Die Postkarte zeigt die dritte Deutsche Rosenschau im "Rosengarten" 1928 (Foto: © Stadtarchiv Mönchengladbach)
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Mönchengladbach. Oberbürgermeister Felix Heinrichs enthüllte das neue Straßenschild

Eine jahrelange kontroverse politische wie gesellschaftliche Diskussion um die Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße, die von der Kaldenkirchener Straße entlang des Bunten Gartens zum Schürenweg führt, ist nun zu einem Ende gekommen. Oberbürgermeister Felix Heinrichs enthüllte heute im Beisein zahlreicher Anwohner*innen eines von insgesamt fünf neuen Straßenschildern mit dem Namen „Am Rosengarten“. Gleichzeitig bleiben die bisherigen Straßenschilder, die rot durchgestrichen sind, wie rechtlich vorgeschrieben noch ein Jahr hängen. Der Rat der Stadt hatte in seiner Sitzung am 30. Juni mit großer Mehrheit beschlossen, die Lettow-Vorbeck-Straße umzubenennen. Auf Anregung von Anwohner*innen trägt sie jetzt den Namen in Reminenszenz an den damaligen Rosengarten im Bunten Garten. Die Umbenennung der seit 1935 so benannten Straße wurde vor dem Hintergrund beschlossen, dass nach langen Verhandlungen die Bundesrepublik Deutschland Ende Mai 2021 den Völkermord an den Herero und Nama in den Jahren 1904 und 1905 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwest, dem heutigen Namibia, anerkannte. Der damalige Adjutant und spätere General Paul Emil von Lettow-Vorbeck war maßgeblich an diesem Genozid beteiligt. Das hat auch die Diskussionen in Mönchengladbach erneut beflügelt. „Gemeinsam Verantwortung zu tragen und für Freiheit und Menschenrechte einzustehen ist etwas, was uns alle eint. Letztendlich waren es die Anwohner*innen, die den Anstoß zur Umbenennung gegeben haben. Engagierte Menschen, die sich einbringen, machen unsere Stadt aus“, betonte Oberbürgermeister Felix Heinrichs bei der Enthüllung des Straßenschildes.

In den letzten Monaten haben Politik und Verwaltung einen Prozess begonnen, um alle Straßennamen zu betrachten und belastete Straßennamen zu identifizieren. “Dieser Prozess ist wichtig und wird weitergehen. Der Konsens der Ratsfraktionen ist ein stabiles Fundament. Da der Fall bei der Lettow-Vorbeck-Straße allerdings klar ist und die Signale aus den Fraktionen eindeutig sind, haben wir jetzt gehandelt”, so Felix Heinrichs weiter

Für die Änderung von Dokumenten (Personalausweis, Führerschein, etc.) der knapp 100 betroffenen Anwohner*innen werden durch die Stadt keine Gebühren berechnet. Gleichzeitig bietet die Verwaltung den Betroffenen unbürokratisch Termine für die notwendigen Behördengänge zu städtischen Stellen an. Auf Wunsch des Rates soll in geeigneter Form an die historischen Hintergründe des alten Straßennamens und der Umbenennung erinnert werden, möglicherweise durch eine Gedenktafel, einen QR-Code oder in anderer Form. Mit der Erinnerungskultur wird sich in den nächsten Monaten auch eine Kommission, die sich mit historisch belasteten Straßennamen beschäftigen soll, auseinandersetzen. Der Kulturausschuss hatte bereits im Dezember vergangenen Jahres die Einrichtung einer Kommission mit Historiker*innen zur Überprüfung der städtischen Straßen- und Platzbenennungen beschlossen.

Der „Rosengarten“ erzielte 1928 bundesweit große Aufmerksamkeit, als von der damaligen Stadt M.Gladbach auf einem 18 Morgen umfassenden Gelände östlich des Kaiserparks die dritte Deutsche Rosenschau ausgerichtet wurde.

Grüne begrüßen die Umbenennung

In einer Pressemeldung teilt die Fraktion der Bündnis 90/Die Grünen zur Umbenennung mit: “Lange, zu lange hatte die Stadt Mönchengladbach gezögert, die Lettow-Vorbeck-Straße umzubenennen. In der letzten Ratssitzung Ende Juni beschloss der Stadtrat nun endlich – als eine der letzten Städte in Deutschland – die Umbenennung in „Am Rosengarten“. Der Entschluss wurde mit Unterstützung der Anwohner durchgeführt, jetzt wurde er umgesetzt.”

kommentiert Die Bezirksvorsteherin Nord, Monika Halverscheid (Bündnis 90/Die Grünen), kommentiert diesen Schritt. „Endlich. Die Umbenennung haben die Grünen schon seit Jahren gefordert.“

“Die Benennung von Straßen nach Paul von Lettow-Vorbeck war zumeist in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgt und stand unter dem Einfluss der damaligen Ideologie des Nationalsozialismus”, heißt es weiterhin seitens der Grünen. „Es war allerhöchste Zeit, diese unselige Tradition einer Benennung nach zweifelhaften Helden zu beenden und zum alten Straßennamen zurückzufinden“, meint die Bezirksvorsteherin Monika Halverscheid. Sie stellt fest, dass es in Mönchengladbach noch einige mit freiheitlich-demokratischen Grundwerten kaum vertretbare Ehrungen aus der Vergangenheit gibt, die heutzutage einfach anachronistisch, ja inkompatibel seien mit dem Grundgesetz. „Bei den Umbenennungen von Straßen“, sagt Monika Halverscheid, „geht es nicht um die sogenannte Cancel Culture, sondern vielmehr um wichtiges Aufarbeiten der deutschen Geschichte und die Förderung einer aktiven Erinnerungskultur in einer offenen Stadtgesellschaft.

(Foto: privat)
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