Die Musiktherapie tut den Gästen gut – freuen sich Musiktherapeutin Christine Krull-Kosubek und Prof. Martin Mertin, Vorsitzender des „Vereins der Freunde und Förderer der Hospiz Stiftung Krefeld“ (Foto: Hospiz am Blumenplatz / Nadia Joppen)
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Krefeld. Musik erreicht die Menschen immer

Egal, ob das Schlummerlied für ein Kleinkind oder eine Melodie für einen Schwerstkranken in der letzten Lebensphase ist: Musik kann in fast jeder Lebenssituation eine positive Wirkung haben. Deswegen ist auch im Hospiz am Blumenplatz in Krefeld die Musiktherapie als zusätzliche Betreuung der Gäste ein wichtiger Weg – denn es ist auch bekannt, dass das Gehör der Sinn ist, der im Tod zuletzt erlischt. Der „Verein der Freunde und Förderer der Hospiz Stiftung Krefeld“ stellt jetzt sicher, dass dieses Angebot auf festen finanziellen Beinen steht und finanziert die Kosten über Spendengelder.

Musiktherapeutin Christine Krull-Kosubek kommt seit rund 4 Jahren regelmäßig in das Haus zu den Gästen und macht verschiedenste Musik-Angebote – derzeit meist im Zimmer des jeweiligen Gastes, früher gab es auch Treffen mit mehreren Gästen und Angehörigen beim Hospiz-Café im Wintergarten zum gemeinsamen Singen und Musizieren. Wichtig ist ihr: „Meine Zeit gehört immer dem jeweiligen Gast. Ich beginne meistens mit einem Begrüßungslied und merke dann schon, wie sich der Gast fühlt“.  Über die Musik und die Lieder kommen viele Erinnerungen hoch, es entstehen Gespräche in die verschiedensten Richtungen und zu den verschiedensten Themen. Es gibt aber auch den anderen Weg: Aus dem Gespräch entstehen die musikalischen Elemente. „Sehr beliebt sind Volkslieder und Schlager. Wir hatten aber auch einmal einen Gast mit polnischen Wurzeln. Wir haben zusammen polnische Weihnachtslieder erarbeitet“, erzählt sie. In einem anderen Fall – der Gast kam aus Marokko – war youtube eine große Hilfe: „Ich habe Melodien aufgerufen, die diesem Gast vertraut waren. So sind wir ins Erzählen gekommen“. Was oft gar kein Thema ist: „Die Gäste sprechen nicht über ihre Krankheit. Sie sind dankbar, dass sie auf andere Gedanken kommen.“

Die musikalischen Möglichkeiten der Therapeutin sind vielfältig: „Mein Hauptinstrument ist die Gitarre, weil man dazu gut singen kann. Ich setze aber auch andere Instrumente ein: einen kleinen Dudelsack, einen Rainmaker der Aborigines, Flöten, Trommeln und Rhythmusinstrumente oder eine Sansula für eine Klangreise.“ Einmal habe sich aus einem Gespräch über Imkerei der Weg zum Thema Jagd entwickelt und „ich habe dann Jagdhorn-Signale gespielt“, erzählt sie.

Zur Musiktherapie ist Christine Krull-Kosubek im Lauf ihres Berufslebens gekommen. Die heute 58 Jahre alte Ratingerin hat lange Zeit als Erzieherin gearbeitet und hat dabei berufsbegleitend Musiktherapie in Siegen studiert. „Ich habe klein bei einzelnen Organisationen angefangen. 2018 habe ich mich selbstständig gemacht“. Sie besucht etwa die Kinder im Regenbogenland, Patienten zweier Wachkoma-Stationen, die Palliativ-Station im Helios Klinikum Krefeld und eben die Gäste im Krefelder Hospiz. „Das schöne ist, dass ich die Menschen teilweise eine längere Zeit begleite. Da entstehen intensive Beziehungen. Die Menschen freuen sich und mir macht es Freude, meinen Spaß an der Musik weiter zu geben.“ Die Musik ändere nichts am Verlauf der Krankheit, aber sie bringe eine positive Zeit und verändere oft das Leben mit der Erkrankung.

Die Übernahme der Verantwortung für die Musiktherapie ist eines der ersten Projekte des vor knapp anderthalb Jahren gegründeten Hospiz-Fördervereins: Für Professor Martin Mertin, seit dessen Gründung Vorsitzender des Fördervereins, passt die Idee in das Konzept der Arbeit: „Wir fördern ja Maßnahmen für die Gäste, die nicht über den Pflegesatz finanziert werden, aber einfach zusätzlich den Menschen im Hospiz guttun.“ Dazu können auch Ausflüge, die Beschaffung von speziellen Hilfsmitteln oder der Besuch eines Therapie-Hundes gehören. „Im Falle der Musiktherapie haben wir aus der Resonanz der Gäste gemerkt, wie beliebt das Angebot ist und deswegen macht es für uns Sinn, das verbindlich abzusichern.“ Elisabeth Bastians, die zweite Vorsitzende, ergänzt: „Wir wollen einen Beitrag leisten, damit jeder Mensch eine würdevolle Zeit am Ende seines Lebens hat. Das kann alles sein – von einem letzten Lebenswunsch des Einzelnen bis hin zu Projekten im Gesamtangebot des Hospizes.“

Hospiz-Leiter Alexander Henes freut sich, dass durch die Aktion des Fördervereins die Musiktherapie gesichert wird: „Wir merken, wie positiv sich das Angebot auf die Stimmung der Gäste und ihr Wohlbefinden auswirkt. Die letzte Lebensphase eines Menschen ist ja oft nicht einfach. Eine Ablenkung wie diese gehört für uns zu unserem Ziel, die Gäste umfassend und fürsorglich zu begleiten.“

www.hospiz-krefeld.de

 


Info: Die „Freunde und Förderer der Hospiz Stiftung Krefeld e.V.“ sind ein gemeinnützig anerkannter Verein und berechtigt Spenden auszustellen. Der Verein sieht seine Aufgabe auch darin, den Hospiz-Gedanken der Öffentlichkeit nahe zu bringen. Deswegen sind neue Mitglieder im Verein herzlich willkommen.

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