Mitglieder des Ausschusses am Auslauf des Regenwasserkanals zum Versickerungsbecken Theo-Mülders-Straße (Foto: Stadt Tönisvorst)
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Tönisvorst. 50 bis 80 Liter Regen binnen sechs Stunden. So geschehen im Juni. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr fallen in Tönisvorst 720 Liter (Referenzzeitraum 1961-1990). Die Frage: Wie schützt man die Infrastruktur vor Starkregenereignissen, die alle bisherigen Prognosen sprengen – und immer häufiger auftreten? Denn vom Grundsatz her ist das Kanalnetz ausreichend dimensioniert. Was also tun? Das Stichwort lautet „Regenwasserretention“, also einen Puffer einbauen. Das geht indem man das Niederschlagswasser gar nicht erst in den Abwasserkanal befördert, sondern im Grünen versickern lässt. Diesen Ansatz verfolgt die Stadt Tönisvorst seit rund 20 Jahren in ihren Neubaugebieten. Beispiele hierfür sind die Baugebiete im Bereich Rebhuhnweg oder Gerkeswiese. Wie das genau funktioniert, hat sich der Ausschuss des städtischen Abwasserbetriebes in den Baugebieten Corneliusweg und Theo-Mülders-Straße angeschaut.

Versickerung am Corneliusweg

„Die Entsorgung des häuslichen Schmutzwassers im Corneliusweg erfolgt über einen reinen Schmutzwasserkanal, der dieses Schmutzwasser an den vorhandenen Mischwasserkanal im Bereich des Südrings (L 379) angibt, von wo aus das Schmutzwasser zum Klärwerk zur Reinigung geleitet wird“, so der technische Leiter des städtischen Abwasserbetriebes, Jörg Friedenberg. Das Regenwasser der privaten Grundstücke versickert jeweils vor Ort auf dem eigenen Grün. Das Oberflächenwasser der versiegelten Gehwege und Straßen in diesem Bereich – zirka 7.000 Quadratmeter – wird hingegen über Entwässerungsrinnen in jeweils acht Versickerungsmulden geleitet. Die acht Mulden können zusammen zirka 140 Kubikmeter – also 140 000 Liter Regen – auf einmal aufnehmen.

Theo-Mülders-Straße / Josef-Schultes-Straße

Im Baugebiet Theo-Mülders-Straße/Josef-Schultes-Straße wird das Regenwasser von den befestigten privaten Privat- und Dachflächen sowie das Niederschlagswasser der Straßen und Wege in einen Regenwasserkanal geleitet. Bei Regenbeginn speichert das Kanalnetz die Wassermengen bis zu einer Menge von 250 Kubikmeter. Eine Pumpstation fördert dann das anfallende Regenwasser über einen Sammelkanal und vorgeschaltetem Schlammfang mit einer Leistung von maximal 20 Liter pro Sekunde zu den beiden Versickerungsmulden. Selbst, wenn die Pumpen es nicht mehr schaffen, springt der Überlauf an und bringt den Gesamtabfluss in die Mulden. Die Versickerungsbecken mit einem Gesamtvolumen von zirka 1.000 Kubikmeter unterliegen einer Beaufschlagungspriorität. Das heißt: Becken 1 wird vor Becken 2 gefüllt.

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