und ist in seiner Art einzigartig. Geehrt werden ausschließlich Autorinnen und Autoren, deren deutschsprachiges literarisches Werk inhaltlich oder formal Bezug auf andere Künste nimmt“, sagt Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Neben Karin-Brigitte Göbel sprach auch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller ein Grußwort. Die Laudatio wurde von dem Literaturkritiker und Jurymitglied Dr. Hubert Winkels gehalten. Im Chat-Talk konnten die Gäste den Preisträger und sein Werk näher kennenlernen.

Der Preisträger wurde von folgender siebenköpfiger Jury ausgewählt:

  • den Literaturkritiker*innen Verena Auffermann, Ursula März und Dr. Hubert Winkels
  • der Leiterin des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Instituts, Dr. Sabine Brenner-Wilczek
  • dem Leiter des Literaturbüros NRW, Michael Serrer
  • der Geschäftsführerin der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, Dorothée Coßmann
  • dem Inhaber der Buchhandlung Müller & Böhm, Düsseldorf, Rudolf Müller.

Dr. Hubert Winkels, Mitglied der Jury, begründet die Wahl so: „Der zweite Jakob, Held und Erzähler des neuen Gstrein-Romans ist ein bekannter Filmschauspieler, der lieber ein echter existentieller Lebensverlierer wäre. Wie sein alter Onkel Jakob, der stumme Außenseiter aus Norbert Gstreins erster Erzählung „Einer“ von 1988. Er möchte herausfallen aus allen Zuschreibungen und Projektionen und empfindet permanent Schuldgefühle, als hätte er sich von sich selbst ein falsches Bild gemacht. Kaum dass er etwas sagt, bereut er und revidiert er es. Und wehe, andere suchen ihn zu bestimmen! Wie sein Biograph Elmar Pflegerl. Oder seine Tochter. Oder wie seine früheren Frauen. Oder seine wohlhabende Verwandtschaft aus den Tiroler Bergen. Jakob ist eine leere Figur, die sich in immer neuen Erzählungen und Dementis selbst erfindet und zugleich durchstreicht.

Norbert Gstrein macht auf eine grandiose Weise im Wechsel von Selbst- und Fremdbeschreibung deutlich, welch ein seltsames Palimpsest die Biographie eines Menschen ist. Er tut dies unterhaltsam und spannend, führt uns zu Filmdrehs nach New Mexiko, auf eine Ranch in Montana, in eine großbürgerliche Wohnung in Innsbruck und hoch in tief verschneite Berge. Nichts stimmt mit Jakob in diesem durch und durch stimmigen Roman.“

Der Preisträger:

Norbert Gstrein wurde 1961 in Tirol geboren und lebt in Hamburg. Er studierte Mathematik in Innsbruck, Stanford und Erlangen. 1988 erschien seine erste Erzählung “Einer” im Suhrkamp Verlag. Seither lebt er vom und mit dem Schreiben. Er erhielt unter anderem den Alfred-Döblin-Preis, den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Uwe-Johnson-Preis sowie zuletzt den Österreichischen Buchpreis 2019.

Vergabekriterien:

Der Düsseldorfer Literaturpreis zeichnet Autorinnen und Autoren aus, deren deutschsprachiges literarisches Werk inhaltlich oder formal Bezug auf andere Künste nimmt. Bisher wurden neunzehn Autorinnen und Autoren damit ausgezeichnet. Zum Beispiel: Patrick Roth, Christoph Peters, Thomas Kling, Katharina Hacker, Ulrich Peltzer, Ursula Krechel, Thomas Hettche, Michael Köhlmeier, Marcel Beyer oder zuletzt Jackie Thomae.

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