Dr. Jessica Görgens (Foto: SIS)
Anzeige

Viersen. Dr. Jessica Görgens und ihr Team schützen ihre Patienten vor Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit

Mediziner bezeichnen mit dem Begriff „Delir“ einen Zustand der Verwirrtheit oder Orientierungslosigkeit, in den Menschen in unterschiedlichen Situationen fallen können. Vor allem ältere Menschen sind anfällig dafür, ein Delir zu entwickeln, insbesondere in Zusammenhang mit einer Operation oder Narkose. Komplikationen und sogar Tod sind bei Betroffenen, die nach einer Operation verwirrt sind, häufiger als bei anderen.

Für Dr. Jessica Görgens und ihr Team ist daher eines besonders wichtig: Ihre Patienten sollen kein Delir erleben. Das hat bei der Chefärztin der Anästhesie des St. Irmgardis-Krankenhauses einen hohen Stellwert. So will sie verhindern, dass die Welt des Patienten „aus den Fugen“ gerät. Da das Süchtelner Krankenhaus für seinen Fachbereich Geriatrie bekannt ist und viele ältere Menschen hier behandelt werden, verhindert das Engagement von Jessica Görgens viel Leid.

Risikofaktoren erkennen

Damit ihre Patienten kein Delir entwickeln, filtert die Chefärztin bereits im Vorfeld Menschen mit Risikofaktoren heraus. Dabei zählen Alter, Vorerkrankungen des Herzens und Kreislaufs, ein medizinischer Eingriff wie Operation oder Narkose oder bestimmte Medikamente zu diesen Faktoren. Zur Risikoabschätzung helfen Jessica Görgens auch spezielle Testverfahren, die erkennen lassen, dass bei diesem Patienten umgehend Schutzmaßnahmen und spezielle Therapien vorgenommen werden müssen.

Delir-Risiko bei Operationen

Muss der Kranke operiert werden, schaut sich Jessica Görgens zunächst die Vorerkrankungen und das ermittelte Delir-Risiko an. Dann spricht sie mit ihm die Möglichkeiten der Anästhesie, beispielsweise einer Teilnarkose, durch. Ist eine Vollnarkose notwendig, hilft ihr die zeitliche Planung, das Risiko zu minimieren. Auch werden während einer solchen Vollnarkose die Hirnströme gemessen. So kann die Narkosentiefe exakt dem Fortgang der Operation angepasst werden.

Mobilisation und Ansprache

Nach der Operation werden die Patienten möglichst früh zu mobilisiert, auch damit Thrombosen und Lungenentzündungen vermieden werden. Aufrechtes Sitzen auf einem Stuhl, vertraute Dinge wie die eigene Uhr oder die übliche Tageszeitung, Bilder von Angehörigen, ja selbst das Anschauen der Lieblings-Sendung im Fernsehen helfen, Delir zu vermeiden.

Jessica Görgens setzt zudem auf orientierende Maßnahmen, wie die namentliche Ansprache. Äußerst wichtig ist ein fester Schlaf-Wach-Rhythmus mit entsprechender Routine in den Abläufen und die Einhaltung strikter Nachtruhe, was gerade auf einer Intensivstation nicht so einfach ist.

Nicht vorhersagbar

Wenn ein Patient trotz aller vorbeugenden Maßnahmen ein Delir entwickelt, sollten die Maßnahmen dennoch fortgesetzt und, falls notwendig, mit Medikamenten unterstützt werden. Dabei ist das Ziel, dass sich der Kranke nicht selbst gefährdet.

„Man kann nicht vorhersagen, ob und wie ausgeprägt ein Delir auftritt“, erläutert Jessica Görgens. Wenn es passiert, können noch sechs bis zwölf Monate danach Einschränkungen möglich sein. So kann eine bereits vorhandene und vielleicht gerade noch kompensierte Demenz nach einem Delir umso deutlicher auftreten oder sich verstärken.

„Es gibt viele gute Gründe, das Auftreten eines Delirs zu verhindern“, betont die Chefärztin. „Dafür setzen wir uns ein.“

Beitrag drucken
Anzeigen