Aktuelles Foto der Pflanze (Foto: Stadt DO)
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Dortmund. Aufregung im Botanischen Garten Rombergpark

Titanenwurz „David“ will sich wieder zeigen: Knapp drei Jahre nach seiner ersten Blüte im August 2018 hat die eigentlich nur alle vier bis fünf Jahre blühende Pflanze aus Indonesien schon dreimal Blätter gebildet, um genügend Kraft für eine neue Blüte zu tanken. Nun ist es soweit! Morgen (Dienstag, 6. Juli) wird „David“ sich entfalten. Bei seiner letzten Blüte hatte „Turbo-David“ mehr als 5000 Besucher*innen ins Pflanzenschauhaus gelockt.

Der lateinische Name der Titanenwurz, Amorphophallus titanu, bedeutet „unförmiger Riesenpenis“. Berühmt und berüchtigt ist die Pflanze wegen ihrer enormen Größe, ihrer skurrilen Form sowie ihres Körpergeruchs. „Dieser gleicht einer Mischung aus Limburger Käse, verfaulendem Fisch und verschwitzten Socken“, so Dr. Patrick Knopf, Direktor des Botanischen Gartens Rombergpark.

Coronabedingt waren die Pflanzenschauhäuser bisher geschlossen. So konnten Besucher*innen bislang nicht mit verfolgen, dass sich eine neue große Knospe gebildet hat. Während die Blüte vor drei Jahren nur ca. 125 cm groß war, erreicht David diesmal wohl 160 cm Höhe.

Der Botanische Garten Rombergpark versucht, möglichst viele Besucher*innen an dem seltenen botanischen Ereignis teilhaben zu lassen. Über den Ticketverkauf des Westfalenparks (westfalenpark.ticket.io) können Karten für 3 Euro zuzüglich Gebühren erworben werden. Insgesamt werden 540 Karten für den Zeitraum von 16 Uhr bis 1 Uhr nachts angeboten.

Auf diese Weise können 60 Personen pro Stunde Einlass bekommen – mehr lassen die beengten Verhältnisse in den Pflanzenschauhäusern und die Corona-Schutzmaßnahmen nicht zu. Innerhalb der gebuchten Zeitfenster werden je 5 Besucher*innen zur Titanenwurz begleitet. Dort haben sie dann fünf Minuten Zeit, die Blume zu erleben und zu fotografieren.

Die Titanenwurz wurde als kleine Knollen von den Botanischen Gärten Bonn nach Dortmund gespendet. Damals nur mit der Größe eines Tennisballs, sind sie im Regenwaldhaus prächtig gewachsen. Beim letzten Umtopfen in diesem Sommer wog eine Knolle schon 10 Kilogramm. Sehr alte und gut ernährte Knollen können sogar bis zu 75 Kilogramm auf die Waage bringen.

Die Titanenwurz gehört zur Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Bekannte Vertreter dieser Familie sind z.B. die Calla oder auch die Flamingoblume. Typisch ist für alle Arten dieser Gruppe ist die besondere Form des Blütenstandes: Ein auffälliges Hüllblatt (Spatha) umgibt einen Kolben (Spadix) mit den männlichen und weiblichen Blüten. Da die Blüten der Aronstabgewächse oft nach Aas riechen bzw. stark stinken, werden sie meist von Fliegen und Käfern bestäubt. Deshalb werden sie in Sumatra auch als „bunga suweg raksasa“ bezeichnet – das bedeutet so viel wie Leichenblume.

Auch seine Größe macht die Titanenwurz so besonders. Bis zu 2,50 Meter große Blütenstände sind bekannt. Damit ist es der größte bekannte Blütenstand (funktionell eine Blume) im Pflanzenreich. Dabei gilt: Je schwerer die Knolle, desto größer der Blütenstand. Wenn sich der Blütenstand in den frühen Abendstunden öffnet, dauert dieses Wunder der Natur oft nur eine bis maximal drei Nächte. Dann verwelkt sie und muss mehrere Jahre Kräfte sammeln, um wieder erblühen zu können. Nur 18 deutsche Botanische Gärten haben bisher die Blüte präsentieren können.

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