(Fotos: privat)
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Köln/Rhein-Ruhr. Team aus Köln will bundesweit Sammelstationen für Jeans einführen – Projekt wird mit 30.000 Euro gefördert – das Sauerland als Modellregion

Alte, kaputte Jeans gehören nicht in den Müll oder Altkleidercontainer, sondern in eine Jeans-Sammelbox. Das ist die Idee der gemeinnützigen IGLU gUG, die damit bereits einen Riesenerfolg feierte. Der Grund: Jeansstoff eignet sich sehr gut zum Recyceln und die Menschen freuen sich, mit ihrer ausrangierten Jeans einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Da die Wirtschaft (noch) nicht mitzieht bei einem einheitlichen Rücknahmesystem, setzt das IGLU auf das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Die Deutsche Postcode Lotterie fördert das Vorhaben mit 30.000 Euro.

Es begann mit der Pilotkampagne „10.000 Jeans“: Das Team von der IGLU gUG hatte im Frühjahr 2020 alle KölnerInnen dazu aufgerufen ihre alten, ausgedienten Jeans fürs Recycling abzugeben, um daraus einen Köln-Sweater zu produzieren. „Das kam unglaublich gut an“, so Partyka. „Jeans hat jeder, liebt jeder und will sie nicht einfach wegwerfen. Wenn aus Müll klimafreundlich neue Textilien hergestellt werden können, leuchtet das jedem ein.“ Die Medien berichteten zahlreich und so kamen in wenigen Wochen über 2.000 Jeans zusammen. Viele Menschen aus ganz Deutschland fragten nach einer Abgabestelle in ihrer Nähe – weil es keine gibt, will die IGLU gUG mehr Sammelstellen für Jeans aufbauen.

 

Jeanssammeln im Sauerland – die Pioniere aus Wenden

Sabrina Niklas aus Wenden bei Olpe hatte von dem Jeans-Projekt im Fernsehen erfahren und war sofort begeistert. Sie schloss sich der Sammelaktion an, bekam das Infomaterial vom IGLU und bestellte eine blaue Tonne im Internet – fertig war die Jeans-Sammelbox. Die steht jetzt in Wenden-Elben am ELBmobil und wird weiterhin regelmäßig befüllt.

„Die Resonanz war auch bei uns so groß, dass wir es mit den Jeanstonnen inzwischen sogar bis in alle Rathäuser des Kreises Olpe geschafft haben“, erzählt Sabina Niklas stolz.

Die Menschen können ihre alten, kaputten Jeans bereits an verschiedenen Orten in der Region abgeben: am ELBmobil in Wenden-Elben und in den Rathäusern bzw. Bürgerbüros in Wenden, Attendorn, Drolshagen, Kirchhundem, Finnentrop, Lennestadt und Olpe. „Ziel ist es, die gesamte Region dafür zu gewinnen und die Sammelboxen beispielsweise auch an Schulen und Kitas aufzustellen. Denn: Je mehr von dem Jeansstoff zusammenkommt, desto besser“, erklärt Peter Niklas, der seine Frau bei der Initiative tatkräftig unterstützt und am Berufskolleg des Kreises Olpe lehrt.

 

Jeans müssen separat gesammelt werden

In den letzten Jahren ist das Sammelaufkommen von gebrauchten Altkleidertextilien stark gestiegen und damit einhergehend auch die Kosten des Sortieraufkommens. Gleichzeitig wird das Sammeln immer unrentabler für die Betreiber, weil die Qualität der Altkleider und damit die Wiederverwertbarkeit stark gesunken ist. 80 Prozent der Altkleidertextilien werden daher verbrannt. Das ist teuer und umwelttechnisch problematisch. Auch Kleiderkammern oder andere karitative Sammelstellen sind längst an ihre Kapazitätsgrenze gekommen, in mehreren Städten wurden bereits Container abgebaut.

„Jeans separat für Recycling zu sammeln ist sinnvoll, denn das Baumwollmaterial ist wertvoll“, erklärt Katharina Partyka, Geschäftsführerin der Iglu gUG. Jedes Jahr werden weltweit rund 15 Milliarden Kilo Baumwolle produziert; 35 Prozent davon werden für den beliebten Denim-Stoff verwendet. Für die Produktion einer Jeans werden etwa 35 Kilo Treibhausgas ausgestoßen und bis zu 10.000 Liter Wasser benötigt – wird ein Teil davon durch recycelte Baumwollfasern alter Jeans ersetzt, können rund zwei Drittel der Ressourcen eingespart werden.

 

Bürgerschaftliches Engagement ist gefragt – das Projekt wird mit 30.000 Euro gefördert

Der Ausbau der Jeanssammeltonnen soll zunächst in NRW vorangetrieben werden. Dafür wurde der IGLU gUG von den TeilnehmerInnen der Deutschen Postcode Lotterie eine Fördersumme von 30.000 Euro zur Verfügung gestellt. „Das freut uns riesig und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Partyka stolz. Die Tonnen können in öffentlichen Einrichtungen, Vereinen oder Unternehmen aufgestellt werden. Aber auch Bürgerinitiativen können mitmachen, wenn die Tonnen beaufsichtigt und vielen Menschen zugänglich gemacht werden.

Die IGLU gUG stellt hierfür das Infomaterial und die speziellen Tonnen kostenlos zur Verfügung und koordiniert die Zusammenarbeit mit den Akteuren, so auch mit dem Textilrecycler Altex aus Gronau. Denn wenn die Sammelboxen voll sind, werden sie zunächst nach Köln und von dort mit einem Laster zu Altex gebracht. „Das ist mit den bisherigen Mengen noch machbar, aber perspektivisch brauchen wir Kooperationspartner aus der Logistikbranche“, so Partyka.

Eine Übersicht der Sammelstellen befindet sich im Aufbau und ist momentan noch unter www.kisstheinuit/jeans-recycling einsehbar. In Kürze wird es eine eigene Website zum Jeans-Recyclingprojekt geben, wo alle Fakten, News und Informationen gebündelt und den Interessenten zur Verfügung gestellt werden.

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