(Foto: nestwärme e.V.)
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Trier/Rhein-Ruhr. Psychosoziale Beratung bietet nestwärme e.V. Deutschland ab sofort nicht nur  Familien mit schwerstkranken und behinderten Kindern sondern auch den vielen Helfer:innen in den Flutwasser-Katastrophengebieten an. Der bundesweit tätige gemeinnützige Verein mit Hauptsitz in Trier hat eine digitale Anlaufstelle für alle eingerichtet, die durch die belastende Situation teilweise traumatisiert sind und mentale Unterstützung brauchen. Betroffenen Familien steht nestwärme weiterhin mit vielfältigen Hilfeleistungen zur Seite, von der Suche nach pflegegerechten Übergangsunterkünften bis zur ehrenamtlichen Hilfe vor Ort.

„Wir von nestwärme sind mit all unseren Kräften für die Familien aus den Katastrophengebieten da“, erklärt Petra Moske, Gründerin und Geschäftsführerin von nestwärme e.V., „aber wir wollen auch die vielen Helfer:innen unterstützen. Viele schaffen es, in der plötzlichen Notsituation bedacht und umsichtig zu handeln, leiden aber Tage oder noch Wochen später unter den traumatischen Erlebnissen. Unser digitales Angebot  „Blickwechsel“ hilft ihnen dabei, stark zu bleiben und wieder stark zu werden.“

Wer eine Blickwechsel-Beratung nutzen möchte, kann sich direkt an nestwärme wenden, per E-Mail über direkt@nestwaerme.de oder Telefon +49 651 99201220. Weitere Information finden sich auch unter https://nestwaerme.de/fluthilfe/.

(Foto: nestwärme e.V.)

Was traumatische Erlebnisse bei Helfer:innen von Feuerwehr, THW, ambulanten Pflegediensten oder Freiwilligen auslösen können, zeigt beispielhaft der Einsatz einer Kinderkrankenschwester aus Trier. Silvia Müller ist eine der 60 Kinderkrankenpfleger:innen, die über den ambulanten Pflegedienst der nestwärme gGmbH bei Familien die ein krankes oder behindertes Kind zuhause versorgen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Einsatz. In der Nacht auf Donnerstag, den 15. Juli Nacht betreute sie den achtjährigen Stefan in Irrel in der Eifel, der wegen einer lebensbedrohlichen Lungenerkrankung künstlich beatmet wird. Ab dem späten Nachmittag und im Laufe der Nacht erlebt die 32-Jährige, wie das Wasser die unteren Räume des Hauses überschwemmte, der Strom ausfiel und die Situation dadurch für den Jungen lebensbedrohlich wurde: Das Beatmungsgerät hat zwar ein Notaggregat, das aber nur zeitlich begrenzt Strom liefern kann. Weitere für die Versorgung des Jungen wesentliche Geräte wie Herd, Mikrowelle und Wasserkocher fielen ganz aus. Gleichzeitig kann Silvia Müller weder in Erfahrung bringen, ob ihr Vater, der im Hochwassergebiet wohnt, in Sicherheit ist, noch ob ihrer eigene Wohnung der Flut zum Opfer fiel und was mit ihren Haustieren ist. Der Heimweg, den sie erst im Laufe des nächsten Tages antreten kann, gerät zur verzweifelten Odyssee mit gesperrten, überschwemmten und zerstörten Straßen und Irrfahrten über Feldwege, ohne Handyempfang oder Navigationssystem. Eine Woche später leidet Silvia Müller immer noch unter einem latenten Gefühl der Unsicherheit: Das Urvertrauen, die gewohnte Kontrolle war plötzlich entzogen, Hilflosigkeit und Todesangst haben Spuren hinterlassen, das Trommeln des Regens auf dem Autodach löst Panikattacken aus.

Hier kann das digitale Angebot „Blickwechsel” helfen: Emotionale Unterstützung und die Hilfe zur Selbsthilfe stehen im Mittelpunkt –  unbürokratisch, vertraulich, diskret und behutsam. In einem persönlichen Gespräch können Betroffene ihr Anliegen schildern. Versierte Psychologen und Resilienztrainer ( Resilienz = seelische Widerstandskraft) betrachten gemeinsam mit dem Leidtragenden das Erlebte, die belastende Situation, trainieren den Wechsel der Perspektive, erarbeiten gemeinsam neue Ansätze zum Bewerten und Verarbeiten des Erlebten. Von außen betrachtet lassen sich traumatische Erlebnisse oft leichter klären und die psychischen Wunden bewusst betrachten, eigene oder externe Ressourcen klarer erkennen und nicht zuletzt Mut und Zuversicht vermitteln. Mit einer vertraulichen Beratung können die nestwärme Mitarbeiter:innen dazu beitragen, die persönliche Widerstandsfähigkeit zu stärken und eigene Bewältigungsstrategien zu (re-)aktivieren.

 


Über nestwärme e.V.:

nestwärme e.V. wurde 1999 von Petra Moske und Elisabeth Schuh gemeinsam mit betroffenen Eltern, Ärzten und Politikern der Region Trier gegründet. Aus dem ganz spontanen Bedürfnis, in einem konkreten Fall helfen zu wollen, wuchs der Verein zu einem Sozialunternehmen mit einem internationalen Netzwerk, das Familien mit schwerkranken und behinderten Kindern nachhaltig unterstützt. Heute arbeiten rund 100 Mitarbeiter und 1500 ehrenamtliche Nestwärmer:innnen an dem Ziel, Familien und Kinder stärker zu machen. Nester und Infopoints gibt es an 14 Standorten in Deutschland, Luxemburg und Österreich. Darüber hinaus betreibt der gemeinnützige Verein in Rheinland-Pfalz ein Kinderkompetenzzentrum mit ambulantem Kinderkrankenpflegedienst, ambulantem Kinderhospizdienst, ambulanter Brückenpflege, inklusiver Kinderkrippe und Fachberatung.

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