Nettetal. Das Palliativteam im Krankenhaus Nettetal baut auf tiergestützte Therapie
Einmal in der Woche empfängt Stationsärztin Christina Reulen ganz besonderen Besuch auf der Palliativstation: Timmy ist ein ausgebildeter Therapiehund und sorgt regelmäßig für Begeisterung bei den Patienten.
Mit komplementären Behandlungsverfahren wie Musik-, Kunst- und Aromatherapie macht das Palliativteam des Nettetaler Krankenhauses bereits viele Jahre gute Erfahrungen. Motiviert durch zahlreiche positive Berichte anderer Palliativstationen und Hospize hat das Team nun auch die tiergestützte Therapie eingeführt.
„Das Tier ist unvoreingenommen und ermöglicht den Zugang zum Patienten auf einer ganz anderen Ebene als im alleinigen therapeutischen Gespräch“, erklärt die Palliativmedizinerin Reulen. Während die Helfer den Fokus häufig auf die belastenden Aspekte wie Leid, Angst, Trauer richten würden, fordere die Interaktion mit dem Tier das im Menschen heraus, was heil und gesund ist. Überdies tue Streicheln und Zuwendung direkt der Seele gut. „Die Patienten erfahren in diesem geschützten Rahmen nochmals Wertschätzung und Selbstwirksamkeit“, weiß auch Lüger zu berichten. Die erfahrene Tier-Therapeutin arbeitet mit einem ihrer anderen Hunde bereits jahrelang in psychiatrischen Kliniken und in der Trauerbegleitung. Gerade Patienten, die selbst einen Hund haben oder hatten, würden profitieren und könnten sich gut öffnen.
Timmy, der seit mehr als zwei Jahren als Therapiehund im Einsatz ist, macht die Arbeit mit den Patienten sichtlich Freude. So lässt er sich bereitwillig auf den Schoß nehmen und genießt es ordentlich gekrault zu werden. „Grundsätzlich ist er aber ein eher ruhiger Hund, der erstmal zurückhaltend ist. So kann sich die Begegnung mit dem Patienten je nach dessen Verfassung langsam entwickeln“, beschreibt Lüger ihren vierbeinigen Kollegen.
Der kleine Chihuahua-Spitz-Mix und seine Hundeführerin betreten die Palliativstation stets auf ungewöhnlichem Weg, nämlich direkt über eine Feuerleiter. Vorher hat Reulen erkundet, welche Patienten einen Besuch wünschen bzw. von dem Tierkontakt besonders profitieren könnten. Patienten mit resistenten Keimen oder offenen Wunden und natürlich solche mit Angst vor Hunden oder Allergien darf Timmy leider nicht besuchen. Wie viele Patienten er an einem Besuchstag beglückt, hängt immer ein bisschen von der Intensität der einzelnen Begegnungen ab. Nach spätestens zwei Stunden ist auch der vierjährige Rüde erschöpft. Dann macht er sich auf Frauchens Arm wieder über die Feuerleiter auf den Heimweg. Finanziell ermöglicht werden seine Besuche durch den Förderverein des Krankenhauses.