Üppige Lagerbestände sind derzeit eher selten: Die Versorgung mit Holz und Holzwerkstoffen ist in den vergangenen Monaten sehr ins Stocken geraten (Foto: Bettina Engel-Albustin)
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Oberhausen/Mülheim an der Ruhr. Viele Aufträge, wenig Material: Tischlereien in Oberhausen und Mülheim an der Ruhr leiden unter Lieferengpässen

Holz, Holzwerkstoffe und andere Baumaterialien sind seit mehreren Wochen ein knappes Gut. Bislang deutet nichts darauf hin, dass sich die Lage rasch verbessern wird. Die Materialknappheit entwickelt sich zunehmend auch für die Tischlereien in Oberhausen und Mülheim zu einem ernstzunehmenden Problem. „Aufgrund von Lieferengpässen können manche Projekte nur mit enormer Zeitverzögerung fortgeführt oder gar nicht erst begonnen werden“, erklärt Michael Schmeling, Obermeister der Tischler-Innung Oberhausen – Mülheim an der Ruhr. „Zudem machen uns die enormen Preissteigerungen zu schaffen.“

95 Prozent der Tischler in NRW berichten, dass die Einkaufspreise für Holz und andere Rohstoffe seit Beginn des Jahres deutlich gestiegen sind. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des Fachverbandes Tischler NRW hervor. „90 Prozent der Betriebe befürchten zudem, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Monaten fortsetzen wird und die Kosten für Rohstoffe weiter anziehen werden“, sagt Schmeling. „Um weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können, sind auch viele Betriebe gezwungen, ihre Verkaufspreise entsprechend anzupassen.“

Geschäftslage auf Vor-Corona-Niveau Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zeigen, dass das Tischlerhandwerk in Nord-rhein-Westfalen nach einer kurzen Eintrübung im Frühjahr 2020 insgesamt gut durch die Corona-Pandemie gekommen ist. „Insbesondere Unternehmen, die hauptsächlich im Laden- und Messebau tätig sind, mussten teils erhebliche Einbußen hinnehmen“, berichtet der Obermeister. „Insgesamt befindet sich die derzeitige Auftrags- und Geschäftslage aber wieder auf einem Vor-Corona-Niveau. Diese drohen durch die derzeitigen Engpässe und die damit verbundene Entwicklung jedoch wieder eingetrübt zu werden.“

Auf längere Wartezeiten einstellen Die gestiegenen Preise und die Materialknappheit betreffen nicht nur Holz und Holzwerkstoffe, sondern auch andere Materialen. „Lieferengpässe gibt es beispielsweise auch bei Lacken, Kunststoffen und vor allem bei Metall. Das führt dazu, das zum Beispiel Beschläge für Möbel, Fenster und Türen nur mit zeitlicher Verzögerung geliefert werden können. Verbraucher müssen sich daher auf längere Wartezeiten einstellen“, erklärt Obermeister Schmeling.

Starke Nachfrage aus dem In- und Ausland

Die Gründe für die Lieferengpässe von Holz sind vielschichtig. Beispielsweise haben in den vergangenen Jahren Trockenheit und Schädlingsbefall zu einem außergewöhnlich hohen Anteil an Schadholz in deutschen Wäldern geführt. Dieses ist allerdings nur bedingt für den Holzbau geeignet. „Gleichzeitig steigt jedoch die Nachfrage nach Rohholz immer weiter an, weil die Klimabilanz von Holzhäusern aufgrund der geringeren Treibhausgasemissionen deutlich besser ist als die von in Standardbauweise gebauten Objekten“, gibt Schmeling zu bedenken. Neben der starken Inlandsnachfrage gibt es außerdem eine sehr starke Nachfrage aus dem Ausland – insbesondere aus den USA und China. So setzt beispielsweise auch China auf den Trend „Green Building“, was zu steigenden Exporten führt und den Nadelholzbedarf perspektivisch weiter ansteigen lassen wird.

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