(Foto: Stadt Dorsten)
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Dorsten. Bürgermeister Tobias Stockhoff verleiht Vera Konieczka die Ehrennadel in Silber

„Du bist eine Institution – sowohl menschlich als auch fachlich. Wir werden Dich vermissen“, sagte Bürgermeister Tobias Stockhoff bei seiner Rede, die er bei der Verabschiedung von Vera Konieczka hielt. Am 31. August ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dorsten offiziell aus dem Dienst ausgeschieden – nach fast 35 Jahren!

In Würdigung ihres herausragenden Engagements um Belange der Gleichstellung und Chancengleichheit hat Tobias Stockhoff ihr in einer kleinen Feierstunde nach der vergangenen Ratssitzung die Ehrennadel der Stadt Dorsten in Silber verliehen. Außerdem überreichte er ihr ein Schreibset, denn die 65-Jährige hat verraten, dass sie sich künftig mehr ihrer Leidenschaft, der Satire, widmen möchte.

Neben dem Bürgermeister hatten auch langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter die Möglichkeit, sich für ihren außerordentlich hohen Einsatz zu bedanken. Vera Konieczka selbst blickte in einer sehr launigen Rede zurück auf ihre beinahe 35 Jahre als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dorsten. Ihren Beitrag begann sie mit dem Zitat des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard: „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.“

Es war im Jahr 1985, als in Dorsten von Bürgerinnen die Einrichtung einer Gleichstellungsstelle beantragt wurde. Gesetzlich vorgeschrieben war das noch nicht, es war also reine Kür und keine Pflicht. „Wenn man bedenkt, dass in manch kleineren Kommunen diese Rechte heute noch umstritten sind, ahnt man, welche Revolution das damals bedeutete“, sagte Vera Konieczka. Am 16. Oktober 1986 trat sie in den Dienst der Stadt.

Eine „Revolution“ war das, von der die Stadt Dorsten in dreieinhalb Jahrzehnten in hohem Maße profitiert hat. Nicht nur innerhalb der Verwaltung wird die Dorstenerin für ihr Wirken in Sachen Gleichstellung außerordentlich geschätzt. Auch nach außen hat sie nachhaltig Maßstäbe gesetzt. Die Frauenkulturtage – vom damaligen Kulturamt ins Leben gerufen – hat sie von der zweiten Auflage an mitgestaltet und recht bald komplett übernommen. „Von da an war es mein Kind, für das ich durch dick und dünn gegangen bin“, sagt Vera Konieczka. Die Frauenkulturtage wurden eine Marke, die weit über die Stadtgrenzen Dorstens hinaus strahlt. Jahr für Jahr hat sie sich ins Zeug gelegt, um den Bürgerinnen eine bunte, attraktive Mischung aus Kleinkunst, Musik, Lesungen, Ausstellungen und Diskussionen bieten zu können.

Frauenförderung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Frauen in Führungspositionen, die Begleitung von Einstellungsverfahren unter dem Blickwinkel von Gleichstellung, das Sichtbarmachen von Frauen in der Sprache – all das sind Themen und Aufgaben, denen sich Vera Konieczka innerhalb der Stadtverwaltung mit Leib und Seele verschrieben hat.

Aber auch das „Netzwerken“ gehörte zu den Begabungen der Gleichstellungsbeauftragten: Viele Vereine, Gruppen, Institutionen, Beratungsstellen und Bildungseinrichtungen haben Vera Konieczka in den vergangen drei Jahrzehnten um Rat gefragt – und ihn bekommen.

Gewalt gegen Frauen – auch das war ein Thema, für das sich Vera Konieczka mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln einsetzte. So engagierte sie sich dafür, dass das Dorstener Frauenhaus in die Landesförderung aufgenommen wurde. Bei der damaligen Landesregierung konnte sie mit einer guten Argumentation für Dorsten punkten.

Gänzlich verzichten muss die Stadtverwaltung Dorsten noch nicht auf Vera Konieczka. Bis zum 1. November, bis zu dem Tag, an dem ihre Nachfolgerin Kim Wiesweg ihre Stelle antritt, wird sie der Stadt Dorsten als „Rentnerin“ mit einer reduzierten Stundenzahl noch zur Verfügung stehen. Auch darüber hinaus, das hat Vera Konieczka versprochen, steht sie bei Bedarf bei Fragen zum Thema Gleichstellung und Chancengleichheit gerne beratend zur Verfügung.

Bevor sie vor rund sieben Jahren ihr Büro im 1. Obergeschoss des Rathauses bezogen hat, soll sie innerhalb der Dorstener Stadtverwaltung übrigens 16 Mal umgezogen sein. Am 31. August hat Vera Konieczka zum letzten Mal im Rathaus die Kartons gepackt.

Nicht nur Bürgermeister Tobias Stockhoff wird sie vermissen. Menschlich und fachlich.

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