Ein Blick in einen Schlafsaal des alten Waisenhauses (Foto: © Kinderhilfezentrum Düsseldorf)
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Düsseldorf. Das Kinderhilfezentrum des Jugendamtes an der Eulerstraße in Pempelfort ist eine Institution für die Hilfe von Kindern in Notsituationen mit langer Tradition. Vor 50 Jahren ging das frühere Waisenhaus des Anna-Klosters auf die Landeshauptstadt Düsseldorf über – die Geburtsstunde des Kinderhilfezentrums. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind seitdem da, wenn Eltern durch individuelle, gesellschaftliche oder soziale Belastungssituationen ihre Kinder nicht ausreichend versorgen können oder die Entwicklung und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gefährdet ist.

Für Stadtdirektor Burkhard Hintzsche ist das Kinderhilfezentrum beispielhaft für das Engagement der Stadt für die Kinder, die in schwierige Situationen geraten: “Ich bin froh und glücklich, dass wir das Kinderhilfezentrum haben und dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mustergültig um diese Kinder kümmern und ihnen neue Perspektiven geben. Ich beglückwünsche das Kinderhilfezentrum zu seinem 50-jährigen Bestehen, dessen guter Ruf durch das großartige Engagement seiner Beschäftigten entstanden ist. Durch den Freundeskreis und die Stiftung des Kinderhilfezentrums kommt die tiefe Verwurzelung in der Düsseldorfer Stadtgesellschaft zum Ausdruck.”

Welchem Wandel das Kinderhilfezentrum unterworfen gewesen ist und wie es zu dem geworden ist, was es heute ist, zeigt der Blick in dessen Geschichte:

1850 gründeten die “Schwestern vom armen Kinde Jesus” das St. Anna-Kloster in Pempelfort. Das ehemalige Anna-Kloster war überwiegend ein Säuglings- und Kleinkindheim mit einem Neugeborenenzimmer, sechs Säuglingsgruppen, Krabbelgruppen und vielen Kleinkindergruppen im Kindergartenalter. Viele der Kinder waren nichtehelich geboren und wurden damals von ihren Müttern abgegeben.

Überbelegung, überfordertes und überaltertes Personal, Nachwuchsmangel sowie ein erheblicher Sanierungsstau führten schließlich zu der Entscheidung des Ordens, die Außenstelle in Düsseldorf aufzugeben.

1970 kann es in der Folge zu ersten Verhandlungen über einen Trägerwechsel mit der Stadt Düsseldorf. Es ging zum einen um die weitere Betreuung von damals 240 Kindern, zum anderen um die Übereignung des gesamten Klostergeländes mit circa 30.000 Quadratmetern (einschließlich des damals noch weitgehend landwirtschaftlich genutzten Klostergartens). Den Verkauf des wertvollen, naturnahen Geländes für einen Freundschaftspreis von 12 Millionen DM am Rand der Innenstadt verband die Ordensführung mit der Auflage, die damals bereits 121 Jahre alte klösterliche Oase langfristig weiterhin für soziale Zwecke zu nutzen.

1971 übernahm die Stadt Gebäude, Grundstück und Aufgaben. Das Kloster wurde zur stationären Einrichtung mit angegliedertem Kindergarten. Die Kinder verloren von heute auf morgen ihre bisherigen Bezugspersonen und konnten auf vieles, was sie bisher gewohnt waren, nicht mehr bauen. Die nun verantwortliche Leitung sah sich gemeinsam mit den neu zuständigen Gruppenpädagoginnen und -pädagogen in der Herausforderung, die Lebensleistung der Nonnen zu würdigen und zugleich alles anders machen zu wollen, um die Situation der Kinder im Kinderhilfezentrum zu verbessern.

Eine zentrale Auflage für den ersten Heimleiter, Karl Friedrich Lehmann, bei Übernahme der Leitung war zudem dessen Bereitschaft, neben der Betreuung der etwa 240 Kinder, die im Annakloster seinerzeit lebten, zugleich einen Notaufnahmebereich für Düsseldorf aufzubauen.

Geprägt von ideologischen Wegbereitern der 70er Jahre, die für eine humanere Heimerziehung richtungsweisend waren, vollzog sich von 1971 bis 1981 die erste große Heimreform im städtischen Kinderhilfezentrum: Erzieherinnen und Erzieher lebten nun mit den Kindern und Jugendlichen familienähnlich zusammen. Auch der Heimleiter selbst lebte mit seiner Familie auf dem Gelände. Die Pädagoginnen und Pädagogen übernahmen die Rolle des Elternersatzes auf Zeit. Es wurde weniger erzogen, es wurde zusammen gelebt.

Heute betreuen 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 120 Kinder und Jugendliche in vier Regelwohngruppen, einer Diagnostik- und Übergangsgruppe, sowie einer Verselbständigungsgruppe für jugendliche Mädchen. Schwerpunkt der heutigen Aufgaben des Kinderhilfezentrums ist die Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen, die beispielsweise Gewalt oder Missbrauch erlitten haben.

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