Dr. Ute Janßen, Oberärztin der Gynäkologie am Helios Klinikum Krefeld und Koordinatorin des Projekts in Krefeld (Foto: © Helios Klinikum Krefeld/Sandra Greins)
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Krefeld. Frauen, die Opfer von Sexualstraftaten geworden sind, brauchen Unterstützung und niederschwellige Hilfsangebote. Im Helios Klinikum Krefeld gibt es ab sofort die Möglichkeit der vertraulichen Beweissicherung. Dazu nehmen Ärztinnen und Ärzte am Lutherplatz seit diesem Frühjahr am Programm iGOBSIS – intelligentes Gewaltopfer-Beweissicherungs- und Informationssystem – teil. Sie wurden darin geschult, eine gerichtsfeste Aufnahme und Spurensicherung vorzunehmen.

Die Untersuchungsbefunde werden nicht im Computersystem des Krankenhauses aufgenommen, sondern hiervon separat verschlüsselt mittels einer Chiffre an die Rechtsmedizin Düsseldorf übermittelt. Dort bleiben die Unterlagen für zehn Jahre archiviert. Innerhalb dieser Zeit können sich Opfer sexueller Gewalt entscheiden, ob sie Anzeige erstatten möchten. Das kann einen Tag, ein Jahr und eben bis zu zehn Jahre nach der Tat erfolgen. Erst dann erhält die Polizei im Zuge der Anzeige Zugriff auf die Unterlagen bei der Rechtsmedizin Düsseldorf. „Das Angebot ist ein wichtiges Signal an alle Betroffenen, dass sie Anspruch auf medizinische Beratung und Unterstützung haben, ohne dass damit unmittelbar weitere Schritte verbunden sind“, unterstreicht Dr. Ute Janßen, Oberärztin der Gynäkologie und Koordinatorin des Projekts in Krefeld.

Betroffene Frauen, in selteneren Fällen auch Männer, sollten möglichst zeitnah nach der Tat und am besten ohne vorher zu duschen oder die Kleidung zu wechseln eine teilnehmende Klinik aufsuchen. „Spuren und Verletzungen können wir so bis zu 72 Stunden nach der Tat sichern und dokumentieren – und natürlich auch eine medizinische Versorgung gewährleisten“, so Dr. Ute Janßen weiter. „Dazu können Betroffene sich rund um die Uhr unter 02151- 32 3131 an uns wenden. Es ist immer eine Gynäkologin im Haus, die mit der Spurensicherung vertraut ist“, erläutert Dr. Janßen.

Bei der Untersuchung werden Verletzungen aufgenommen und dokumentiert, sowie Kleidung in speziellen Spurensicherungstüten aufbewahrt. Die gesamte Untersuchung dauert etwa eine Stunde. Eine unterstürzende Vertrauensperson kann gerne mitgebracht werden. „Lieber kommen und später entscheiden. Sonst ist es für eine Spurensicherung eventuell zu spät. Selbst wenn sich Betroffene nicht sofort zu weiteren Maßnahmen entscheiden, hält dieser Weg alle Optionen offen“, ermutigt Dr. Janßen.

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