Stephan von Salm-Hoogstraeten, Vorstandsmitglied des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer (Foto: Caritasverband Geldern-Kevelaer)
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Gelderland. Kurzarbeit, Einkommensverluste, Entlassungen – die Anzahl der finanziellen Notlagen sowie Überschuldungen steigt. Und wird zum gesamtgesellschaftlichen Phänomen: „Durch Corona wird der Mensch hinter den Schulden sichtbar“, bewertet Stephan von Salm-Hoogstraeten, Vorstandsmitglied des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer, die derzeitige Situation. Der aktuelle Schuldner-Atlas Deutschland geht von zwei Millionen Freiberuflern und Solo-Selbstständigen aus, die am Rande einer Überschuldung stehen. „Aber auch private Haushalte sind von finanziellen Einbußen massiv betroffen. Inzwischen kommen Verschuldungsprozesse, die in Überschuldung münden, in allen sozialen Schichten vor“, erläutert von Salm-Hoogstraeten.

Vielfach bleibt es nicht bei finanziellen Problemen. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten befördern geradezu soziale, psychische sowie auch gesundheitliche Probleme. Sie wirken sich zudem auf das ganze Familiensystem aus. Von Salm-Hoogstraeten: „Nicht ohne Grund fordern die Verbände der Arbeitsgemeinschaft in der Aktionswoche Schuldnerberatung 2021 den Blick auf die Menschen hinter den Schulden zu richten – auf Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Und deren Krisen, Ängste und Nöte.“ Allesamt Sorgen, denen in den Schuldnerberatungen wirksam begegnet werden kann. „Wir fordern daher einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung – und zwar unabhängig von der Einkommenssituation. Denn Überschuldung kann tatsächlich jeden treffen.“

Damit einhergehen müssen nach Ansicht der Caritas ein bedarfsgerechter Ausbau und eine gesicherte Finanzierung, damit eine angemessene personelle und materielle Ausstattung der Beratungsstellen gewährleistet ist. Von Salm-Hoogstraeten: „Nur so ist die anerkannte hohe Qualität und der Erfolg von sozialer Schuldnerberatung weiterhin sicherzustellen.“

Doch mit dem Ausbau der Schuldnerberatungen alleine ist es nicht getan. Die Politik ist gehalten, weitere Maßnahmen zu ergreifen. „Es muss mehr gegen Kinderarmut getan werden. Die explizite Förderung von familienspezifischen Bedarfen zur sozialen Teilhabe sowie die bedarfsgerechte Anpassung der Regelsätze wären zusammen ein erster politischer Schritt zur Vermeidung von Kinderarmut“, fordert der Vorstand des Caritasverbandes, der noch auf ein weiteres Problem hinweist: Menschen mit Schulden und negativen Merkmalen bei der SCHUFA haben auf dem freien Wohnungsmarkt kaum eine Chance eine Wohnung zu finden. „Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Jeder Mensch sollte einen angemessenen Wohnraum zur Verfügung haben, egal in welcher finanziellen Situation er sich befindet.“

Notlagen und andere individuelle Faktoren sollten daher zumindest bei der Vergabe von Wohnraum im Bereich der sozialen und gemeinwohlorientierten Wohnungsbauunternehmen angemessen berücksichtigt werden. Weitergehende Informationen zur bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatungen unter www.aktionswoche-schuldnerberatung.de

Mehr Informationen und Kontakt zur Schuldner- und Insolvenzberatung unter caritas-geldern.de/schuldnerberatung oder in den Caritas-Centren in Geldern, Kevelaer und Straelen.

Der Caritasverband Kleve bietet ebenfalls eine Beratung in diesem Themenfeld an – weitergehende Informationen unter www.caritas-kleve.de.

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