Begrüßung des Teams in der KPB Viersen: v.l. LPD Maus, Madeleine Geraths, KHK Lamers, KOK'in van Eisden, Andre Reitzer, KD'in Herbold (Foto: Polizei)
Anzeigen

Kreis Viersen. Die Initiative ” Kurve Kriegen ” feiert am 18.08.21 ihr zehnjähriges Bestehen. Und das zu Recht: Nur wenige Kinder und Jugendliche, die der Polizei bereits früh durch Straftaten auffallen, entwickeln sich zu Intensivtäterinnen und -tätern. In der Polizeistatistik des Landes Nordrhein-Westfalen wird eine relativ kleine Gruppe von etwa sechs Prozent aller tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen als sogenannte Mehrfachtatverdächtige geführt. Diese kleine Gruppe begeht jedoch im Kindes- und Jugendalter bereits rund ein Drittel aller Straftaten ihrer Altersgruppe. Im Bereich der Gewaltdelikte liegt der Anteil sogar bei über 50 Prozent der Straftaten. Gewalt- und Kriminalitätsbereitschaft zeichnen sich dabei oft schon im frühen Kindesalter ab.

Um zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche in eine kriminelle Karriere abgleiten, ist es wichtig, diesem Verhalten frühzeitig und gezielt entgegenzuwirken. An diesem Punkt setzt die Initiative “Kurve kriegen” an. Durch eine frühzeitige Intervention soll verhindert werden, dass kriminelle Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 15 Jahren, deren Lebenssituation mit Risikofaktoren hoch belastet ist, weitere Straftaten begehen und sich zu dauerhaften Intensivtätern entwickeln. Dazu werden sie und ihre Familien individuell und frühzeitig mit kriminalpräventiv wirkenden pädagogischen Maßnahmen unterstützt.

Zu den bereits 23 teilnehmenden Polizeibehörden gesellen sich ab dem 01.07.2021 zwölf weitere, in denen die Initiative “Kurve kriegen” des Ministeriums des Innern Fuß fassen wird. Auch in der Kreispolizeibehörde Viersen wird jetzt dieser fächerübergreifende Ansatz umgesetzt. Der Abteilungsleiter der Polizei, Leitender Polizeidirektor (LPD) Dietmar Maus, freut sich auf den Start hier im Kreis und erläutert dazu: “Die Arbeit der Initiative steht unter dem Motto: “Frühe Hilfe statt späte Härte”. Sie hat zum Ziel, gefährdete Kinder und Jugendliche möglichst frühzeitig vor einem dauerhaften Abgleiten in die Kriminalität zu bewahren, damit sie nicht zu einem Intensivtäter werden.” LPD Dietmar Maus weiter: “Eine “Intensivtäterin” oder ein “Intensivtäter” hinterlassen bis zum 25. Lebensjahr durchschnittlich bereits 100 Opfer, die bestohlen, beraubt, verprügelt oder anderweitig geschädigt wurden. Damit einhergehen etwa 1,7 Millionen Euro an sozialen Folgekosten, die Intensivtäter in dieser Zeit direkt oder indirekt verursachen. Eine mögliche Entwicklung als “Intensivtäterin” oder “Intensivtäter” zeichnet sich häufig frühzeitig, oftmals bereits im Kindesalter ab.”

Die Direktionsleiterin der Kriminalpolizei, Kriminaldirektorin Ulrike Herbold, ergänzt: “Mit Blick auf die vielen Opfer und die enormen sozialen Folgekosten, die ein Intensivtäter verursacht, muss die Intervention frühst möglich erfolgen- und zwar noch bevor die Karriere “Fahrt aufnimmt”. Sowohl die Erfahrungen in anderen Polizeibehörden als auch eine wissenschaftliche begleitete unabhängig durchgeführte Kosten-Nutzenanalyse belegen, dass Maßnahmen dann besonders wirkungsvoll sind. Und genau da und schon in diesem kindlichen Alter setzt die Initiative “Kurve kriegen” an.”

Das Risiko für Kinder und Jugendliche, weiter in die Kriminalität abzurutschen, kann durch damit deutlich gemindert und ihr Sozialverhalten als auch das in ihrem Umfeld signifikant verbessert werden. Die meisten Teilnehmenden weisen eine positive Entwicklung auf. Die Initiative wird beim Kommissariat 1 -Kriminalprävention/Opferschutz geführt. Ein besonderen Umstand ist, dass die Erfahrungen der sozialen Dienste, hier vertreten durch den SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in der Region Kempen – Viersen e.V , und der Polizei direkt an einem Ort gebündelt werden. Das Viersener Team setzt sich aus folgenden Partnern zusammen: Polizeiliche Ansprechpartner sind Kriminalhauptkommissar Harald Lamers und Kriminaloberkommissarin Vanessa van Eisden. Die pädagogischen Fachkräfte des SKM e.V. sind Andre Reitzer und Madeleine Geraths.

“Wir freuen uns darauf, uns mit dem Fachwissen aus verschiedenen Berufen auf diesen neuen Weg zu machen, damit die gefährdeten Kinder und Jugendlichen rechtzeitig die Kurve kriegen und ein straffreies Leben führen! Ich wünsche allen Beteiligten dazu viel Glück und Erfolg”, so Landrat Dr. Coenen zum Start der Initiative im Kreis Viersen. Weitere Informationen zur Initiative sind im Internet unter www.kurvekriegen.nrw.de abrufbar. (ots)

Beitrag drucken
Anzeige