Hell, freundlich und modern: der Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule (Foto: © Elke Brochhagen, Stadt Essen)
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Essen. Der Neubau der sechs-zügigen Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen-Schonnebeck ist fertig. Aktuell finden parallel zum Umzug letzte abschließende Arbeiten statt, bevor nach den Sommerferien der Unterricht für die Schülerschaft im neuen Gebäude beginnt. Möglich gemacht hat das auch das lobenswerte Engagement der Schule beim Umzug.

Es ist der erste abgeschlossene Schulneubau einer weiterführenden Schule in Essen seit Jahrzehnten, der künftig für rund 1300 Schüler*innen und 110 Beschäftigte Platz bietet. Die Außenanlagen rund um das Sportfeld sollen bis Ende 2022 fertiggestellt sein.

Die Gesamtkosten des Neubaus belaufen sich auf insgesamt 63,75 Millionen Euro. In dieser Gesamtsumme sind Fördergelder in Höhe von 14 Millionen Euro enthalten. Die Gelder wurden seitens der Bezirksregierung Düsseldorf im Rahmen des Bund-Länder-Programms “Soziale Stadt-Investitionen im Quartieren” bewilligt.

Zum Schulneubau im Detail

Die bebaubare Grundstücksgröße umfasste insgesamt 25.300 Quadratmeter. Der Neubau wurde in Betonfertigbauweise (Geschoßdecken, Außenwände, Treppen) gebaut und enthält eine Hybridlüftung und Gasheizung. Zudem wird das Regenwasser des Gebäudes hauptsächlich in den Katernberger Bach eingeleitet. Die Fassaden zu den Innenhöfen des Gebäudes erhielten ein Wärmedämmverbundsystem. Bibliothek, Mensa und Außenfluchttreppen wurden mit Aluminiumverbundblechplatten gestaltet und heben sich so von dem massiven Gebäude ab. Des Weiteren gibt es eine extensive Begrünung der Dächer. Sie bietet einen Hitzeschutz im Sommer und eine zusätzliche Wärmedämmung im Winter, sodass hierdurch auch ein wichtiger Beitrag zur Energieeinsparung geleistet wird.

Das neue Schulgebäude wurde unter Nachhaltigkeitsaspekten als Passivhaus geplant und errichtet. Es erfüllt die Nachhaltigkeitskriterien des Zertifizierungssystems “Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen” (BNB) nach der Qualitätsanforderung “Silber”, womit neben Energieeffizienz auch weitere ökologische Kriterien Beachtung finden. Eine Zertifizierung nach dem Qualitätsmerkmal Silber soll noch in diesem Jahr beantragt werden.

337 Räume – durch eine “Schulstraße” verbunden

Der Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule unterteilt sich in zwei dreigeschossige und zwei viergeschossige Gebäudeteile und sieht eine klare Strukturierung in Lernclustern vor. Den Clustern der vier Gebäudeteile sind verschiedene Unterrichts- oder Lerneinheiten zugeordnet, die alle durch eine “Schulstraße” miteinander verbunden sind. Das Raumprogramm der Schule wurde nach den Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland, der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, entwickelt und entspricht den neusten pädagogischen Anforderungen. Insgesamt hat der Neubau 337 Räume:

36 Klassenräume
14 naturwissenschaftliche Klassenräume
7 naturwissenschaftliche Nebenräume
13 Kursräume
16 Gruppenräume
1 Hauswirtschaftsküche mit Speiseraum
1 Tanzraum
1 Raum für textiles Gestalten
7 Gruppenräume Kunst und Werken
3 Musikräume für Unterricht
3 Proberäume Musik
14 informelle Lernbereiche
2 Informatikräume

Neben Forum, Mensa, Aula, Bibliothek, Verwaltung, Büros, Lehrerzimmer und Teamräumen gibt es noch zwei Aufenthaltsbereiche für Schüler*innen sowie einen Snoozelraum (Entspannungsraum).

Die Möblierung der Räume des Neubaus ist komplett neu und greift das Farbkonzept des Architekten auf.

Neuste digitale Infrastruktur

In seiner digitalen Infrastruktur weist der Neubau unter anderem einen leistungsstarken 100-GBit-Glasfaseranschluss und ein flächendeckendes Campus-WLAN nach neustem Wi-Fi 6 Standard auf. Als erste Schule in Essen sind nahezu alle 100 Fach- und Unterrichtsräume im Rahmen des “DigitalPakt Schule” mit einer innovativen digitalen Präsentationseinheit ausgestattet worden. Diese umfasst jeweils ein fest installiertes und elektrisch höhenverstellbares interaktives 86 Zoll-Display inklusive Ansteuerungsrechner und betriebssystem-offenem Gerät zur drahtlosen Übertragung. Durch diese Kombination der technischen Komponenten wird sichergestellt, dass jedes Lehrer- oder Schülergerät in Verbindung mit der Präsentationseinheit vollumfänglich genutzt werden kann. Darüber hinaus verfügt jedes Display im Umfang einer Campuslizenz – die auch allen Lehrkräften und der Schülerschaft zur Verfügung steht – über bildungsspezifische Applikationen und speziell auf die Unterrichtsanforderungen abgestellte Anwendungssoftware.

Der Informatikunterricht findet künftig in zwei Räumen mit jeweils 30 High-Performance-Arbeitsplätzen für die Schülerschaft statt. Die Softwareausstattung beinhaltet neben den gängigen Microsoft Office Anwendungen auch zahlreiche andere individuelle und fachspezifische Produkte. Mit einer eigenen pädagogischen Steuerungsoberfläche lassen sich diese Räume neben den Fachlehrkräften auch vom übrigen Lehrpersonal bedienen. Ergänzt wird dieses Portfolio durch zwei Notebook-Wagen und zwei Tablet-Koffern mit jeweils 16 Geräten zum mobilen Arbeiten. Zusätzlich wurden zur Unterstützung des häuslichen Lernens seitens des Schulträgers im vergangenen Jahr bereits insgesamt 410 mobile Endgeräte für die Schüler*innen der Schule zur Verfügung gestellt.

Zudem wird es an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule künftig Informationsmonitore zur Darstellung schulinterner Kommunikation über das eigens für schulische Belange konzipierte Informationssystem des Alfried-Krupp-Schulmedienzentrums sowie ein geplantes digitales Bestell- und Bezahlsystem im Rahmen des Mensabetriebs geben.

Asbestentsorgung und Verzögerungen

Nachdem Ende 2018 in großen Teilen, der auf dem Baufeld gelagerten Erdhaufen, eine Verunreinigung mit Asbest festgestellt wurde, mussten die ausstehenden Erdbauarbeiten auf der Baustelle umgeplant werden. Der Anfang 2019 neu aufgestellte Zeitplan sah vor, die Entsorgung des asbesthaltigen Bodenmaterials bis Oktober 2020 und die Fertigstellung der Baufeldherrichtung bis November 2020 abzuschließen. Beide Bauabschnitte konnten letztendlich jeweils gut einen Monat vor diesen Fristsetzungen abgeschlossen werden. Insgesamt wurden rund 32.000 Tonnen asbesthaltiger Abfall aus den kontaminierten Erdhaufen und der Baufeldherrichtung entsorgt. Die hierfür eingerichteten Arbeitsschutzvorkehrungen in Form von abgesperrten Arbeitsbereichen, Sanierungszelten und Luftfiltern wurden arbeitstäglich von Fachgutachtern überwacht. Regelmäßige und öffentlich einsehbare Staubmessungen im Umfeld der Baustelle zeigten, dass bei den Arbeiten keine messbaren Konzentrationen an gefährlichen Asbestfasern freigesetzt wurden. Durch die sehr viel größere Menge asbesthaltigem Bauschutt als zuvor angenommen mussten sowohl der Kosten- als auch der Zeitplan angepasst werden. Die Kosten für die Baufeldherrichtung inklusive Entsorgung der asbesthaltigen Abfälle fielen geringer als zuvor angenommen aus: Anstatt der im Dezember 2018 geschätzten 12,5 Millionen Euro, hat sich die Abrechnung dieser Leistungen auf rund 10,7 Millionen Euro belaufen. Diese sind auch bereits in den Gesamtkosten von 63,75 Millionen Euro enthalten.

Weitere Verzögerungen ergaben sich beim Neubau pandemiebedingt durch Personalmangel und Lieferschwierigkeiten. Insbesondere durch die Lieferschwierigkeiten musste in einzelnen Gewerken der Bauzeitenplan immer wieder neu aufgestellt werden. Ein paar kleinere Restarbeiten werden auch noch während des laufenden Schulbetriebs erfolgen müssen.

Sanierung der ansässigen Sport- und Turnhallen

Parallel zum Schulneubau wurde die Essener Grundstücksverwaltung GmbH (GVE) mit der Sanierung der beiden Einfachturnhallen und der Dreifachsporthalle beauftragt. Die Sanierung erfolgt Zug um Zug. Die beiden Doppelturnhallen werden zum Beginn des Schuljahres 2021/2022 fertiggestellt.

Die Sanierung der Dreifachsporthalle hat bereits begonnen, derzeit laufen die Dacharbeiten.

Die Innenarbeiten starten ab Ende August. Die Sanierung der Dreifachsporthalle ist mit Stand heute im Herbst nächsten Jahres abgeschlossen. Die Gesamtkosten der Hallensanierungen betragen Stand heute rund neun Millionen Euro, wobei die Stadt einen Eigenanteil von 1.915.554,48 Euro aufbringt. Der Rest wird durch Mittel aus dem Förderprogramm KinvFöG II gedeckt. Die Kosten für die Sanierungen der Turn- und Sporthallen sind nicht Bestandteil der Gesamtkosten des Neubaus. Diese Kosten kommen noch hinzu.

Die Fertigstellung des Sportfeldes und der Außengestaltung rund um das Stadtbad Nord-Ost sollen im Herbst 2022 fertiggestellt sein.

Stadtteiloffenheit

Das Gebäude mit seinem Außenareal stellt nicht nur für die eigentlichen Nutzer*innen der Schule, sondern auch für die Bewohner*innen des Stadtteils einen Mehrwert dar. Die integrierte Stadtteilbibliothek, das Forum, die Mensa und die Aula sowie einzelne Fachräume stehen künftig auch dem Stadtteil zur Verfügung. Diese Räume sind vielfältig nutzbar und bieten künftig zahlreiche Möglichkeiten zur Begegnung, Kommunikation und themenbezogenen Arbeit im Stadtteil.

Offizielle Eröffnung des Neubaus

Die offizielle Eröffnung des Neubaus der Gesamtschule mit Oberbürgermeister Thomas Kufen findet voraussichtlich am 2. Oktober 2021 statt.

In der Zwischenzeit finden noch notwendige Restarbeiten in und um die Schule statt, die den eigentlichen Schulbetrieb aber nicht einschränken.

Zum Hintergrund

2016 hatte der Rat der Stadt Essen den Neubau der Gesamtschule beschlossen. Hintergrund war, dass sich die Bestandsgebäude der Gesamtschule in einem generalsanierungsbedürftigen Zustand befanden. Ein Neubau auf dem benachbarten städtischen Grundstück hatte sich wirtschaftlicher als eine Instandsetzung dargestellt. Nach Auslobung eines europaweiten Realisierungswettbewerbs, wobei den 1. Preis das Generalplaner-Team ARGE SEHW Generalplaner ARGE aus Berlin gewann, erfolgte im Juni 2017 die Baufeldherrichtung und im März 2018 der Baubeginn des Neubaus. Die Fertigstellung bzw. Betriebsbereitschaft erfolgte Mitte Juli 2021.

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