Detlev Toonen (Foto: evdus/Sergej Lepke)
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Düsseldorf. Pfarrer Detlev Toonen geht in den Ruhestand

Neun Jahre war er Airportseelsorger am Düsseldorfer Flughafen und anschließend fünf Jahre in der Krankenhausseelsorge am Florence-Nightingale-Krankenhaus in Kaiserswerth und am LVR-Klinikum in Grafenberg tätig. Am Donnerstag, 24. Juni, wird Pfarrer Detlev Toonen in einem Gottesdienst in der Mutterhauskirche, Zeppenheimer Weg, in Kaiserswerth in den Ruhestand verabschiedet.

Der Gottesdienst mit Pfarrerin Heike Schneidereit-Mauth, verantwortlich für den Bereich Seelsorge im Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf, und den Pfarrern der Krankenhausseelsorge Dr. Ulrich Lüders aus Kaiserswerth und Claus Scheven aus Grafenberg beginnt um 14 Uhr.

„Der Flughafen ist meine Gemeinde“

2006 wurde Pfarrer Detlev Toonen Leiter der Flughafenseelsorge am Düsseldorfer Airport, dem größten Flughafen in Nordrhein-Westfalen. Zuhören, Trost spenden und Mut machen, wenn zum Beispiel ein Passagier mit Flugangst kämpft oder ein Angehöriger vom Abschiedsschmerz angesichts der bevorstehenden Flugreise seiner Liebsten überwältigt wird, gehörte genauso zu seinen Aufgaben wie das Angebot der Seelsorge in Notfällen. Um für die Menschen am Flughafen da zu sein, baute er ein Team mit 20 ehrenamtlichen Seelsorger:innen auf, das am eigenen, aus ausgedienten Flugzeugteilen gefertigten Seelsorge-Schalter auf Ebene 3 am Terminal B anzutreffen war. Heute ist die Flughafenseelsorge am Terminal A auf der Abflugebene präsent.

„Der Flughafen ist meine Gemeinde“, sagte Toonen einmal und erinnert sich an eine junge Frau mit deutscher Staatsangehörigkeit, die seit ihrem zweiten Lebensjahr in den USA gelebt hatte und dann zum 40. Geburtstag von den amerikanischen Behörden abgeschoben und ins Flugzeug nach Düsseldorf gesetzt wurde. „Sie hatte hier keine Verwandten, war mittellos. Ich habe mich um sie gekümmert, ihr einen Schlafplatz besorgt und am Ende des Tages für sie ein Gerüst geschaffen in Kooperation mit dem Sozialdienst und der Arbeitsagentur, mit dessen Hilfe sie in Düsseldorf Fuß fassen konnte“, sagt Toonen.

„Da sein und zuhören ist das Wichtigste nach einer Katastrophe“

Sein besonderes Augenmerk galt dem Notfall- und Krisenmanagement am Flughafen. So installierte er ein Care-Team mit 35 Mitarbeitenden des Flughafens, das für den Notfall schnelle Hilfe vor Ort leisten kann. Die Unterstützung des Care-Teams und der Flughafenseelsorge sowie weiterer Notfallseelsorgeteams erwies sich als Segen, als zum Ende seiner Dienstzeit die Germanwings-Maschine mit der Flugnummer 4U9525 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen mit 150 Menschen an Bord abstürzte und die wartenden Angehörigen betreut werden mussten. „Da sein und zuhören ist das Wichtigste nach so einer Katastrophe. Der Flughafen ist in dem Moment ein emotionaler Ort, an dem die Trauer konkret und das Geschehene begreiflicher wird. Durch die Trauerarbeit im Anschluss sind intensive Kontakte entstanden. Und Begleitete waren dankbar für unsere Unterstützung“, sagt Toonen.

Wechsel zur Klinikseelsorge

2016 wechselte Detlev Toonen für seine letzten Berufsjahre bis heute zur Klinikseelsorge. Im Kaiserswerther Florence-Nightingale-Krankenhaus der Diakonie war er im Bereich der Psychiatrie und Pneumologie tätig. Zurückgreifen konnte Toonen dabei auf seine Ausbildung im psychiatrischen Bereich und Erfahrung in mehreren Essener Kliniken in den 80er Jahren. „Für mich war es interessant, Menschen zu begleiten, nachdem sie die Psychiatrie verlassen hatten und zu Klient:innen wurden. Manche fassen wieder Fuß im Leben“, sagt Toonen. Dabei ist ihm eine ehemalige an Schizophrenie erkrankte Lehrerin im Bewusstsein, die nach ihrem Psychiatrieaufenthalt eine neue Ausbildung zur Genesungsberaterin absolvierte und jetzt anderen Betroffenen hilft.

Im LVR-Klinikum in Grafenberg arbeitete Toonen in der Sucht- und Abhängigkeitsklinik und in der Forensik. „Auf einer Entzugsstation traf ich sowohl Obdachlose wie auch einen Chefarzt. Als Seelsorger führte ich zahlreiche Gespräche mit den Patient:innen über ihre Situation und Wege daraus und war auch Vermittler, wenn es um die Suche nach einem Platz in einem Obdachlosenheim ging“, sagt der Seelsorger.

Für seinen Ruhestand hat der 65-Jährige, Vater von zwei erwachsenen Kindern, schon Pläne: „Ich liebe die Nordsee. Ich kann mir gut vorstellen, dort ein Ferienhäuschen zu kaufen und wieder einen Hund“. Auch für seine Hobbys, dem Schwimmen und Malen und Besuchen von Kunstausstellungen, hat Detlev Toonen jetzt viel Zeit.

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