Freuen sich über den Gewinn des Organspendepreises 2021: Vanadis Datta, Stellvertr. Vorstandsvorsitzende, Birgit Kreile, Kassenwartin, beide transplantiert e.V., Max Threlfall, Fotograf, Ute Opper, Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzende, transplantiert e.V. (v.l.n.r.) (Foto: transplantiert e.V.)
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Essen/Berlin. „Vom ersten Tag an: Mein eigenes Herz“

Wer gesund ist und mitten im Leben steht, beschäftigt sich oft nicht automatisch mit dem Thema Organspende. Die multimediale Ausstellung WIEDERLEBEN von transplantiert e.V. aus Berlin in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Max Threlfall bringt das Thema ganz nah an den Betrachter heran und gibt der Organspende eine eindringliche und sehr persönliche Stimme. Die Stiftung Über Leben honoriert das Projekt mit dem Gewinn des mit 5.000 Euro dotierten Organspendepreises 2021.

Birgit, transplantiert aufgrund einer chronischen Lungenerkrankung. Nadia, transplantiert aufgrund eines angeborenen Herzfehlers. Ute, transplantiert aufgrund einer Blutvergiftung, die das Herz angriff. Antje, transplantiert aufgrund einer postpartalen Kardiomyopathie nach der Geburt ihres 6. Kindes. Heiko, transplantiert nach einer über vier Jahre unbemerkt verschleppten Herzmuskelentzündung. Die persönlichen Schicksale, die hinter einer Transplantation stehen, sind höchst individuell. Die Ängste, Gedanken und Gefühle der Menschen, die auf ein Organ warten, oder ein Organ erhalten haben, sind es auch. Die Ausstellung WIEDERLEBEN lässt elf Protagonist*innen zu Wort kommen, die den beschwerlichen Weg durch Erkrankung, Wartezeit und Transplantation gegangen sind und nun ein neues, ein geschenktes zweites Leben führen. Mithilfe von Portraitaufnahmen, persönlichen Texten und Videointerviews bringt die multimediale Ausstellung das Thema Organspende ganz nah an die Betrachter*innen heran und macht ein Wegsehen oder –hören nahezu unmöglich. Eindringlich, sehr persönlich und emotional schildern die Organempfänger*innen ihre Geschichten und welche Bedeutung die Transplantation für sie hatte. Sie geben dem Thema Organspende elf Gesichter und elf Stimmen, die berühren und zum Nachdenken anregen.

Hinter der Ausstellung steht der Berliner Verein transplantiert e.V., dessen Initiatorin Ute Opper selbst Organempfängerin ist und weiß, was es bedeuten kann, auf ein Organ zu warten und zu den Glücklichen zu gehören, die erfolgreich transplantiert werden können: „Mit der Ausstellung möchten wir den Menschen das Thema Organspende näherbringen und ihnen verdeutlichen, welche Bedeutung eine Organspende für die Betroffenen haben kann. Wir möchten das Thema aus der Anonymität herausholen und bei den Menschen auf positive Art und Weise ins Bewusstsein rücken. Das Preisgeld gibt uns die Möglichkeit, die Ausstellung weiter ausbauen.“

Julia, Ute und Frank-Rüdiger – drei Protagonisten der Ausstellung WIEDERLEBEN des Berliner Vereins transplantiert e.V., Gewinner des erstmalig ausgelobten Organspendepreises 2021 (Fotos: Max Threlfall)

Erstmalig ausgerufen und vergeben wurde der mit 5.000 Euro dotierte Organspendepreis 2021 durch die Stiftung Über Leben. Geschäftsführer Dr. Jorit Ness erläutert: „Die Informations- und Aufklärungsarbeit im Bereich der Organspende lebt vom Engagement meist ehrenamtlicher Akteure, die sich mit Herzblut und innovativen Ideen und Projekten für das Thema einsetzen. Die über 500 Engagierten, die hinter den Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet stehen, zeigen die Vielfalt dieser Arbeit. Die Stiftung möchte mit der Auslobung des Preises die Menschen, die hinter dieser Arbeit stehen, ermutigen, sie fördern und unterstützen. Das Ausstellungsprojekt WIEDERLEBEN bringt das Thema Organspende nachhaltig zu den Menschen.“

Die Auswahl des Preisträgerprojektes erfolgte durch eine unabhängige Expertenjury, bestehend aus Rebecca Zimmering, Referentin der BzgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Angela Ipach, Geschäftsführerin von Junge Helden e.V., Ursula Rüssmann, Redakteurin der Frankfurter Rundschau, und Dr. Jorit Ness, Geschäftsführer der Stiftung Über Leben. Die Auslobung des Organspendepreises erfolgt zukünftig alle zwei Jahre.

 

Stimmen aus der Ausstellung

Als ich die Diagnose bekommen habe, war ich 36 Jahre alt, meine Kinder acht und elf. Ich hatte höllische Angst, dass ich sie nicht groß werden sehe.

Birgit, lungentransplantiert

 

Es war für mich sehr eigenartig, das eigene Baby zu Hause lassen zu müssen, ins Krankenhaus zu fahren und nicht zu wissen, ob man wiederkommt. Aber man kann die Hoffnung nicht verlieren, wenn zu Hause eine große Familie wartet.

Antje, herztransplantiert

 

Vor der Transplantation war es wahnsinnig schwierig für mich, weil schon jeder Spaziergang zum Spielplatz eine Tortur war. Ich konnte nicht einfach zur Rutsche laufen oder mit meinem Sohn zusammen rutschen.

Julia, herztransplantiert

 

Die Ärzte haben zu mir gesagt, wenn ich die Transplantation nicht erhalten hätte, hätte ich den Sommer nicht überlebt.

Bettina, herz- und lungentransplantiert

 

Als der Arzt zu mir sagte, wenn das Organ bis Weihnachten nicht da ist, dann werden Sie es nicht schaffen, war das für mich nicht eine Sekunde eine Frage. Ich habe sofort gewusst, es wird kommen.

Ute, herztransplantiert

 

Das erste Mal nach der OP aufzuwachen, war unglaublich, denn ich habe gespürt, dass etwas ganz Kräftiges in meiner Brust schlägt und ich war einfach nur total überwältigt von dieser Kraft, die in mir war.

Julia, herztransplantiert

 

Mein neues Herz hat sich vom ersten Moment an in keiner Weise fremd angefühlt. Es war sofort mein Herzchen.

Vanadies, herztransplantiert

 

Jeden Transplantationstag danke ich dem Spender und seiner Familie.

Thomas

 

Vom ersten Tag an: Mein eigenes Herz.

Bettina, herz- und lungentransplantiert

 

Es war ein Riesengeschenk, das ich bekommen habe. Und wie das so ist mit Geschenken: In dem Moment, indem man sie annimmt, ist es das Eigentum. Und so bin ich mit meiner Lunge dann auch umgegangen.

Birgit, lungentransplantiert

 

Der erste Gedanke war: Probiere aus, ob es funktioniert. Und es hat funktioniert. Es war unbeschreiblich und ich werde es nie vergessen.

Ute, herztransplantiert

 

Ich hatte immer die Hoffnung, dass es klappt und es hat funktioniert.

Frank-Rüdiger, herztransplantiert

 

Nach der Transplantation kann ich sehr viel Sport machen. Eigentlich wollte ich mit meinem Kind nur ein bisschen Fahrrad fahren, aber jetzt mache ich drei Mal in der Woche Sport und fühle mich total gesund. Es ist eigentlich alles viel besser, als vorher.

Julia, herztransplantiert

 

Ich habe wirklich richtig ein neues Leben zurückbekommen. Ich denke positiv an meinen Spender, denn er ermöglicht mir, mein Leben so zu führen, wie es jetzt ist.

Birgit, lungentransplantiert

 

Ich habe mittlerweile sieben weitere tolle Jahre mit meinen Kindern erlebt. Ich habe mittlerweile Enkel und es werden mit Sicherheit noch mehr.

Antje, herztransplantiert

 

Ich finde es total gut, dass es so etwas wie transplantiert e.V. gibt. Und es von einer Patientin initiiert wurde, die selber weiß, worum es geht. Die weiß, wie man sich fühlt und was für Ängste aufkommen können. Die einem sowohl bei der Wartezeit als auch später mit helfender und wirklich verstehender Hand zur Seite steht.

Julia, herztransplantiert

 

Wir haben so vielen Leuten geholfen. Wir haben so vielen Menschen Halt, Hoffnung und Durchhaltekraft gegeben. Und die Leute haben uns eine Aufgabe gegeben. Da hat jeder nur von profitiert.

Ute, herztransplantiert, und Initiatorin von transplantiert e.V.

 

Man weiß nie, was auf einen zukommt, aber bei den Möglichkeiten, die man heute hat, wäre es ein Frevel, es nicht zu versuchen. Es war ein Jahr damals, in dem ich wirklich gekämpft habe, und ich habe 25 Jahre bekommen, in denen es mir wirklich gutgeht. Es gibt nur einen Weg und der geht nach vorne. Dies haben wir alle zusammen gemeistert.

Ute, herztransplantiert

 


 

Organspendepreis 2021

Mit einer bundesweiten Medienkampagne rief die Stiftung Über Leben im Dezember 2020 erstmalig den Organspendepreis 2021 aus. Bis zum 31. März 2021 konnten sich gemeinnützige Organisationen, Vereine oder Einzelpersonen mit innovativen, gesellschaftlich relevanten und nachhaltigen Projektideen zum Thema Organspende bewerben. Die Vergabe des mit 5.000 Euro dotierten Preises erfolgte durch eine unabhängige Expertenjury, bestehend aus Rebecca Zimmering, Referentin der BzgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Angela Ipach, Geschäftsführerin von Junge Helden e.V., Ursula Rüssmann, Redakteurin der Frankfurter Rundschau, und Dr. Jorit Ness, Geschäftsführer der Stiftung Über Leben. Mit der Auslobung des Organspendepreises 2021 möchte die Stiftung Über Leben engagierte Menschen, die sich für das Thema Organspende einsetzen, unterstützen, sie fördern und ihren innovativen Ideen ein Gesicht geben. Zukünftig soll der Organspendepreis alle zwei Jahre ausgelobt werden.


 

Über die Stiftung Über Leben

Die bundesweit agierende Stiftung Über Leben hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch neutrale Information und Aufklärung, offenen Austausch und überzeugendes Engagement dazu anzuregen, ÜBER das LEBEN und das, was danach kommt, nachzudenken: Sollen Organe von mir weiterleben? Möchte ich einem anderen Menschen die Chance geben, zu überleben? Eine Basis für eine persönliche und eigenverantwortliche Auseinandersetzung mit dem Thema Organspende zu schaffen und diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen– dafür setzt sie sich ein. Gleichzeitig tritt die Stiftung in den Dialog mit Partnerorganisationen auf dem Gebiet der Organspende, um gemeinsame Ziele zu definieren und zu verwirklichen. Einer ihrer Schwerpunkte liegt dabei in der Stärkung der Sichtbarkeit des Themas in den digitalen Medien – sei es durch öffentlichkeitswirksame Kampagnen oder Informationsangebote für Vereine, Verbände und Ehrenamtliche auf dem Gebiet der Organspende.

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